Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Aphrodites Mom sie an. »Heute Nacht ist nichts mehr
sicher
. Niemand wird mehr
sicher
sein, solange Sie Blutsauger in unserer Nachbarschaft leben!«
Während Aphrodite ihre Mutter wie betäubt anstarrte, trat ich vor und war erstaunt, wie ruhig meine Stimme klang. »Lenobia, das ist Aphrodites Mom. Sie sagt, ihr Mann sei getötet worden.«
Lenobia reagierte sofort. »Mrs. LaFont. Da müssen Sie sich irren. Es war eine unserer Jungvampyrinnen, die heute Nacht tragisch verstarb.«
»Tragisch? Das einzig Tragische ist, dass nicht noch mehr von euch tot umgefallen sind.« Mrs. LaFont wirbelte herum und zeigte in die Ecke neben dem offenstehenden Haupttor. Ich konnte gerade so erkennen, dass dort jemand auf dem Boden lag. »Da liegt er! Umgebracht und ausgesaugt von einem Vampyr!« Wieder brach sie in hysterisches Schluchzen aus und klammerte sich verzweifelt an ihre Tochter.
»Ich sehe nach«, ertönte kraftvoll und ruhig Darius’ Stimme. Zärtlich berührte er Aphrodite an der Schulter, dann joggte er zu der am Boden liegenden Gestalt. Kniete sich daneben. Zögerte, dann stand er auf, zog sich die Jacke aus und breitete sie darüber. Langsam kehrte er zu Aphrodite zurück, die ihre aufgelöste Mutter in den Armen hielt. »Es tut mir leid«, sagte er. »Es ist tatsächlich dein Vater, und er ist tot.«
Mrs. LaFonts Schluchzen ging in ein langgezogenes schrilles Klagegeheul über. In der Menge erhob sich ein unruhiges Flüstern, in dem Furcht und Unmut zu ahnen waren. Man konnte die aufkommende Panik fast mit den Händen greifen. Ich wusste, wenn ich nicht schnell etwas tat oder sagte, würde die schreckliche Nacht vielleicht noch schrecklicher werden – und gefährlicher. Froh darüber, wie ruhig ich noch immer klang, erhob ich die Stimme.
»Aphrodite, bring deine Mom in die Schule. Darius, ruf die Polizei an und sag Bescheid, dass der Bürgermeister tot ist. Lenobia, Stark, Schwester Mary Angela und ihre Schwestern, bitte bringen Sie unsere Besucher zu ihren Autos. Ich begleite Aphrodite und ihre Mom und hole Thanatos. Sie wird sich um alles Weitere kümmern.«
Die Leute setzten sich tatsächlich in Bewegung und taten das, worum ich sie gebeten hatte, da riss sich Aphrodites Mom plötzlich von ihrer Tochter los und schüttelte wie wild den Kopf. »Nein! In dieses Gebäude setze ich keinen Fuß mehr!
Die haben meinen Mann umgebracht!
«
»Mutter«, versuchte Aphrodite, sie zu beruhigen. »Wir wissen nicht, was mit Dad passiert ist. Er hatte hohen Blutdruck. Vielleicht war es ein Herzinfarkt.«
»Seine Kehle wurde herausgerissen, und all sein Blut ausgesaugt! Das war nicht das Herz, das war ein Vampyr!«, brüllte ihre Mutter.
Ich sah Darius an, der mit dem Handy am Ohr dastand. Er nickte kaum merklich.
Oh Mist
.
»Mrs. LaFont, falls das ein Vampyr war, verspreche ich Ihnen, dass wir ihn oder sie finden und bestrafen werden«, sagte Lenobia ernst.
»Genau wie Ihre Ex-Hohepriesterin sagte – Sie sind gewalttätig!«, schluchzte Mrs. LaFont. »Deshalb ist sie auch gegangen. Hätten wir nur auf sie gehört! Wir alle! Die arme Neferet, sie war Ihr erstes Opfer …«
»Zoey, bring diese Frau zum Schweigen«, zischte Lenobia mir zu, während sie an mir und Stark vorbeieilte. »Ich kümmere mich um die Leute. – Okay, meine Damen und Herren«, sagte sie laut. »Ich entschuldige mich noch einmal aus tiefstem Herzen für die Ereignisse dieser Nacht. Bitte folgen Sie den Schwestern und mir jetzt zu Ihren Autos. Die Polizei wird gleich hier sein, und wir dürfen auf keinen Fall den Tatort verfälschen.«
»Ich helfe ihr wohl besser«, murmelte Stark.
»Nein, hilf lieber
mir
.« Ich packte seine Hand. Er sah mich fragend an. Ich senkte die Stimme und beugte mich zu ihm. »Du hörst doch, wir müssen sie zum Schweigen bringen. Ich brauch dein Roter-Vampyr-Mojo.«
Seine Augen weiteten sich, aber er nickte und flüsterte zurück: »Was soll ich tun?«
»Bring sie dazu, dass sie nicht mehr herumzetert und mit Anschuldigungen um sich schmeißt, sondern nur noch leise vor sich hinweint.«
Er nickte noch einmal. Wir eilten zu Aphrodite, die ihre schluchzende Mutter hilflos anstarrte. Ich suchte ihren Blick und versuchte, ihr mit den Augen zu vermitteln, was meine nächsten Worte wirklich bedeuteten. »Stark wird mit deiner Mom
reden
. Ist das okay für dich?«
Aphrodites Blick flitzte zu Stark, zu ihrer Mutter und dann wieder zu mir. »Oh ja. Das ist genau richtig, glaube ich.« Sie nahm ihre Mom am
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