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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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ihm den Laufpass und hatte ihn bald vergessen – schon vierzehn Tage später war ein neuer, treuerer Gefährte an ihrer Seite.
    Doch Neferet war unfähig zu vergessen, was sie im Geist des Menschen gelesen hatte. Lüsternheit und Neid, Gier nach Geld und körperlicher Befriedigung. Ihr wurde übel, kaum dass sie daran dachte.
    Die Wertschätzung der Hohepriesterin führte dazu, dass auch andere sich an sie wandten, um zu erfahren, was hinter den Masken anderer lauerte.
    Während sie all jene Begebenheiten wieder durchlebte, kehrte der Groll zurück, der damals in ihr entstanden war. Wie hilfsbedürftig sie alle waren, selbst die Hohepriesterin!
    »Neferet, kannst du mir sagen, ob dieser Sohn des Erebos mich wirklich schön findet …«
    »Neferet, ich würde gern wissen, ob meine Zimmergenossin mir die Wahrheit sagt, was …«
    »Neferet, könntest du …«
    »Neferet, ich will …«
    »Neferet, warum …?«
    Die Tsi Sgili erzitterte, erwachte aber noch immer nicht, während Erlebnis um Erlebnis, Erinnerung um Erinnerung so schnell über sie herfielen, dass eines ins nächste überging und alles zu einer Collage aus Bitte und Begehren, Erregung und Verrat, Lüge und Lust verschmolz.
    Die Finsternis war es, die sie rettete. Wie damals, als sie noch Emily gewesen war, lockten auch in Tower Grove die nachtblühenden Gärten sie an. Die finstersten Winkel ihres House of Night waren ihre vertrautesten Freunde. Hier konnte sie sich verkriechen und die Nacht um sich rufen, so dass andere sie übersahen, ja durch sie hindurchsahen, ohne sie je zu erkennen …
    Und Chloe verstand sie. Sie war aufgeweckt und naseweis, und egal welche schalen Gedanken Neferet hatte ertragen müssen, Chloe gelang es immer, sie wieder zum Lachen zu bringen. Der Katze vertraute Neferet flüsternd an, was sie niemals laut zu sagen gewagt hätte – was sie niemals gewagt hätte, anderen Jungvampyren zu enthüllen und erst recht nicht den Vampyren, nie, niemals.
    »Ich hasse es, wenn ich für Pandeia in den Geist eines Menschen schauen soll, vor allem bei Männern«, flüsterte Neferet ihrem schnurrenden Kätzchen ins Ohr. »Sie sind alle verdorben. Ihre Gedanken kreisen nur um unsere Leiber – darum, uns zu besitzen –, und zugleich haben sie Angst. So viel Angst, dass sie fast einen Geruch zu haben scheint: saurer Atem, Schweiß und unstillbare Gier.«
    Chloe hatte sie mit der Nase angestupst und ihr Gesicht an Neferets Wange gerieben, und ihre bedingungslose Liebe und Zustimmung verdrängte alles andere.
    »Wenn ich erst Hohepriesterin bin, will ich meine Kräfte nur noch dann einsetzen müssen, wenn ich es will. Ich finde, Pandeia und die anderen haben unrecht. Nur weil ich eine Gabe habe, muss ich ihnen nicht ständig zur Verfügung stehen. Mir wurde die Gabe verliehen, nicht ihnen. Ich allein sollte es sein, die entscheidet, wie ich sie einsetze.«
    Statt sich wie üblich an sie zu schmiegen, stellte die kleine Katze die Ohren auf, erhob sich und spähte von ihrem Posten auf Neferets Schoß in die nachtverhangenen Gärten des House of Night hinaus.
    Die Tsi Sgili in ihrem Fuchsbau stöhnte laut auf, nicht willens zu durchleben, was nun folgte, aber unfähig, den Visionen ihrer Vergangenheit zu entkommen.
    Zum Tower Grove House of Night gehörte ein großer, von einer Mauer umschlossener Park, der sich über achtzig Hektar um die Schule erstreckte. Natürlich war er sorgfältig gepflegt, aber es war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, und St. Louis galt noch immer als Tor zum Wilden Westen. Der Park beherbergte noch andere Dinge als Wasserspiele und nachtblühende Blumen. Chloe witterte.
    Auch Neferet sog die Luft ein. Als die kleine Katze einen Buckel machte und tief in der Kehle grollte, fletschte auch Neferet die Zähne, teilte ihre Empörung, dass ein Eindringling die Grenze des House of Night überschritten hatte.
    Erst als Chloe von ihrem Schoß gesprungen war, kam Neferet zu sich – und wurde von Angst gepackt. Sie hastete ihrer Katze nach.
    Der Luchs hatte einen Hasen bis in den Park des House of Night verfolgt, der ihm nicht weit von dort, wo Neferet und Chloe saßen, entwischt war. Verärgert über den Verlust seiner Beute, hatte das Männchen die Lichtung mit seinem Sekret markiert.
    Chloe stürmte mitten in das Territorium des Männchens hinein. Der Luchs fauchte eine Warnung und stellte sich der kleinen Getigerten entgegen. Fauchend und jaulend fiel Chloe mit Zähnen und Krallen über das Männchen her.
    »Nein!«,

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