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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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zwischen Krieger und Priesterin entfalten konnte. Er war so dumm gewesen, ihr zu glauben. Konnte er nicht erkennen, dass sie es war, die das Band kontrollierte? Hätte er ihr mehr bedeutet, so hätte sie ihm erklärt, dass er froh sein konnte, ihre wahren Gefühle und Gedanken nicht zu kennen. Als sie Venedig erreichten, war sie schon dreihundertundeinundsechzig Male nahe daran gewesen, ihn über Bord des Ozeandampfers zu werfen. Er aber lebte in seliger Ahnungslosigkeit neben ihr her.
    Was die Krieger von San Clemente anging, hatte Neferets Ahnung nicht getrogen. Sie waren spektakulär. Und Artus, der Schwertmeister des Hohen Rates, stellte alle anderen in den Schatten.
    Artus bewegte sich wie ein Gott. Er war schweigsam und unnahbar. Bei den Söhnen des Erebos war sein Wort Gesetz, und er unterstand allein Duantia, der Präsidentin des Hohen Rates.
    Was aber am meisten zählte – er liebte es zu kämpfen. Er war gnadenlos. Eine Trainingsstunde beendete er erst, wenn er jeden Gegner mindestens dreimal zum Bluten gebracht und jeder sich ihm in aller Form ergeben hatte.
    Gutaussehend war nicht das richtige Wort für Artus – er war atemberaubend. Er war ein Hüne, sehnig und athletisch. Seine Haut war so schwarz wie ein Rabenflügel. Im Unterschied zu Alexander, dessen muskulöser junger Körper noch ebenmäßig und narbenlos war, zeugte Artus’ Leib von einem Leben voller Kriege und Gewalt.
    Aber nicht nur seine Erscheinung war es, die Neferet anzog. Es war das, was darunter hindurchschimmerte. Mit ihrer Gabe drang sie in seinen Geist ein, las seine Wünsche, seine Leidenschaften. Artus war besessen von Schmerz. Deshalb traktierte er seine Krieger so. Deshalb war er im alten Jahrhundert zum Ersten Schwertmeister der Vampyre aufgestiegen und hielt sein Amt auch im neuen. Deshalb war er auch nie ein Band zu einer Hohepriesterin eingegangen – um zu vermeiden, dass jemand sein wahres Ich ergründete, von seinen wahren Begierden erfuhr. Statt sich Vampyrgeliebte zu nehmen, bevorzugte Artus es, seine fleischliche Lust bei menschlichen Prostituierten zu stillen.
    Erstaunlicherweise wurde kaum über Artus’ Wahl seiner Bettgefährtinnen geklatscht. Die anderen Hohepriesterinnen waren von ihm abgeschreckt. Er war zu distanziert, zu streng. Er tat seine Arbeit, und er tat sie besser als jeder andere Krieger der Welt. Das war alles, was für die Vampyre von San Clemente zählte. Alles, was sie über ihn wussten. Doch vor Neferet konnte Artus sich nicht verbergen. Für sie war er ein offenes Buch, mit Blut geschrieben, in dem sie mühelos las und an dem sie Gefallen fand. Sie begehrte ihn wie niemanden zuvor. Und sie fasste den Entschluss, ihn zu erobern.
    Artus zu verführen war schwieriger, als sie erwartet hatte. Zwar stach Neferets Anblick selbst unter der überweltlichen Schönheit der größten und mächtigsten Hohepriesterinnen jener Zeit heraus, doch Artus schien davon nicht im Geringsten beeindruckt.
    Seine Kühle ließ ihre Leidenschaft nur noch heftiger aufflammen.
    Sie studierte ihn genau. Sie erforschte seine Gewohnheiten. Sie legte sich die zeremonielle Kleidung der römischen Hohepriesterinnen der Antike an, mit entblößten Brüsten, Efeu und Blumen im Haar und einem hauchdünnen Gewand von der Farbe zarter Mädchenwangen um ihre wohlgeformten Hüften. Dann sorgte sie dafür, dass sie das Beschwören des Kreises leiten dufte, mit dem täglich um Nyx’ Segen für die Söhne des Erebos gebeten wurde.
    Sie konnte Artus’ Augen auf sich spüren, doch wenn sie seinen Blick suchte, um seine Aufmerksamkeit noch stärker zu fesseln, sah er stets beiseite.
    Alexander hingegen sah leider nicht beiseite. Nie. Ihr Krieger glaubte irrigerweise, der Grund, warum sie ihre Zeit so großzügig bei den Kriegern und auf der Kampfbahn verbrachte, sei ihr Interesse an ihm. Mit stolzgeschwellter Brust sonnte er sich in den neidischen Blicken seiner neuen Kameraden. Er prahlte damit, dass Neferets Macht ihrer Schönheit in nichts nachstand. Wie ein Schoßhund war er stets bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Sie wurde immer fassungsloser und wütender. Konnte er nicht erkennen, wie nebensächlich er für sie war? Sie durchwühlte Alexanders Geist, ob er sie nur täuschte. Nichts dergleichen. Seine Gefühle waren echt. Er war ihr völlig verfallen und hegte den Wahn, sie empfinde dasselbe für ihn.
    Er hätte nicht gründlicher irren können.
    Wonach Neferet sich verzehrte, war viel düsterer, sinnlicher, angemessener. All

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