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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Vater über sie hergefallen war und sie missbraucht hatte.
    Sie konnte ihn riechen: Brandy, sauren Atem, Schweiß, Zigarren und Gier. Sie verspürte den Ekel darüber, was er vorhatte, und das Entsetzen, als sie merkte, dass sie ihm nicht entkommen konnte. Sie durchlitt wieder die Schmerzen in ihrem geschundenen, beschmutzten Körper.
    Und doch gelang Emily Wheiler die Flucht, blutend und verzweifelt, nur um von ihrem Verlobten zurückgewiesen zu werden. Doch in diesem Moment erschien ein Späher und Zeichnete sie zum Jungvampyr, was ihre Rettung war und ihrem Leben eine völlig neue Wendung geben sollte.
    Geborgen hinter den sicheren Mauern des House of Night von Chicago heilten unter der aufmerksamen Fürsorge ihrer neuen Mentorin ihre äußerlichen Wunden. Doch ihr Geist heilte nicht. Um ganz zu genesen, war für Emily Vergeltung vonnöten.
    So klar wie damals, im Jahre 1893 , hallte die Stimme ihrer Mentorin in ihr wider. »… Der Drang nach Rache ist ein verheerendes Gift, das dein Leben verpesten und deine Seele vernichten wird …«
    Ihre Mentorin hatte erklärt, Emily stehe vor der Wahl, entweder zu vergessen, was ihr Vater ihr angetan hatte, und sich ihrem neuen Leben als Jungvampyrin zuzuwenden – oder aber sich in Selbstmitleid zu suhlen und auf ewig die Wunden zu lecken, die jener Unhold ihr zugefügt hatte, unfähig, zu vergessen und zu vergeben.
    Die Jungvampyrin, die einst Emily Wheiler gewesen war, entschied sich für keines von beiden.
    Der Körper der Tsi Sgili zuckte spasmisch, und ihr Atem beschleunigte sich, doch sie erwachte nicht. Sie verharrte in tiefer Bewusstlosigkeit, in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, und erlebte noch einmal die Geburt Neferets, der Königin der Nacht.
    Als Rächerin kehrte sie zurück ins Haus Wheiler, das Heim ihres Vaters, erwürgte ihn und machte sich so ihren neuen Namen und ihr neues Leben zu eigen – ohne jeglichen Zweifel, Selbstmitleid oder Gnade.
    Neferets Finger zuckten, während der Schemen ihres vergangenen Ichs die glatte, tödliche Perlenkette durch die Finger gleiten ließ, durchströmt von dem Triumph, Barrett Wheilers elendem Leben ein Ende bereitet zu haben.
    Und noch etwas durchströmte Neferet – die Erregung jenes ersten Tötens. Sie hatte nicht sein Blut getrunken. Dieser Gedanke war ihr damals nicht gekommen. Doch sie hatte erfahren, welche Macht darin lag, ihm den Atem zu rauben, seinen Herzschlag anzuhalten und zu wissen, dass sie es war, die seinen Geist aus dieser nutzlosen sterblichen Hülle vertrieben hatte.
    Die Kälte, unter der Neferets makellose Haut fahl geworden war, wich ein wenig – nur ein ganz klein wenig.
    Sie durchlebte ihre Flucht aus Chicago mit der Eisenbahn, gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Vampyre, die auf der Suche nach Standorten für neue Houses of Night im Westen war. An der ersten Station begrub Emily Wheiler ihr Tagebuch. In der Erde des Landes, das einst Oklahoma heißen würde, versenkte sie das einzige Zeugnis dessen, was ihr zugestoßen war. Sie erinnerte sich, wie sie mit einem Spaten eine Wunde in diese Erde gerissen hatte, die so rot war wie getrocknetes Stierblut und ganz schwach nach dem Ende aller Dinge roch. Und nachdem jenes miserable, düstere Dokument verlorener und gerächter Unschuld allen Blicken entzogen war, ging der Stern von Neferets neuem Leben auf.
    Es war kein leichtes Leben.
    Doch der Komet ihrer Wiedergeburt kreiste immerfort um eine dunkle, tröstliche Mitte, die Neferet niemals im Stich ließ. Die Nacht war ihre Welt; in deren dunkelsten Schatten fand sie Zuflucht, Anteilnahme und Geborgenheit.
    Der Rat des Chicagoer House of Night entschied, es sei zu riskant für die junge Neferet, dorthin zurückzukehren, und man teilte sie dem Tower Grove House of Night in St. Louis zu. Hier flammten ihre Gaben in ihr auf wie Fanale.
    Noch enger rollte Neferet sich zusammen und trieb dem Augenblick entgegen, der sie endgültig zu der gemacht hatte, die sie war.
    Es war ein kleines, schwarzgrau getigertes Kätzchen mit kurzem Fell gewesen. Zu klein, zu gewöhnlich und unscheinbar, als dass Neferet sie bemerkt hätte, wäre sie nicht so intelligent gewesen und hätte an beiden Vorderpfoten eine zusätzliche Zehe gehabt. In St. Louis war es Winter gewesen, eiskalt und verschneit, und es hatte ausgesehen, als trage das Tigerchen Fäustlinge.
    Die missmutige Köchin der Schule hatte die Katze Chloe getauft, nach einer menschlichen Diebin, die dort einmal bei einem Einbruchsversuch

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