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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Ballerbüchse mit Gasantrieb. Ha-haa, Viktor schießt im Horizontalkampf mit Farbkugeln.«
    »Korhonen, zum Teufel!« Parjanne zuckte zusammen, als er sich beim Fluchen ertappte. »Es sind Kunden in der Nähe, Frauen und Kinder. In dieser Situation könntest du ein bisschen mehr Respekt zeigen«, fauchte er.
    »Jawollja, sagt Olga. Wir sind hier wohl fertig, Chef .« Korhonenbetonte das letzte Wort so, dass man eine Beleidigung dahinter vermuten konnte. Er setzte sich ans Steuer, ließ den linken Arm locker aus dem Fenster hängen, während er den Wagen aus der Parklücke lenkte, und sang mit lauter Stimme. » Eilt euch, ihr Seelen, unsre Zeit nimmt ein End …«
    Sein Vibrato hallte nach.
    »Lied 408«, sagte Matti.
    »Woher weißt du das denn?«, wunderte ich mich.
    »Mutter ist eifrig zur Kirche gegangen, als sie bei uns in Kolppana eine Gemeinde gegründet haben, und uns Kinder hat sie mitgenommen. Da haben sich die Lieder eingeprägt.«

30
    Marja sagte, sie werde das Abendessen zurechtmachen, die Kinder müssten längst im Bett liegen, du lieber Himmel. Und du, Xenja, setzt dich hin und ruhst dich aus, legst die Beine hoch und trinkst ein Glas Wein, ordnete sie fürsorglich an.
    Matti Kiuru und ich waren draußen geblieben. Sergej hätte uns gern zugehört. Er stand neben Matti, hatte die Hände genau wie er in die Gesäßtaschen gesteckt, und versuchte, mannhaft auszuspucken. Als Xenja ihn ins Haus rief, gehorchte er widerstrebend.
    Matti war uns nach Tapanila gefolgt, obwohl ich ihn nicht darum gebeten hatte. Nun stand er verlegen auf dem mit Steinmehl bestreuten Gartenweg.
    »Na, Matti, was hast du auf dem Herzen?«
    »Mir geht die Waffensache nicht aus dem Kopf«, begann er zögernd. »Sollte ich nicht eine haben? Wenn ich mir überlege, wozu du mich … sozusagen ausbildest … oder anleitest.«
    Matti holte sein Rollbandmaß aus der Tasche und zog das dünne Stahlband vor und zurück, ließ es ab und zu ganz in das Gehäuse zurückschnellen. Ich betrachtete ihn und überlegte. Ich selbst vermied es nach Möglichkeit, eine Waffe bei mir zu tragen, denn dabei bestand immer die Gefahr, dass ich sie auch benutzen musste. Aber manchmal brauchte ich sie, zur Abschreckung oder als Lebensversicherung, um die Angriffsschwelle zu erhöhen.
    Bei gefährlichen Situationen hatte ich Matti nicht mitgenommen, bisher jedenfalls noch nicht. Ich dachte auch an seinen Vater Antti, der bereits einen Sohn verloren hatte. Er würde sich sorgen und grämen, wenn er wüsste, was Matti trieb. Aber ich versuche ja, meine Geschäfte in Richtung Legalität zu entwickeln, und ich werde Matti nirgendwo hinschicken, wo auf ihn geschossen wird, beruhigte ich mich selbst. Und Antti brauchte ich nicht alles zu erzählen. Es war ganz unnötig, ihn zu beunruhigen. Väter waren nur dann sorglos und gut gelaunt, wenn sie nicht zu genau über das Treiben ihrer Sprösslinge informiert waren.
    »Warte mal.«
    Ich ging ins Arbeitszimmer. Marja folgte mir, sie lehnte sich an den Türrahmen. Neben dem Schreibtisch stand ein mit Ordnern und Büchern gefülltes Regal, auf dessen oberstem Brett sich Videokassetten aufreihten. Ich nahm die dritte Kassette von rechts, auf dem Rücken stand Karelien, Land der Erinnerung . Aus der untersten Schreibtischschublade holte ich ein paar Schachteln Munition.
    »Den Film habe ich noch gar nicht gesehen«, bemerkte Marja trocken.
    »Den will ich Matti leihen«, knarzte ich.
    »Seid vorsichtig, Jungs«, sagte Marja, als würden wir zum nächtlichen Eisangeln aufbrechen. »Aber Pawel müsst ihr finden. Xenja bricht bald zusammen.«
    »Soll ich mich etwa in einen russischen Bauarbeiter verwandeln?«, giftete ich. »Na schön, wenn ich ein bisschen übe, schaffe ich es schon«, fügte ich dann hinzu, als hätte ich nur einen Witz gemacht. »Ich suche ihn. Matti hat Pawels Arbeitgeber schon gefunden. Wahrscheinlich.«
    Marja kehrte in die Küche zurück. Beim Hinausgehen sahich, dass sie selbst und Anna, die in ihrem Hochstuhl saß, mich mit derselben ernsthaften Miene anschauten.
    Matti stand rauchend im Garten. Ich hatte ihn selten mit einer Zigarette gesehen. »Hier.« Ich reichte ihm die Videokassette. Matti wog sie in der Hand und lächelte, als er begriff.
    »Eine Walther PPK , alt, funktioniert aber noch. Ein zuverlässiges Ding. James Bond hatte auch so eine.«
    Dann gab ich ihm die Schachteln mit den Patronen. Matti öffnete die Videohülle, bewunderte die schwarze Pistole, nahm sie in die Hand und zielte im

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