Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Gesicht sehen, wenn Darius ihr ’ne Schale Milch und ’ne Dose Thunfisch bringt«, sagte Stark.
Wir lachten alle drei, während wir das Mädchenwohnheim verließen und den Weg zur Sporthalle einschlugen. Die Nacht war für Februar ungewöhnlich warm, und ich bildete mir sogar ein, in der sanften Brise, die über den Campus strich, den Frühling zu riechen. Die Geräusche, die man vernahm, klangen jedenfalls schon frühlingshaft – Jungvampyre, die sich unter den Laternen unterhielten, und maunzende Katzen.
Katzen!
»Oh Mist! Nala und die anderen Katzen sind noch im Bahnhof. Die sind sicher total von der Rolle, weil wir nicht zurückgekommen sind.«
»Ein paar Tage lang kommen sie schon klar«, sagte Stark. »Sie haben doch ihre automatischen Futterspender und trinken am liebsten aus der Dusche im Bahnhof, die sich nicht abdrehen lässt.«
»Aber ihre Kisten werden echt eklig.« Ich verzog das Gesicht, als ich daran dachte, wie obergriesgrämig meine sowieso schon ziemlich griesgrämige Nala da werden würde.
»Das stimmt natürlich«, gab Stark zu.
Darius grunzte zustimmend. »Und die arme Duchess, ganz allein mit all den Katzen.«
»Hey, sie kommt gut mit Katzen klar«, erinnerte ich ihn. »Sie schläft ganz oft an Damiens Cammy gekuschelt.«
Stark grinste. »Cammy mögen alle.«
»Wenn wir heute Nacht auch noch bleiben müssen, werde ich Thanatos sagen, dass wir unsere Katzen und Duchess holen müssen, egal was die Cops dazu sagen«, beschloss ich.
»Wir sind keine Kriminellen«, sagte Darius. »Wir haben kein Verbrechen begangen. Es sollte unser Recht sein, zurückzugehen und unser normales Leben weiterzuführen.« Selbst er klang frustriert.
»Stattdessen sind wir hier praktisch gefangen«, sagte ich.
Keiner von ihnen hatte darauf eine Antwort. Was hätten sie auch sagen sollen? Die Sache war, der Bürgermeister von Tulsa war höchstwahrscheinlich von einer wahnsinnigen Unsterblichen massakriert worden, die vielleicht noch nicht mal einen richtigen Körper besaß. Wie sollten wir das beweisen, und selbst wenn wir Beweise fänden – würde die menschliche Polizei uns glauben, oder klang das zu abgefahren? Die deprimierende, aber wahre Antwort war: Nein, sie würde uns nicht glauben, weil das schlicht und einfach zu hammer-mega-abgefahren klang.
Darius’ Gedächtnis trog ihn nicht. Der Keller war lang und dunkel und hatte einen kalten Steinboden. Elektrisches Licht gab es nicht, nur Gaslampen, die an wirklich uralten eisernen Haken zwischen den Schwert- und Schildständern an den Wänden hingen. Als Darius und Stark sie entzündet hatten, tanzte das Licht auf den metallenen Oberflächen, als wären diese lebendig.
»Das wäre mal ’n ideales Setting für
Game of Thrones
«, sagte ich.
»Genial«, sagte Stark.
»Wenn du mit ›genial‹ meinst: ›wie ein gruseliges Verlies‹.«
»Aber trocken und unterirdisch«, gab er zurück. »Hey, es gibt sogar Steckdosen. Wenn man Raumteiler aufstellt, Schlafsäcke und Sitzsäcke hier runterbringt und ein paar Fernseher und DVD -Player anschließt, wird das gemütlicher als im Zeltlager.«
»Das heißt nicht viel. So ziemlich alles ist gemütlicher als Zeltlager.«
»Von der Sonne geröstet zu werden nicht«, sagte Darius.
»Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte Stark.
Mein Blick wurde magisch von einem Schwertgriff angezogen, der wie verrückt glitzerte. Er war ganz mit Strass- oder Edelsteinen besetzt. »Hey, sind die etwa echt?«
»Du kannst dir sicher sein, dass all diese Steine echt sind, Priesterin.«
»Heiliger Mist. Die sind wunderschön und bestimmt ein Vermögen wert. Warum steht das Schwert hier unten? Sollte man so was nicht in eine Vitrine stellen oder in einen Tresor einschließen?«
»Ich habe Dragon einmal sagen hören, es sei nicht nach seiner Überzeugung, alle Reichtümer der Schule offen zur Schau zu stellen.«
»Da ist er aber nicht Neferets Linie gefahren«, sagte Stark. »Sie war immer sehr fürs Zurschaustellen, und sie war seine Hohepriesterin.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Neferet von diesem Waffenlager überhaupt wusste. Es unterstand allein Dragon. Ich kann mich nicht erinnern, dass Neferet jemals hierhergekommen wäre oder auch nur eines der alten Schwerter oder Schilde erwähnt hätte«, sagte Darius langsam, als denke er laut. »Sie interessierte sich kaum für andere Waffen als die ihrer eigenen Macht.«
»Du meinst, sie weiß vielleicht überhaupt nichts von diesem Ort?«
»Möglicherweise
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