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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Normal zu klingen. Die Gewissheit voneinander. Sie fühlte sich erhoben. Ihre Haut sich anders um sie spannte. Die Haut. Eine enge Grenze. Hell. Hell und leuchtend. Irgendwie. Um den Busen herum. Um die Taille. Der Rumpf. Leuchtend umfangen und lachen hätte können. Darüber. Glucksend lachen. Laut lachen. Glücklich lachen hätte können. Der Mann hatte sie gesehen. Er hatte sie gezeichnet. Er hatte sie nackt gesehen. Es war das alles. Das alles, was so schwierig war. Dieses erste Ausziehen. Dieses Tasten. Dieses Abschätzen. Es wurde ja doch immer zu einem Abschätzen. Es war immer zu einem Abschätzen geworden. Die erste Nacktheit. Und sie hatte ihn nackt gesehen. Seine Nacktheit aufgezeichnet. Und er sie. Und sie hätten es. Da. Auf der Stiege. Und sie wollte nichts überlegen. Sie hatte es. Sie hätte es. Es wäre selbstverständlich gewesen. Sie war nicht tot. Es war nicht tot in ihr. Sie war nicht gestorben. Innen. Sie war nicht abgetötet. Nicht ganz. Jedenfalls. Sie gingen dahin. Selma folgte der jungen Frau. Sie ging hinter ihr quer über Straßen. Ging neben ihr Straßen hinunter. Belebte Straßen und helle Beleuchtung. Autos und Fußgänger. Stille Straßen und das Licht der Straßenlampen im Blattwerk der Bäume verfangen. Ob es noch weit wäre, fragte sie. Die junge Frau schüttelte den Kopf. Nein. Nein. Das wäre hier alles gleich um die Ecke. Selma wusste nicht mehr, wo sie war. Sie hatte gleich am Anfang die Richtung verloren. Sie schaute sich nach Straßentafeln um. Die Straße eng. Kaum Licht in den Häusern. Neben einer Toreinfahrt Tafeln von Firmen. Weit hinten. Hinter geparkten Lastwagen eine Lagerhalle. Hohe Zäune. Ein schmaler Weg vom Gehsteig weg. Den hohen Zaun entlang. Links eine Feuermauer. Eine Peitschenleuchte hoch über dem Durchgang. Das grelle Licht nicht bis zum Boden reichte. Aber die Farben veränderte. Lila leuchtend. Graffiti. Mit neuen Graffiti übermalt. Am Boden Dosen. Bierflaschen. McDonald’s-Behälter. Alles lila leuchtend. Sie wateten durch den Müll. Selma versuchte, die McDonald’s-Behälter zu vermeiden. Aber sie lagen so dicht. Der Pappendeckel krachte bei jedem Schritt. Becher brachen knallend. Dosen zerbrachen. Flaschen kollerten davon. Selma ging langsamer. Zögerte. Waren das Einwegspritzen, was da am Boden glitzerte. Sheila drehte sich um. Das wäre schon richtig. Hier. Sie seien gleich da. Wirklich. Und zu zweit könnte ihnen hier nichts passieren. Thelma solle sich keine Sorgen machen. Selma drückte ihre Tasche unter den Arm. Hielt die Tasche an sich gepresst. Sie wolle nicht altmodisch erscheinen, aber dieser Weg. Der wirke nicht sehr sicher auf sie. Sheila lachte. Sie ging voran. Sie kamen an eine Ecke. Ein dunkler Platz. Der Zaun lief weiter. Nach links ein Parkplatz. Die Markierungen bleiche Linien. Dunkle Flecken. Öl. In der Ecke zwei Autos. Sonst leer. Ein Haus. Ihnen gegenüber ein Haus. Das Haus ragte in den fahlen Nachthimmel. Es war still hier. Sheila ging über den Platz. Sie ging auf das dunkle Haus zu. Selma war unsicher geworden. Sie wusste nicht mehr, was sie erwarten sollte. Vom Mini-Club. Sheila ging schnell. Steuerte auf das Haus zu. Selma stand am Rand des Platzes. Es war spät. Sie war müde. Der Tag war lang gewesen. Und sie sollte sich Gedanken machen, wie sie ins Hotel zurückfand. Der Platz unbeleuchtet. Sheila nicht mehr zu sehen. Sheila ein Umriss geworden. In den tiefen Schatten unter dem Haus getaucht. Selma sah sich um. Eine Straße führte nach links davon. Weit unten das gelbe Licht von Sicherheitsscheinwerfern. Hundebellen. Kurz. Und der Weg zurück. Zwischen dem Zaun und der Feuermauer. Sie stieg vom Gehsteig. Stieg auf den Platz. Sie ging. Ging schneller. Lief. Sie begann zu laufen. Sie erreichte Sheila gerade, als sie die Haustür aufstemmte. Eine Holztür mit einer riesigen Messingschnalle. Die Türschnalle übergroß. Art déco. Die Schnalle. Ein Bündel Korn mit einer dicken Kordel zusammengebunden. Eckig. Das Haus aus der Zeit. 1929. Oder 1927. Große Fenster. 3 oder 4 Stockwerke hoch diese breiten großen Fenster. Selma kannte solche Fenster aus Berlin. Oder New York. Loftfenster. Die Fenster waren mit einem Material ausgefüllt. Es sah aus wie dunkles Holz in den Fensterrahmen. Kein Glas spiegelte die Lichtreste von der Peitschenleuchte weit hinten. Das Haus vollkommen lichtlos. Als hätte das Haus alles Licht in sich aufgesogen. Sheila stemmte die Tür auf. Roter Dämmer. Innen. Sheila hielt Selma die Tür offen.

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