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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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man bei Sebastian und hatte dann noch ein Bier gut. Alle waren fröhlich. Selma stand da. Sie wurde gefragt, woher sie käme. Was sie in London mache. Niemand fragte mehr. Es wurde über das Wetter gesprochen. Wie toll es wäre, dass die Sonne drei Tage in Folge zu sehen sei. Und dass das weitergehen sollte. Dass die Wettervorhersage gut aussähe. Eine Hitzewelle in London. Das wäre doch fabelhaft. Ein Mann stellte sich vor. Er hieße Tom, und wenn sie aus Wien wäre. Einer seiner Freunde habe gerade eine Frau aus Wien geheiratet. Er wäre zur Hochzeit da gewesen. Wien sei eine sehr schöne Stadt. Er müsse unbedingt wieder da hin. Wie es dieser Frau aus Wien in London ginge, fragte Selma. Der Mann sah sie an. Das könne er nicht beurteilen, sagte er. Wie das für sie sei. Alle hatten bezahlt und ihr Bier bekommen. Sebastian holte ein Bier für sich aus dem Eiskasten. Er lehnte sich an der Bar an und trank in einem langen Zug. Die drei starken Männer feuerten ihn an dabei. Die anderen fielen ein. Alle prosteten einander zu. Das wäre wieder eine besonders erfolgreiche drawing class gewesen. Wie das weiterginge. Ob es eine Sommerpause gäbe. »I am here.« sagte Miss Greenwood. Sie drehte sich von der Bar weg. Sah die Umstehenden an. Wer etwas erreichen wolle, der dürfe keine Pausen machen. Niemand dürfe Pausen machen. Fertigkeiten wie Zeichnen. Wenn man das wirklich können wollte, dann gab es nur ein ununterbrochenes Ausüben. Machen. Dann gäbe es nur ein Leben in diesem Tun. Alles andere wäre Dilettantismus. Und die Mühe nicht wert. Miss Greenwood hatte kleine runde rote Flecken auf den Wangen. Während ihrer Predigt. Sie sah jeden Einzelnen an. Nicht alle konnten ihrem Blick standhalten. Eine blonde junge Frau musste lachen. Begann zu lachen. Unter diesem Blick. Miss Greenwood trank ihr Glas aus. Sie habe es satt. »I am fed up with you ninnies. I am through with this.« Sie knallte das Glas auf die Bar. Sie ging. Es wurde ihr sofort Platz gemacht. Sie stapfte auf die Stiege zu. Sie hielt einen Augenblick inne, bevor sie begann, die Stiegen hinaufzusteigen. Es war still. Sie hievte sich am Geländer die Stiegen hinauf. Langsam. Sie schaute gerade vor sich hin. Sah nicht zurück. Grüßte nicht. Sie stampfte davon. Man hörte sie oben. Sie sagte etwas zu sich. Dann war sie nicht mehr zu hören. An der Bar begannen alle zu reden. Sebastian beugte sich zu Selma herüber. Das wäre jede Woche so. Miss Greenwood würde es nie verkraften, dass sie von der Slade School entlassen worden wäre. Dass ihr Fach überflüssig geworden wäre. Und dass Miss Greenwood wirklich glaube, dass die Kunst damit am Ende sei. Dass sich Miss Greenwood eine Kunst ohne handwerkliche Fähigkeiten nicht vorstellen könne. Dann wäre es ja richtig gewesen, Miss Greenwood in dem Film sich immer annähern zu lassen, sagte Selma. So vor sich hin. »Obviously we have a film buff on our hands.« rief Sebastian. Das wäre gut, sagte die junge Frau aus dem Film. Sie war an die Bar gekommen. Selma lächelte sie an. Sie würde gerne mehr über diesen Film erfahren. Bierflaschen wurden auf die Bar gestellt. Leute gingen. Lachend. Bis nächste Woche. Sie würden einander dann nächste Woche sehen. Wenn sie wirklich über den Film reden wolle, sagte die junge Frau. Dann sollte Selma doch einfach mitkommen. Sie gingen alle jetzt noch in den Mini Club. Ob sie den kenne. Selma fragte Sebastian, was sie zu bezahlen habe. »Two G&Ts. That is 8 Pounds. Did Miss Greenwood pay you?« Selma schüttelte den Kopf. Sie suchte nach dem Geld. Hätte sie denn von Miss Greenwood das Geld bekommen sollen. Sebastian verzog das Gesicht. Miss Greenwood bezahle das Modell aus ihrem Honorar. Der Raum und die Staffeleien und sonst alles. Das wäre seine Sache. Er seufzte. Selma legte das Geld auf die Bar. Sie lächelte ihn an. »Keep up the good work.« sagte sie und ging der jungen Frau nach. Die wartete an der Stiege. Es wäre nicht weit, sagte sie und ging voran.

21
    Sebastian kam ihr nachgelaufen. Sie waren schon fast oben. Sie hatten schon fast den Stiegenabsatz zum Ausgang erreicht. Der Mann rief »Stop. Stop. Wait. Please wait.« Selma blieb stehen. Sie konnte durch das Geländer gerade noch hinuntersehen. In den Raum. Sie sah von oben auf die Wand mit den Filmplakaten und der Tür, hinter der die Staffeleien aufbewahrt wurden. Sebastian kam die Stiegen herauf. Die junge Frau ging weiter. Sie blieb dann oben stehen. Stand im Türrahmen. Drehte sich um und sah

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