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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Ottavio war - welch Überraschung - misstrauisch.
      »Ich brauche keinen Kredit. Ich habe denen einen Scheck ausgestellt. Ich habe massenhaft Geld.« Ich warf Daniel einen triumphierenden Blick zu, nach dem Motto: Behalt deine lausigen hundert Millionen.
      »Massenhaft Geld?« Ottavio stürzte sich auf diese Information. »Und wo hast du das alles her?«
      Sogar ich zuckte zusammen, als Amy ein Stück Brot nach Ott warf. Also, nicht dass mich jemand falsch versteht - ich fand es toll, wie sie ihm Kontra gab. Aber das war, als würde man mit Steinen nach einer Landmine werfen. Früher oder später war eine hässliche Explosion vorprogrammiert.
      Otts Gesicht wurde dunkelrot und er wollte schon lospoltern, aber River seufzte. »Bitte, Ottavio.«
      Ich zerteilte mit dem Löffel eines der Klößchen. »Das war komisch. Jemand mit dem Namen >Der Meister< hat ein paar Millionen auf mein Konto eingezahlt.« Ich hörte auf, die Klößchen zu sezieren, und schaute hoch. »Hättet ihr das etwa nicht angenommen?«
      »Was hast du mit den Läden vor?«, fragte Charles, bevor Ottavio etwas sagen konnte.
      »Ich muss gestehen, dass ich mir für den Anfang eher so etwas wie Aquarellmalerei für dich vorgestellt habe«, sagte River. Aquarellmalerei. Klar, weil ich ja so gut im Stillsitzen bin, was?
      »Ich dachte, ich stecke so lange Geld in diese Läden, bis sie richtig nett sind, und dann eröffne ich die dringend nötige gemütliche Kaffeestube«, sagte ich und schenkte mir noch einen Tee aus der Thermoskanne ein. »Dann wären immer noch drei Geschäfte übrig. Ich habe festgestellt - und kriegt es nicht in den falschen Hals, weil ich weiß, dass ihr gern hier lebt -, aber West Lowing fehlt echt ein trendiger Schuhladen. Und wo bitte schön ist das Bastelgeschäft, in dem sich die Damenwelt donnerstagabends zum Stricken und Lästern trifft?«
      Ich verschlang die nächste Ladung Suppe und noch ein Stück Brot. Großgrundbesitzerin zu werden, machte echt hungrig. »Und ein Secondhandshop oder vielleicht eine Eisdiele wären sicher auch nicht ganz verkehrt.« Ich hielt den Kopf schief und setzte eine verträumte Miene auf. »Das ist mein großes Projekt: West Lowing zu retten. So wie ich selbst gerettet werde.«
      Reyn verschluckte sich an irgendetwas und hustete.
      Ich warf River einen Blick zu. »Ich werde doch immer noch gerettet, oder?«
      »Pfadfinderehrenwort«, antwortete sie trocken.
      »Ich finde, das klingt total spannend«, sagte Brynne. »Und natürlich würdest du alles tun, um bloß nicht den Stall streichen zu müssen.« Sie grinste mich an und ich zuckte fröhlich mit den Schultern.
      »Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich bei dieser Sache ausnahmsweise keine böse Absicht verfolge«, erklärte ich den Brüdern mit aufreizender Ernsthaftigkeit. »Ich will etwas Neues hervorbringen, Arbeitsplätze schaffen und die wirtschaftliche Lage des Ortes verbessern.« Ich klappte unschuldig mit den Lidern.
      Ottavio sah aus, als hätte er einen Frosch verschluckt. Daniel wirkte einfach nur gereizt, wahrscheinlich weil er gemerkt hatte, dass ich sein Geld nicht brauchte. Joshuas müde, zynische Augen musterten mich prüfend.
      »Die Idee ist toll«, sagte Anne. »Ich habe mir schon oft gewünscht, dass jemand etwas aus diesen Läden macht. River, weißt du noch, wie wir immer zu Schwalbach zum Mittagessen gegangen sind? Und gleich nebenan war der Uhrenladen. Wer war das noch gleich, der ständig seine Uhr kaputt gemacht hat?«
      River dachte nach. »Ted.«
      »Ja, richtig, Ted. Der Mann mit dem verwünschten Handgelenk.« Anne schüttelte den Kopf. »Also, Nastasja, das ist ein   wirklich ehrgeiziges Projekt. Viel Glück dabei.«
      »Danke. Gibt's Nachtisch?«
      »Birnenkompott«, sagte Asher. »Und danach hast du mit Reyn und Anne Küchendienst.«
      ***
    Mit seinem Angebeteten Geschirr abzuwaschen, treibt definitiv den Puls in die Höhe. Vielleicht liegt es an der schaumigen Spülwasserwärme oder dem Schwipp-Schwappen des - okay, das reicht, sonst werde ich noch seekrank. Was ich eigentlich sagen wollte: Es machte mich total an, Reyn bis zu den Ellbogen im warmen Spülwasser zu sehen. Natürlich hätte es mich genauso angemacht, wenn er von Kopf bis Fuß mit Kuhmist beschmiert gewesen wäre.
      Anne hatte angeboten, Plätzchen zu backen, und sich so vor dem Küchendienst gedrückt. Ihre Plätzchen waren zwar total öko, mit Tofu, Sesamkörnern und Vollkornmehl, aber

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