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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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von Barnek etwas näher und fragte gespannt: „Sie wollten mir etwas bestellen, Señorita? Sagen sie es jetzt!“
    „ Ja, ich sollte ihnen eigentlich einen Brief überbringen …“
    „ Von??“
    „ Von der Majorin.“
    „ Ah so!“ Die Spannung ließ sichtlich nach bei ihm.
    Dieser Umschlag entging der Chilenin nicht, sie schöpfte daraus sofort weiteren Mut.
    „Sie sagten; ‘‘eigentlich’’, Señorita? Uneigentlich wollen sie mir ihn nicht geben?“
    „ Nein!“
    „ Aha!“ Er schien nicht betrübt darüber.
    „ Die Dame hat bös über meine Freundin geschrieben.“
    „ Über ihre Freundin? Darf ich fragen, wer?“
    „ Tess“, hauchte Luschida ganz leise.
    „ O!!!“ Die Züge ihres Gegenübers hellten sich auf, die Augen weiteten sich bis zur Unmöglichkeit. „Was – hat sie – hm – über Tess geschrieben?“
    Luschida schüttelte sehr entschieden den Kopf und bewegte den Zeigefinger immer wieder hin und her.
    „ Aber Señorita, woher wussten sie denn, dass ‘‘die Dame’’ bös über Fräulein Tess geschrieben hat?“
    „ Das ich habe gelesen!“, erwiderte sie fest und stolz.
    „ Aha, die Zensur!“, rief er, lachte einmal auf, überlegte sich’s und schlug ein helles Gelächter auf. „Ist ja glänzend!!“ Er schüttelte den Kopf, staunte über die chilenische Schönheit, die dies ganz einfach erzählte, und wurde so überwältigt von einem Lachanfall, dass er sich immer nur auf die Schenkel schlagen konnte.
    Sie lachte ganz lustig mit.
    „ Ganz ausgezeichnet finde ich das, Señorita! – Und den Brief? Haben sie vernichtet?“
    Sie machte vertraut nickend, die Gebärde des Zerreißens, des vervielfältigend in sehr kleine Partikel. „Ins WC, gestreut, in der Konditorei.“
    „ Ach du lieber Gott!“, lachte er und freute sich, „das wird der Kriminalpolizei aber schwer fallen. Kolossale Arbeit haben sie da gemacht!“
    Sie zuckte ein bisschen zusammen und spähte in drolliger, allerliebster Furchtsamkeit nach ihm hinüber, ob er das vielleicht ernst meine. Wie ein Reh im Walde schien sie bereit für den Sprunge zur Flucht zu sein, sobald die Gefahr drohe.
    Darüber triumphierte der Mann, der plötzlich ziemlich ernst wurde. „Das ist Urkundenvernichtung!“, stellte er bedenklich fest. Das furchtsame Mädchen scharf fixierend, stand er langsam auf und fragte, jedes Wort betonend: „Was bekommt der Geschädigte, der keine Anzeige erstattet?“ Er schien auf dem Sprunge, sich seinen Lohn zu holen.
    Aber sobald Luschida diese Absicht erkannte, verlor sie jede Furcht, wich stolz und ernst zurück und rief: „Nicht, Señor! Ich kam nur für meine Freundin.“ Sie legte eine unübersteigliche Barriere zwischen sich und den Angreifer.
    Und der Angreifer achtete diese Barriere, die umso zwingender war, als sie einem natürlichen Gefühl entsprang, sicherlich keiner anerzogenen Moral. Aber er entdeckte sofort einen wunden Punkt, an dem er den Hebel ansetzen konnte: „Etwas bestellen an ihre Freundin tun sie doch?“
    „ Ja, mein Herr.“
    Herr von Barnek trat zurück, ruhig und sachlich gab er seinen Auftrag: „Sagen sie ihrer Freundin, sie soll keine Angst vor mir haben und keinen Groll auf mich werfen, ich bin nur noch von ehrlicher Bewunderung erfüllt, soviel Außerordentliches ist mir eben noch nie – ehrlich noch nie entgegengetreten.“
    Luschida freute sich selbstlos und herzlich für ihre Freundin, die sie ja ebenso bewunderte.
    „Und sagen sie ihr weiter: Einmal möchte ich noch mit ihr zusammenkommen, wo es auch sei. Sie soll es bestimmen. Und mein Ehrenwort, sie soll es später nicht bereuen!“ Er gab kurz die Hand zum Abschiedsgruß und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, als wäre nichts gewesen. Der Herr konnte manchmal ganz königliche Manieren haben.
     
     
     
    Während die Chilenin zurückfuhr, überlegte sie sich: Die Majorin hast du dir zur Feindin gemacht, dafür aber die Freundschaft Tessis für alle Zeiten gewonnen. Es konnte ja gar nicht anders sein. Und doch kam es anders, ganz anders.
    Als sie draußen schellte, kam die Majorin selbst, ihr zu öffnen. „Hast du Friedrich nicht gesehen?“, fragte sie entsetzt. „Ist er dir nicht begegnet?“
    „ Nein! Wo?“
    „ Er sollte dich zurückrufen. – Hast du den Brief abgegeben?“
    Sofort spürte Luschida, dass sich der Wind inzwischen gedreht hatte. „Nein!“, sagte sie ehrlich, aber mit einem Schein von Beklommenheit.
    „ Gott sei Dank!“, stöhnte die Majorin auf und drückte beide

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