Entflammte Herzen
schüttelte ihm dann die Hand. »Gratuliere, Rafe«, sagte er, und die Worte verbrannten ihm fast die Zunge, bevor sie über seine Lippen kamen.
»Meinst du das ernst?«, gab Rafe zurück.
»Teufel, ja, natürlich. Aber du kriegst trotz allem nicht die Ranch.«
Darauf lachte Rafe nur laut.
Dann trat Jeb zu seinem Bruder. »Und ob du sie nicht kriegst«, bekräftigte der, als auch er Rafe gratulierte. »Weil nämlich ich derjenige sein werde, der diese Ranch führen wird, und keiner von euch beiden jämmerlichen Greenhorns.«
»Da siehst du nun, was du angerichtet hast, Angus McKettrick«, seufzte Concepcion, aber es war kein wirklich ernst gemeinter Tadel. Rasch wischte sie sich die Tränen am Saum ihrer immerzu präsenten Schürze ab. »Du hast deine eigenen Söhne gegeneinander aufgebracht.«
»Nun, es hat sie immerhin dazu veranlasst, etwas zu unternehmen«, erwiderte Angus. »Halleluja, ich werde ein Enkelkind bekommen! Wann ist dieses wunderbare Ereignis zu erwarten, Emmeline?«
Emmeline, die schöner war denn je mit ihren vor Freude glühenden Wangen, strahlte. »Irgendwann im November, hat der Arzt gemeint.« Sie unterbrach sich kurz, wechselte einen raschen Blick mit Rafe und fuhr dann fort: »Stell weg, was immer du auch gerade kochst, Concepcion. Ihr kommt heute Abend alle zum Essen zu uns herüber, und ich akzeptiere keine Ausreden. Wir werden feiern!«
Niemand kann ihr etwas abschlagen, wenn sie so lächelt, dachte Kade, und natürlich versuchte es auch keiner.
Kapitel 6
D er Reiter saß allein auf einer Anhöhe, blickte zu den beiden hell erleuchteten Häusern rechts und links des mondbeschienenen Bachs hinunter und fragte sich, warum zum Teufel er sich auch nur für irgendeinen der McKettricks interessierte, geschweige denn für den Mann, der sich einfach davongemacht und ihn bei Verwandten gelassen hatte, bevor er auch nur alt genug gewesen war, das Laufen zu lernen. Es wäre sicherlich das Beste, sein Pferd zu wenden und nach Texas zurückzureiten, wo er seiner Meinung ja auch hingehörte, trotz allem, was in den letzten Jahren dort geschehen war. Aber irgendetwas drängte ihn dazu zu bleiben.
Er war sich seiner schon als Junge und später auch als Mann immer sehr sicher gewesen, und egal, wohin sein Weg ihn geführt hatte, er hatte sich immer mit seinen Ellbogen einen Platz verschafft, doch heute Abend kam ersieh mehr wie ein Gespenst vor als wie ein Mensch aus Fleisch und Blut; er hatte das Gefühl, so transparent zu sein und so vergänglich wie dünner Rauch aus einem schon halb erloschenen Feuer.
Holt Cavanagh fluchte und spuckte auf den Boden. Reite fort, flüsterte eine leise Stimme in seinem Unterbewusstsein, von der er inzwischen gelernt hatte, wie gefährlich es sein konnte, sie zu ignorieren.
»Den Teufel werde ich tun«, erklärte er laut. Jetzt wieder fortzugehen, so ratsam es vielleicht auch sein mochte, würde für ihn doch zu sehr danach aussehen, als liefe er vor einem Kampf davon. Das Problem war nur, dass er im Grunde auch gar keinen Kampf beginnen wollte.
Pferde grasten auf der Weide vor Rafes Haus, und es standen auch zwei Wagen auf dem Hof. Über das silbrig schimmernde
Gras wehten die munteren Klänge einer Fiedel zu ihm herüber, unterbrochen nur von einem gelegentlichen Lachen. Sie gellten Holt in den Ohren, diese Geräusche, zogen ihn wie magisch an und stießen ihn zugleich auch ab. Er fragte sich, wie sie wohl reagieren würden, diese arroganten McKettricks, wenn er jetzt einfach an die Tür klopfte, als wäre er einer von ihnen, und an ihrer Feier teilnehmen würde.
Einen Arm auf den Sattelknauf gestützt, blieb er noch eine Weile sitzen, und als er sich dann immer noch nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte, wendete er sein Pferd und machte sich auf den Heimweg zu dem Blockhaus fünf Meilen nördlich der Triple M, wo er nicht erst anklopfen und um Einlass bitten musste.
Kapitel 7
W er sind Sie?«, fragte Kade leise, als er Schwester Mandy gegen Ende des Abends allein auf Rafes und Emmelines Veranda antraf. Zusammengekauert saß sie in einem hölzernen Schaukelstuhl, einen Teller mit Essen auf dem Schoß, und warf kaum einen Schatten, da sie von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet war. Sie wird Höllenqualen ausstehen in all dieser Wolle, wenn erst einmal die Hitze kommt, dachte Kade, und sich fühlen, als wäre sie in eine dieser dicken, kratzigen Armeedecken gehüllt.
Sie erschrak, weil sie offenbar ganz in Gedanken versunken gewesen war,
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