Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
eingerichtet hat. Da sollte es aus dem Weg und in Sicherheit sein.«
»Warum werft ihr es nicht auf einen Haufen und lasst Shaunee es verbrennen?«, fragte Kalona.
»Wir können doch keine Bücher verbrennen!«, sagte ich eilig.
»Bücher?« Kalona wirkte ziemlich verwirrt.
»Ja, das meiste von dem Kram sind Bücher. Ich denke, wahrscheinlich wurden sie aus der Bibliothek ausgemistet, als die Computer angeschafft wurden.« Ich hoffte, es hörte sich nicht so lahm an, wie es mir vorkam. Im Lügen bin ich unter aller Kanone – und unvorbereitet ist es noch schlimmer.
»Verstehe. Ich kann euch helfen, sie zu –«
»Nein!«, sagten Stark, Darius und ich wie aus einem Mund.
Kalonas scharfer Blick verriet, dass er sich fragte, ob wir mit etwas hinter dem Berg hielten. Aber auch wenn der Unsterbliche sich durch seinen Eid unserer Seite verpflichtet hatte, wollten wir noch lange nicht, dass er mitbekam, dass der Kram im Keller ein kleines (oder großes) Vermögen wert war.
»Hör zu«, sagte ich und versuchte einen so plausiblen Einwand wie möglich zu finden, um mir einreden zu können, dass ich einfach nur die Tatsachen übertrieb statt zu lügen versuchte, und das auch noch schlecht. »Du musst hier außer Sicht bleiben, bis die Reporter weg sind.«
Stark grinste süffisant. »Ja, Flügel erregen eine gewisse Aufmerksamkeit bei Reportern.«
Hastig sprach ich weiter, bevor Stark und Kalona sich wieder in die Haare bekommen konnten. »Ich werde Damien sagen, er soll dir Bescheid geben, sobald die Reporter weg sind. Aber dann gibt es Wichtigeres für dich zu tun, als mit den Kisten zu helfen. Wir haben ja gerade schon geklärt, dass Dallas ein Problem ist. Ich dachte, vielleicht könntest du dir was überlegen, was ihn und seine Leute ablenkt, während wir den Keller ausräumen und die roten Jungvampyre, denen wir vertrauen, einziehen lassen.«
»Glaubt ihr wirklich, ihr könnt es auf Dauer vor Dallas und seinen Freunden geheim halten, dass eure Jungvampyre im Keller wohnen?«
»Nein, nicht auf Dauer«, sagte Stark. »Aber es wäre nett, wenn wenigstens in den ersten Tagen keine Gefahr bestünde, dass sie massakriert oder eingeschlossen oder angezündet oder –«
»Himmel nochmal, es reicht, Stark!« Von dem vielen Hin und Her bekam ich allmählich Kopfschmerzen. »Was Stark meint, ist, dass wir hoffentlich bald wieder in den Bahnhof zurückkönnen. Und wenn Dallas jetzt ein bisschen abgelenkt wäre und unsere Leute den Mund darüber halten würden, dass sie im Keller schlafen, hätten wir vielleicht auch später noch einen sicheren Ort hier im House of Night, von dem Neferet nichts weiß.«
»Es ist taktisch immer klug, einen Rückzugsort zu haben«, ergänzte Darius.
»Also, was meinst du, könnte dir was einfallen, wie man Dallas samt Anhang beschäftigen kann, während wir uns um den Keller kümmern?«, schloss ich und dachte mir, dass wir alle drei grottenschlecht im Lügen waren.
»Da wäre die Trauerfeier für die tote Jungvampyrin«, sagte Kalona. »Da sie in letzter Zeit ja enger mit Dallas befreundet zu sein schien als mit euch, wäre es doch eine nette Geste von dir, ihn zu bitten, ob nicht er den Scheiterhaufen errichten und vielleicht sogar entzünden will. Damit hätte er eine Weile zu tun, und man sollte annehmen, dass er seine Leute bitten wird, ihm zu helfen.«
»Das ist eine total gute Idee«, sagte ich. »Nicht nur wegen der Ablenkung. Es wäre tatsächlich nett von uns, ihm den zeremoniellen Abschied zu überlassen. Es würde ihm zeigen, dass wir glauben, dass sie ihm wirklich wichtig war.«
»Ich weiß nur nicht, ob er’s tun wird«, sagte Stark. »Du hast ihn gestern gehört. Dass er Erin auf seine Art auf Wiedersehen sagen will, heißt ja vor allem, dass er sich nichts von uns aufdrücken lassen will.«
»Dann sollte ich wohl mit ihm reden und nicht Zoey«, sagte Kalona. »Ich werde ihm sagen, Zoey habe abgelehnt, Erins Bestattung zu organisieren, und deshalb habe Thanatos das Ganze mir aufgedrückt.«
»Da wird er vor Wut schnauben«, sagte Stark.
»Genau das ist meine Absicht. Soll er seine Wut auf mich richten, während ich den Bau des Scheiterhaufens beaufsichtige.« Die Lippen des Unsterblichen verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen. »Es geht doch nichts über einen anständigen Scheiterhaufen. Eine Schande, dass die Menschen mit dieser Tradition gebrochen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man einem modernen Begräbnis der Menschen etwas abgewinnen kann.
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