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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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auslaufen, so schnell waren sie die Straße hinunter und um die Ecke. Sie lachten. Selma musste lachen, weil die blonde Frau lachte. Sie kamen zum Stehen. Standen keuchend. Sahen einander an. Sie mussten wieder lachen. Die Frau zog Selma weiter. Das Licht. Die Sonne hoch oben auf Fenstern aufglänzte. Es musste 8 Uhr sein. Halb 9. Die Sonne weg. Die Helligkeit noch. Aber schon wieder kürzer. Es war der 6. Juli. Die Tage wurden schon wieder kürzer. Aber sie war weit im Westen. Gegen Wien war sie weit im Westen und der Tag viel länger. Sie gingen an hohen schmiedeeisernen Zäunen entlang. Weiß gestrichen. Dann schwarz. Die Troddeln an den schmiedeeisernen Kokarden golden. Sie kamen auf einen lang gezogenen Platz. Riesige Platanen in der Mitte. Eine lange Reihe weit ausladender hoher Bäume. Die Straße rund um die hellen Stämme. Zwischen den Bäumen weiße Sitzbänke. Die Gehsteige mit großen Platten belegt. Die Schritte hohl klappernd. Die blonde Frau trug Sandaletten mit hohen Absätzen. Jeder Schritt ein klimperndes Geräusch. Hinter den Zäunen Backsteinbauten. 7 oder 8 Stockwerke hoch. Erker und Fenster weiß abgesetzt. Stiegen zu den Eingängen. Tore in den Zäunen zu den Souterrainwohnungen. Die Türen in allen Farben lackiert mit messingglänzenden Türschnallen und messingglänzenden Klingelknöpfen. Die Klingeln in Glasscheiben eingelassen und die Namen rund um die Klingelknöpfe. Selma lief neben der Frau. Versuchte Schritt zu halten. Susanna Ammannshausen war um einen Kopf größer. Sie hatte viel längere Beine und stürmte dahin. Lachend segelte sie auf das Haus in der rechten Ecke des Vierecks zu. Selma musste mitlachen. War fröhlich. Wie witzig. Gilchrist musste die Rechnung jetzt selber zahlen. Die ganze Rechnung. Und ob er ihren Fisch auch essen würde. Sie war leicht. Das Laufen hatte sie in eine Leichtigkeit versetzt. Sie hätte Lust gehabt, weiterzulaufen. Weiter die Straße hinunterzustürmen. Und alle zur Seite gesprungen. Ihre Hand. Die Hand der anderen Frau hielt ihre Linke fest umfangen. Sie gingen. Susanna ein wenig vor ihr. Sie führend. Die Frau lächelte. Wandte sich ihr zu. Sie müssten nur in die Wohnung. Dann wären sie sicher. Fürs Erste wären sie dann sicher. Selma nickte. Sie wusste nicht, warum sie sicher sein sollten. Warum Sicherheit notwendig war. Überhaupt. Aber sie ließ sich mitziehen. Folgte. Sie war neugierig. Erwartungsvoll. Es war klar, dass etwas zu erwarten war. Sicherheit. Das Laufen. Eine Geschichte. Sie war nicht neugierig. Sie war erwartungsvoll. Ein Glucksen der Erwartung in der Kehle. Ein Abenteuer. Ein Abenteuer hatte begonnen. Sie sah die Frau an. Die machte ein entschlossenes Gesicht. Sie ließ ihre Hand los. Begann in ihrem Täschchen zu kramen. Lief die Stufen zu einer rot lackierten Eingangstür hinauf. Stand einen Augenblick und suchte in ihrer Tasche. Sie fand den Schlüssel. Hielt ihn in der Hand. Sah sich um. Sie ließ den Blick über den ganzen Platz streifen. Dann sperrte sie auf. Sie stieß die schwere Tür nur so weit auf, dass sie durchschlüpfen konnten. Dann stemmte sie sich gleich gegen die Tür, die Tür ins Schloss zu drücken. »Ich habe ihm seinen Schlüssel abgenommen.« zischte sie. »Er hat es noch nicht bemerkt. Jetzt schnell.« Sie lief den schmalen Gang hinunter. Weiße und schwarze Marmorplatten. In Nischen die Büsten römischer Dichter und Politiker. Cicero gleich rechts der Erste. Dann Marc Aurel und Horaz. Selma sah sich um. Cäsar. Cäsar durfte doch in so einer Galerie nicht fehlen. Die Frau stieg schon die Stiegen hinauf. Selma lief ihr nach. Was machte sie hier. In fremden Häusern herumlaufen. Dann folgte sie der Frau hinauf. Die eilte an der Wohnungstür im 1. Stock vorbei. Eine glatte metallen glänzende Doppeltür. Nirostaglänzender Stahl. Kein Schloss. Kein Türgriff. Das Wählpad der Sicherheitsanlage links an der Wand. Selma lief der Frau nach. Wohin war sie geraten. Was passierte hinter diesen Stahlplatten. Die Frau wartete vor der Tür im nächsten Stock. Weiß lackierte Türflügel. Die Frau steckte den Schlüssel ins Schloss. Das orange Licht der Alarmanlage begann zu blinken. Von drinnen war ein schnarrender Ton zu hören. Selma wurde wieder durch die Tür gezogen. In die Wohnung gerissen. Die Frau steckte den Schlüssel in ein Schloss auf einer Metallplatte. Ein kleiner Fernsehschirm zeigte den Eingang auf die Straße. Ein Mann in Jeans und weißem T-Shirt ging an den Stufen vor dem Haus vorbei. Seine

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