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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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trotzdem lecker genug, um mich damit zu bestechen.
      »Je öfter ich meine Magie benutze, desto größer ist mein Appetit auf. Süßes«, sagte Anne und streifte mit einem Finger Teig vom Löffel. »Das ist mir vor etwa hundert Jahren aufgefallen. Woran das wohl liegt?«
      »Das habe ich mal in einem Fantasyroman gelesen«, sagte ich und trocknete einen Teller ab. Ich hatte bei River schon öfter die Vorzüge einer Spülmaschine angepriesen, aber sie hatte jedes Mal so getan, als hätte sie nichts gehört. »Die haben da immer Muffins und Honig gegessen.«
       »Also mir ist so was nicht aufgefallen«, mischte sich Reyn ein und Anne und ich schnitten hinter seinem Rücken Grimassen.
      Anne schob ein Backblech in den Ofen und begann, das nächste zu belegen. Die Küchenfenster waren immer noch vernagelt und die kalte Spätwinterluft zog an den Rändern herein. Aber durch den Ofen und meine körperliche Arbeit kam mir die Küche warm und gemütlich vor. Das ganze Haus kam mir warm und gemütlich vor. (Okay, mit Ausnahme der drei uralten Italiener, die im Esszimmer mürrisch vor sich hin grummelten.) Ich hörte einen Moment lang mit dem Abtrocknen auf, als mir klar wurde, wie sehr sich River's Edge schon wie ein Zuhause anfühlte. Mein Zuhause. Würde ich in drei Jahren auch noch hier sein? Würde ich lange genug bleiben, um zu sehen, was aus meinen Läden wurde? Mit diesem Kauf war ich eine Verpflichtung eingegangen.
      Nicht, dass ich in den letzten hundert Jahren nicht dauernd vor irgendwelchen Verpflichtungen weggelaufen wäre. Aber nur die Zeit würde zeigen, ob ich es diesmal wieder genauso machte.
      »Und?«, fragte ich Reyn, »hilfst du mir bei meinen Läden?« Seit Joshuas Ankunft war er verschlossen und abweisend oder sollte ich sagen: noch verschlossener und abweisender? Beim Abendessen hatte er kein Wort gesagt und sogar hier in unserem Seifenwasser-Wunderland schien er sich nicht richtig zu entspannen.
      »Warum?« Reyns Stimme war, ja, genau, verschlossen und abweisend. »Soll ich jetzt etwas schaffen, statt alles zu zerstören? Ist es das, was du von mir willst?«
      Anne und ich tauschten einen schnellen Blick und sie hob die Brauen.
      Ich verdrehte die Augen und nahm ihm einen weiteren Teller aus der Hand. »Ja. Weil alles, was du in deinem Leben je getan hast, wiedergutgemacht wird, wenn du mir bei meinen Läden hilfst.« Der Teller gesellte sich zu seinen Kumpels auf dem Tisch und ich schlug mit dem Geschirrtuch gegen Reyns Arm. »Was ist los mit dir?«
      Auf seine übliche liebreizende Art schwieg er vor sich hin und wusch das Geschirr etwas energischer ab als nötig. Ich atmete tief aus, trocknete weiter ab und unterhielt mich nur noch mit Anne. Himmel, der Typ machte mich irre.
      ***
    Ich stand dicht hinter meiner Zimmertür und lauschte. Ich hatte sie nur angelehnt und bisher gehört, wie erst Lorenz, dann Rachel und Amy, dann Solis und schließlich Charles nach oben gekommen und an meiner Tür vorbeigegangen waren. Endlich hörte ich es. Oder vielmehr, ich hörte es fast nicht, denn diese Schritte waren kaum wahrnehmbar. Ich bereitete mich darauf vor, meinen Plan in die Tat umzusetzen, und betete, dass es wirklich Reyn war, denn Joshua bewegte sich bestimmt ebenso lautlos.
      Ich schloss die Augen, hielt einen Moment lang den Atem an und schärfte meine Sinne. Ja, es war Reyn. Und ... Dufa. Jeder Mensch (und anscheinend auch jeder Hund) hat seinen eigenen Energiestrom, und wenn ich mich konzentrierte, konnte ich ihn spüren.
       Als die beiden an meiner Tür vorbeigingen, stieß ich sie auf, sprang heraus und packte Reyn am Arm. Natürlich reagierte er instinktiv und seine Finger krallten sich in mein Handgelenk, um meinen Griff zu lösen. Ich zerrte ihn trotzdem in mein Zimmer. Dufa sprang kläffend um uns herum, als wir ungeschickt durch die Tür stolperten.
      »Was machst du?« Er hörte sich wütend an. »Ich hätte dich töten können!« Dufa gab noch ein paar schrille Kläffer von sich, nach dem Motto: Genau, wir hätten dich töten können! Falls ich es noch nicht erwähnt habe - Dufa war kaum mehr als ein Welpe.
      »Das weiß ich, du großer böser Krieger. Aber ich dachte, wenn ich dich nur hereinbitte, würdest du einfach vorbeigehen und mich ignorieren.«
      Die goldenen Augen verengten sich.
      Jetzt, wo er tatsächlich in meinem Zimmer war, wusste ich nicht mehr, was ich mir beim Ausbrüten dieses verrückten Plans gedacht hatte. Ich hatte mir keine

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