Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
abgewandt. Die Balladen, in denen ich erwähnt wurde, werden schon lange nicht mehr gesungen. Fragt euren gelehrsamen Freund Damien. Vielleicht ist er einmal über eine Erwähnung von mir gestolpert. Man nannte mich den Hüter der Nacht. Oder fragt Thanatos. Sie muss die alten Mythen noch kennen.« Kalona zuckte mit den Schultern, und seine Rabenschwingen raschelten. »Doch das spielt heute keine Rolle mehr. Also, warum fragt ihr nach dem Keller in der Schule?«
Ich hätte gern mehr darüber gewusst, wie das mit Kalona und seinem Bruder ( OMG !) Erebos war, aber der Unsterbliche hatte deutlich gemacht, dass er das Thema nicht vertiefen wollte, deshalb bohrte ich nicht weiter – jedenfalls fürs Erste. »Es sieht so aus, als müssten wir ein paar Tage hier auf dem Campus bleiben, und für die roten Jungvampyre ist es angenehmer, wenn sie unter der Erde wohnen können. Darius hat uns den Keller gezeigt, und wir überlegen gerade, ob sie dorthin ziehen sollen.«
»Aber uns wäre wohler bei dem Gedanken, wenn wir sicher sein könnten, dass Neferet nichts von diesem Raum weiß«, fuhr Darius fort. »Aus diesem Grund kamen wir zu Ihnen.«
»Als ich ihr Gefährte war, wusste Neferet nichts davon. Ich verstehe, dass ihr die Jungvampyre in Sicherheit wissen wollt und Neferet eine große Gefahr darstellt, aber größere Sorgen als ihre Rückkehr bereiten mir derzeit die rebellischen Klüngel, die im House of Night selbst rumoren. Dallas stinkt nach Verrat. Er hasst Stevie Rae und meinen Sohn. Er muss Erin ermuntert haben, mit euch zu brechen. Nun ist Erin gestorben, während sie mit euch einen Kreis beschwor. Dallas wird gegen euch intrigieren, und das bedeutet, er wird sich mit Freuden wieder Neferet anschließen, falls er es nicht schon getan hat. Euer Keller wird nicht lange unentdeckt bleiben, insbesondere wenn sich auch noch Reporter auf dem Schulgelände herumtreiben.«
»Sie streifen nicht frei herum«, sagte Darius schnell. »Thanatos begleitet und beaufsichtigt sie. Ihnen wurde nur erlaubt, die Mensa zu besuchen.«
»Und ich glaub nicht, dass sie lange bleiben werden«, fügte ich hinzu.
»Sie brauchen nur genug Material für eine Gegendarstellung zu dem Hetzinterview, das Aphrodites Mom diesem anderen Sender gegeben hat«, sagte Stark.
Kalona schüttelte den Kopf. »In der modernen Welt ist die Kommunikation viel zu einfach. Das mag ein Segen sein, aber es ist auch ein Fluch.«
Verzweifelt überlegte ich, was man bloß tun könnte, um unsere Angelegenheiten geheim zu halten. »Ich könnte Thanatos bitten, dass sie das Handy von Dallas konfisziert«, schlug ich schnell vor.
»Er würde sich einfach ein anderes nehmen, und wenn er’s stehlen müsste«, hielt Stark entgegen. »Und denk dran, der Kerl hat eine Technikaffinität. Wenn er sich mit Neferet kurzschließen will, dann wird ihm das auch gelingen.«
»Wir können nur hoffen, dass er und seine Freunde momentan nicht in der Mensa sind«, sagte Kalona.
Ich war total frustriert. »Mann, wieso müssen einem eigentlich immer wieder die eigenen Leute in den Rücken fallen?! Ich wollte, ich könnte alle dazu bringen, vernünftig zu sein!«
»Und das von derselben jungen Hohepriesterin, die mir mehr als einmal Vorträge darüber hielt, wie wichtig die Freiheit der Entscheidung ist?« Kalonas hochgezogene Augenbrauen und sein wissender Blick schienen sich über mich lustig zu machen.
»Ich sag doch nicht, dass ich den Leuten die Entscheidungsfreiheit nehmen will.«
»Nein, nicht solange ihre Entscheidungen dir genehm sind.«
Stark sah Kalona finster an. »So war das nicht gemeint. Sie verstehen nur nicht, was sie sagen will.«
Kalona schwieg, aber sein Blick blieb wissend … belustigt …
Will ich wirklich anderen die Entscheidungsfreiheit nehmen? Nein! Ich wünschte nur, die Kids würden sich richtig entscheiden. Das ist doch was ganz anderes. Himmel, jetzt hab ich auch noch Sodbrennen. Demnächst kriege ich garantiert meinen üblichen nervösen Durchfall …
»Was?« Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, was Stark gesagt hatte.
»Ich sagte, am besten gehen Darius und ich gleich noch mal in den Keller und räumen das alte Zeug weg, damit die Kids ihre Schlafsachen und was sie sonst noch brauchen, runterbringen können.«
»A-ach, das Zeug.« Ich sah ihn an. »Was macht ihr damit?«
»Ich dachte, wir packen es in Kisten und fragen Lenobia, ob sie es in einem der neuen Lagerräume unterstellen kann, die sie nach dem Brand in den Ställen
Weitere Kostenlose Bücher