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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Leitung frei war. Wenn die Fächerfensterchen weiß gefüllt waren. Dann telefonierte jemand anderer. Dann hatte man warten müssen. Die Mutter dann davor gestanden. Das Telefon damals an der Wand befestigt gewesen. Die Mutter davor gestanden und gewartet, bis das Telefon so geläutet hatte. Bis dieser schrille Ton ihr ein Gespräch versprach. Oder die Fächerfenster schwarz geworden. Mit einem Knacken wieder schwarz geworden und die Mutter so schnell wie möglich den Hörer gehoben und auf den weißen Knopf gedrückt. Sich die Leitung erobert. Und dann lange geredet. Bis jemand an der Tür geklopft und gebeten hatte, die Leitung doch frei zu machen. Andere Menschen wollten auch telefonieren. Und der Vater am Abend einen Vortrag gehalten. Über die Tugend des knappen Telefonierens. Und dass dieses Getratsche. Dass die Technik nicht für dieses Weibergetratsche da sei. Da sein könne. Die Frau fuhr nach dem ersten Läuten in die Handtasche. Riss das handy heraus, sah das display an und drückte auf die Annahmetaste. Sie mache auf, sagte sie in den Apparat. Sie sprach wieder englisch. Ob sie eine englische Sprechausbildung habe, fragte Selma. Dieses Englisch so perfekt. Die Frau reagierte nicht. Sie verstaute das handy wieder in der Tasche. Sie müsse jemandem aufmachen. Jemanden hereinlassen. Dann könnte Selma gehen. Bis dahin sollte sie einfach hier bleiben. Sie sollte sich wieder setzen. Sie wäre gleich wieder zurück. Der Weg zur Eingangstür sei ja nicht weit. Die Frau sprach englisch mit Selma. Selma wollte nicht warten. Sie wollte mit hinaus. Sie ging der Frau nach. Die drehte sich um und sah sie an. Selma blieb stehen. Der Blick. Selma wartete, bis die Frau aus der Wohnung war. Die Wohnungstür wurde von draußen geschlossen. Sie hörte aber keinen Schlüssel. Sie hörte keinen Schlüssel, der umgedreht wurde. Sie hastete zur Tür. Bemühte sich kein Geräusch zu machen. Sie musste nur hier hinaus. Das war alles. Verrückt. Aber wirklich passieren. Was konnte ihr geschehen. Noch eine Glasschale. Aber 2. 2 Personen. Sie wusste ja nicht, wer da kommen sollte. Wo war sie hingeraten. Sie war in eine de-Sade-Geschichte geraten. Eine de-Sade-Gastgeberin, die Sarah Kane zitierte. Gut zitierte. So wurden diese Texte inszeniert. Genau so saßen die Schauspielerinnen auf den Bühnen und sagten diese Texte. Die Texte ein Geständnis und die Körper ebenso. Sie hörte nichts von draußen. Sie stand da. Die Stille in der Wohnung. Die Stille auf dem Gang. Als gäbe es außer ihr keinen Menschen auf der Welt. London weit weg. Nichts zu hören. Nicht einmal das entfernte Murmeln des Stadtverkehrs. Das Dröhnen der Stadt ein Grundton. Wenigstens. Selma drückte die Klinke nieder. Die Tür ging nach innen auf. Selma trat zur Seite. Sie schaute auf den Gang hinaus. Der Gang leer. Niemand auf den Stiegen. Hinauf. Es ging noch mehrere Stockwerke hinauf. Niemand. Sie ging aus der Wohnung. Auf Zehenspitzen. Zog die Tür fast zu. Ließ die Tür angelehnt. Sie lief die Stufen hinauf. Hetzte zwei Stockwerke hinauf. Sie blieb auf dem Stiegenabsatz stehen. Schaute hinunter. Hier Geräusche von draußen. Eine Stimme. Ein Hundebellen. Ein Auto. Dann wieder nichts. Lange. Dann ein Mann. Er ging mit lauten Schritten über die Marmorplatten des Eingangs. Seine Absätze mit Eisen verstärkt. Maßschuhe, dachte Selma. Sie stand weit weg vom weiß gestrichenen Holzgeländer. Beugte sich weit nach vorne. Stand dann wieder an die Wand gepresst. Wenn der Mann nun hier heraufkam. Wenn dieser Mann hierher wollte. Keine Tür auf diesem Stiegenabsatz. Die Wände glatt und weiß. Hier war kein Eingang. Hierher konnte niemand wollen. Ihr Herz. Der Mann eilte die Stiege hinauf. Bei jedem Schritt schliff er über den Stein. Stetig. Schnell. Dann klapperte er über den Stiegenabsatz zur nächsten Stiege. Selma traute sich nicht, hinunterzuschauen. Sie zählte die Stiegenabsätze. Dann war Stille. Die Tür wurde zugestoßen. Selma lief hinunter. Sie sprang hinunter. Nahm 2 Stufen auf einmal. Flog über die Stiegen. Die 4 Stockwerke hinunter. An der Tür im zweiten vorbei. Schnell. Sie wollte nur schnell sein. Der Lärm war ihr gleichgültig. Aber ihre Schuhe nur dumpf das Aufspringen. Ein dumpfes Poltern. Sie stürmte hinunter. Stürzte in die schmale Eingangshalle. Die Tür zu. Sie lief auf die Tür zu. Rüttelte an ihr. Die Tür ging auf. Sie fiel fast um. Sie hatte gedacht, diese Tür versperrt. Sie lief die Stufen zum Eingang hinunter. Sprang über

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