Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
dir!«, rief Pandeia aus, als Neferet den Blick hob. »Nyx hat dir nicht nur heilende Hände verliehen, sondern dich auch der Wandlung für würdig befunden.«
Weinend, die tote Chloe in Händen, empfand Neferet nichts als tiefe Verwirrung.
Von den neuen Malen auf Neferets Gesicht, die der Welt verkündeten, dass sie zur ausgewachsenen Vampyrin herangereift war, senkte sich Pandeias Blick auf den Körper der kleinen Katze. »Oh – es ist Chloe. Ich trauere mit dir, Neferet.« Die Hohepriesterin strich über das leblose Köpfchen. »Doch deine Berührung hat ihren Schmerz gelindert, und sie ist nun in der Anderwelt, wo ihr fröhliches Spiel die Göttin erfreuen wird.«
In ihrem Bau holte die Tsi Sgili tief Luft und sprach genau wie damals die Worte laut aus.
»Ich habe sie nicht heilen können. Sie ist tot.«
Pandeias Blick war liebevoll, ihr Ton mitfühlend. »Ich weiß, es ist ein schrecklicher Verlust, der dir jetzt sicherlich kaum tragbar erscheint, doch wenn du einst klarer über die heutige Nacht nachdenken kannst, wirst du erkennen, dass die Fähigkeit, ihren Geist zu berühren und das Dahinscheiden für sie erträglicher zu machen, ein größerer Segen für sie war, als es die bloße Heilung ihrer körperlichen Wunden gewesen wäre. Nyx hat dich reich beschenkt.«
In ihrem Versteck sprach Neferet flüsternd auch die Worte, die sie damals nur zu denken gewagt hatte.
Nyx hat mir das Einzige genommen, was ich liebte
.
Zorn rüttelte die Tsi Sgili auf, trieb sie dem Erwachen entgegen. Ihr Atem beschleunigte sich, sie war kurz davor, die Augen zu öffnen. Doch ehe sie vollends erwachte, drehte die Zeit sich weiter und brachte sie zu dem nächsten prägenden Ereignis ihrer Vergangenheit. Dem Tag, an dem sie ihren Geliebten getötet und zum ersten Mal das verführerische Flüstern des geflügelten Unsterblichen vernommen hatte – des Lügners und Verräters Kalona …
Neun
Zoey
» T hanatos schickt mich, um dich zu holen. Die Konferenz mit dem Hohen Rat hat begonnen«, sagte Aurox.
»Oh, Mist! Ich hab total vergessen, wie spät es ist.«
»Konferenz mit dem Hohen Rat? Wie bitte?«, fragte Aphrodite.
»Ja. Mist nochmal.« Ich sah auf mein Handy: zehn nach zehn. Jep, ich war zehn Minuten zu spät. »Sorry, bei all dem Wirbel um den Keller hab ich ganz vergessen, es euch zu erzählen. Thanatos will den Hohen Rat über Skype bitten, bei der Polizei ein gutes Wort für uns einzulegen, weil sie findet, die Menschen überschreiten bei der Ermittlung ihre Befugnisse. Ich soll dabei sein und erzählen, wie Neferet sich materialisiert hat und wie pervers das alles war und wie unser Kreis sie rausgeschmissen hat, was ja dazu geführt hat, dass sie den Bürgermeister massakriert hat.« Ich unterbrach mich und sah Aphrodite entschuldigend an. »Sorry, dass ich das so ausdrücke.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du drückst es genau so aus, wie es war.«
Stevie Rae bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. »Na ja, ’n bissl netter könnte sie’s schon sagen.«
»Nett ist eine Eigenschaft, die mir schon immer am Arsch vorbeiging, Landei. Z soll es ruhig sagen, wie es ist.«
»Tu doch nicht so, als wäre dir alles egal. Gestern hast du dich so zugesoffen, dass du heute den halben Tag nichts auf die Reihe bekommen hast«, sagte Stark zu Aphrodite. Aber sein Blick war auf Aurox gerichtet und sehr finster.
»Ein Wort, Stark: Klappe«, sagte Aphrodite. »Oh halt, noch eins: Eifersüchtig?«
Göttin, war ich die ständigen Kabbeleien leid. »Aphrodite, wenn es für dich wirklich okay ist, über deinen Dad zu reden, würde ich dich gern mit zu der Konferenz nehmen«, sagte ich schnell, weil Stark schon den Mund geöffnet hatte, um die nächste bissige Bemerkung loszulassen, sei es auf Aphrodite oder Aurox gemünzt. »Stevie Rae, du solltest auch mitkommen.«
»Okidoki.«
»Dann gehen wir jetzt besser. Wenn Thanatos dir Aurox nachschickt, heißt das, du bist wirklich spät«, sagte Stark und griff nach meinem Handgelenk. Wie der letzte Großkotz.
Ich hob die Augenbrauen und zog meine Hand weg. »Ja, wir, also Aphrodite, Stevie Rae und ich, gehen jetzt. Und ja, ich bin spät, weil ich erst ungefähr tausend andere Baustellen abklappern musste, die sich überall aufgetan haben. Während wir mit dem Hohen Rat reden, musst du mit Darius und Damien dafür sorgen, dass die roten Jungvampyre ihre Sachen in den Keller schaffen, und dann helfen, alle einzusammeln, damit wir zur Bestattung gehen können. Wir sehen
Weitere Kostenlose Bücher