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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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„Ich habe sie getroffen“, sagte er, ohne die Richtung seiner Blicke zu ändern, während seine Hände mechanisch eine Zigarette herausholten und vorbereiteten. „Und habe sie gesprochen?“, stieß er durch die Zähne, die die eingeklemmte Zigarette jetzt festhalten mussten.
    „ Sie will nicht?“, fragte der Hauptmann leise.
    Wieder wartete der Gefragte eine Zeit lang, nachdenklich zündete er sich die Zigarette an mit einem Feuerzeug, das er noch eine Weile aufmerksam betrachtete, ehe ers fortsteckte. Ein paar Züge rauchte er, dann antwortete er: „Die Zeit war nicht geeignet – der Ort noch weniger.“
    „ Hat sie irgendetwas von ihrem Professor – von dem Erfinder gesagt?“
    Kirna sah den so Fragenden eine Weile lang an, irgendwie war er nicht mit sich im Reinen. Gar nichts ist mit ihm anzufangen, dachten die beiden Freunde.
    „ Zeit lassen!“, raunte der Major.
    Aber das hatte der, dem es nicht galt, gehört. Er lächelte nachsichtig über sich selbst und riss sich von den Gedanken los, die ihn bisher gehalten hatten. „Sie hat kein Wort von ihm gesagt, aber ich spüre mit jeder Faser, sie geht für ihn durchs Feuer, durch die Hölle! Auch durch die Hölle der Lächerlichkeit, wenn’s sein muss.“
    Die beiden sahen sich an.
    „Aber ihr habt ihn ja gesehen“, fragte Kirna jetzt, „diesen Tilman Riemenschneider – oder wie er heißt. Was habt ihr – was denkt ihr – was sagt ihr zu dem Mann?“
    „ Ein seltsamer Heiliger!“, lachte der Hauptmann.
    „ Ein wenig altmodisch mutete er uns an“, stellte der Major behutsam fest.
    „ Aber immerhin ein außergewöhnlicher Kopf!“, verbesserte sich der Hauptmann.
    „ Unbedingt ein großer Geist!“, bestätigte der Major.
    Kirna schaute von einen zum anderen. „Ich kenne ihn noch gar nicht, aber dafür kenne ich sie. Wenn ihr mich nun fragt: Wie ist sie? Dann würde ich euch das Hundertfache eurer Lobespreisungen präsentieren.“
    „ Na, na!“
    „ Mindestens das Hundertfache! Also, selbst alle geheimen Kräfte zwischen Körper und Geist abgezogen, die hier mitspielen könnten – sie ist sehr viel wertvoller als er.“
    Der Hauptmann, der diese Entwicklung gespannt verfolgt hatte, lachte laut auf und schlug sich auf die Schenkel.
    Der Major lächelte nur ganz fein, zuckte aber ein wenig die Achseln.
    „ Großartig, wie du das deichselst!“, rief der Hauptmann und schüttelte sich aufs Neue vor Lachen. „Glänzend wirklich!“
    Aber der Major wurde aufmerksam. „Lieber Harry, was willst du damit sagen?“
    „ Was ich damit sagen will?“ Die beiden rückten gespannt näher. „Sehr einfach, meine Lieben“, fuhr Kirna fort, „es handelt sich, kurz gesprochen, darum: Soll er dieses geniale Mädel weiter behalten und in seine blöde Atomenergie stecken, wo es vor Langeweile umkommt? Oder sollen wir Marie-Therese von Rechberg-Leudelfingen in unser Dezernat übernehmen und nach England schicken, wo alle ihre glänzenden Fähigkeiten ein Betätigungsfeld finden, wo sie noch weiter wachsen wird in ihrer Genialität, zum Nutzen unseres Vaterlandes, das wahrlich keinen Überfluss an solchen Kräften hat?“
    „ Die Alternative ist gut!“, rief der Hauptmann, sich wieder zurücklehnend. Etwas ernster war er geworden. „Wunderbar hast du das herausgearbeitet.“
    „ Die Beweisführung soweit ganz gut, Harry“, sagte der Major nachdenklich, „wenn wir nur wüssten, ob die Sache dort auf dem Schießplatz in Kummersdorf keinen Schaden leidet.“
    Kirna machte eine leicht wegwerfende Bewegung, die aber nicht einmal von dem lebhafteren Hauptmann zur Kenntnis genommen wurde.
    „ Du musst wissen“, fuhr der Major etwas bedenklich fort, „wir haben diese ‘‘blöde Atomenergie’’ schon einmal in Tätigkeit gesehen und sind doch ein klein wenig anderer Ansicht darüber als ein gewisser Herr von Barnek.“
    „ Ist wirklich etwas daran?“
    „Meine Herren!!“, rief jetzt auch der Hauptmann, die Augen mitsamt dem Kneifer mächtig in die Höhe ziehend. „Das ist gewaltiger, kühner und imponierender als alles, was ich je in meinem Leben gesehen habe – Verdun mit eingeschlossen!“
    „ Na, na!“, machte Kirna, verlor aber doch ein wenig seiner hochgetürmte Sicherheit.
    „ O ja, Harry“, bestätigte der Major, das ist eine ganz bedeutende und weitreichende Erfindung, selbst soweit man sie sich ohne Fantasterei ausmalen kann. Die heute und in ferner Zukunft wohl noch kopfübersteigende Konsequenzen mit sich tragen wird, so

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