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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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stehen. Zunächst ist die Sache die: Das Ministerium will, falls die Vorführung – die ja eigentlich schon eine Wiederholung darstellt – alle noch irgendwie vorhandenen Zweifel zerstreut, die ganze Fabrikation auf eine wesentlich breitere Basis stellen. Da sich aber alle dessen bewusst sind, dass die Diskretion hier alles bedeutet, hat man die Frage an mich gerichtet, wie nach meiner Ansicht neue Hilfskräfte angelernt werden könnten, ohne dass die vorrangige Geheimhaltung beeinträchtigt würde. Ich dachte natürlich gleich an die Sicherungen, die man im Altertum vor der Initiation der Novizen in die großen Mysterien anwandte, aber das geht ja heute nicht mehr, dass wir die jungen Leute, die in den Staatsdienst treten wollen, erst jahrelang beobachten und durch ein kompliziertes System von Erprobungen und Bewährungen hindurchführen. Andererseits sie auf ihren guten Stammbaum und ihr ehrliches Gesicht hin so ohne Weiteres in den Betrieb aufnehmen, dürfte ja auch nicht zielführend sein. Ich muss gestehen, dass ich auf diese Frage zunächst die Antwort schuldig bleiben musste. Aber auch die hohen Herren aus dem Kriegsministerium waren nicht viel besser darin. Es wurden einzelne Vorschläge gemacht, die von anderer Seite kritisiert und bald wieder verworfen wurden, sodass die Frage eigentlich noch offen steht. Denken sie mal nach, meine Herren, ob sie mir hier irgendeinen Vorschlag machen können!“
    Man sah sich an – man lächelte sich an – heraus wollte keiner mit der Sprache.
    „ Soll denn ein neues Institut gebaut werden?“, fragte Tess, „hier könnten doch gar nicht mehr beschäftigt werden.“
    „ Darüber wurde mir nicht so ganz reiner Wein eingeschenkt, ich glaube aber mal etwas von großen staatlichen Arsenalen gehört zu haben.“
    Tess erschrak. Sollte der geheimnisvolle Verehrer tatsächlich über so gute Informationsquellen, Verbindungen verfügen? Gerade das hatte er wie ein willkürlich in die Debatte geworfenes Beispiel ihr an die Wand gemalt. Die Stimmung wurde eben im Allgemeinen sichtlich gedrückt; jetzt sah man erst, wie gut es einem bisher gegangen war, man war recht eigentlich Hahn im Korbe gewesen. Und nun? Das war noch gar nicht abzusehen, welche Rolle man in einem rein militärischen Betrieb spielen würde. Würde man da nicht eingespannt werden wie in ein Joch, wie in eine Maschine? Tess wurde ganz blass, mit ihr war es dann überhaupt aus, im der deutschen Armee gab es doch keinen Platz für eine Frau!
    Riemenschneider schien ihre Gedanken zu erraten. „Nur Mut meine Herrn! Entweder ich arbeite mit allen meinen bisherigen Mitarbeitern in der gewohnten Weise weiter oder – ich arbeite überhaupt nicht. Die letzten Geheimnisse liegen noch hier“ – an den Kopf tippend – „und ich gebe sie nicht eher preis, als bis alle meine Forderungen bewilligt werden.“
    Wie da die Nacken sich wieder hoben, wie die Augen strahlten! Lange sprach keiner ein Wort, die große Verbundenheit hatte sie stumm gemacht. Für ihn gehen wir durchs Feuer, wenn es sein muss, schwor’s sich jeder Einzelne!
    Endlich fand Riemenschneider doch eine Möglichkeit, wie man einen tüchtigen und würdigen Nachwuchs finden könne, ohne das Geheim haltung in Gefahr zu bringen: „Die Sache ist so einfach, meine Herren, man nimmt nicht junge Leute, deren Charakter man noch nicht kennt, die noch keine Gelegenheit hatten, sich zu bewähren. Nein, man nimmt alte, verdiente Kämpfer. Männer, deren Herzen gehärtet sind im Schützengraben, im Trommelfeuer der Gewehre, in der Not der Heimat. Männer, an denen jeder Bestechungsversuch machtlos abprallt. Kriegsveteranen, die sich nur noch nach Ruhe und Sicherheit sehnen, die darum auch keinem gewissenlosen Unruhestifter mehr ihre Türen und Herzen öffnen werden. Solche Leute haben längst die große Macht und Weisheit des Schweigens kennengelernt, und unsere leichte Arbeit können sie noch immer leisten.“
    So ging man doch noch getrost und frohen Mutes auseinander; die Zukunft ihres Produktes war gesichert und noch dazu wurde eine Tat vollbracht, die in manches einsame Herz, das sich in aller Not und Finsternis verhärtet hatte, einen warmen, unerwarteten Sonnenstrahl werfen würde.

 
     
     
     
     
     
     
     

     

13 . Kapitel
     
     
     
     
    Lange vor der verabredeten Zeit kam Harry v on Barnek, oder wie er unter seinem Decknamen hieß: Harry Kirna, in das Kasino in der Kurfürstenstraße, wo er sich mit seinen Freunden treffen wollte. Außer einem

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