Entflammte Herzen
gleich erschießen wollen, Ma'am! Schwester Mandy und ich sind Verwandte, und wir haben unsere kleinen Dispute, das ist wahr, so wie alle Verwandten sie wahrscheinlich haben, doch ich würde diesem lieben Mädel doch nichts tun. Ich könnte ihr niemals etwas antun, Ma'am.«
Emmeline senkte das Gewehr trotzdem nicht und zielte immer noch auf Currys Kopf. »Amanda«, sagte sie ruhig, »komm sofort zu mir herüber.«
Mandy stand auf, nahm ihr Buch und ihren Schleier und lief zu Emmeline hinüber.
»Hören Sie, Ma'am«, redete Gig unverdrossen weiter und hob ein wenig die Hände, um Emmeline zu zeigen, dass er nicht nach seiner Waffe greifen würde, »Sie beurteilen mich völlig falsch...«
»Verschwinden Sie«, sagte Emmeline, ohne auch nur sekundenlang in ihrer Entschlossenheit zu schwanken. Sie mochte zwar aus der Großstadt kommen, aber sie konnte anscheinend auch ganz schön hart sein und schien hervorragend mit diesem Gewehr umgehen zu können. Wahrscheinlich hatte Rafe es sie gelehrt. »Sie befinden sich hier auf dem Land der McKettricks. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es auf der Stelle verlassen würden - und machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, je wieder zurückzukommen.«
Gig stieß einen gequälten Seufzer aus, doch schließlich nahm er seinen Hut und ging, verschwand zwischen den Bäumen entlang des Bachs, wo er sein Pferd vermutlich irgendwo zurückgelassen hatte. Emmeline senkte das Gewehr, aber Mandy und sie blieben regungslos und schweigend stehen, bis sie ihn davonreiten sahen und das Hufgeklapper seines Pferdes auf dem felsigen Berghang hörten.
»Sag mir, wer das war«, befahl Emmeline. »Auf der Stelle, hörst du?«
Mandy senkte den Kopf. »Der Mann meiner Mutter«, gestand sie voller Scham, obwohl es beileibe nicht ihre Entscheidung gewesen war, Gig Curry in ihr Haus zu holen.
Emmeline wirkte verwundert. »Ihr Ehemann?«
»Nur ihr Mann.« Mandy hatte in ihrem Leben schon alle möglichen Leute belogen, wenn auch meist nur notgedrungen, und würde es wahrscheinlich auch weiter tun, doch in ebendiesem Augenblick, in dieser Minute, an diesem Ort, sah sie sich schlichtweg außer Stande, sich eine weitere Geschichte auszudenken. Nicht bei Emmeline, die so gut zu ihr gewesen war.
»Er kam her, um dir etwas anzutun.«
Mandy vermied es, Emmeline anzusehen, und schüttelte den Kopf. Allmächtiger - Cree würde kommen, wenn ihr irgendetwas zustieße, um Rache zu üben, und würde zweifellos dabei ums Leben kommen. In einem fairen Kampf Mann gegen Mann hätte ihr Bruder es jederzeit mit Gig Curry aufnehmen können, doch das Problem war, dass Gig nie allein arbeitete.
»Mandy«, beharrte Emmeline. »Du hast ja eine Höllenangst. Warum?«
»Misch dich da nicht ein, Emmeline«, flehte Mandy unglücklich. »Bitte nicht.« Aber ebenso gut hätte sie auch mit einem Felsen reden können.
»Ich werde ihn bei John Lewis anzeigen«, erklärte Emmeline entschieden. »Wir werden uns unverzüglich in die Stadt begeben und den Kerl verhaften lassen.«
»Bitte«, wiederholte Mandy in eindringlichem Ton. »Lass es gut sein, Emmeline.«
»Das wäre feige. Ich muss es sowieso Rafe sagen.«
»Nein!«, rief Mandy und war selbst nicht minder überrascht als Emmeline, als sie die Hand ihrer Freundin ergriff und drückte. »Nein, Emmeline, das darfst du nicht! Gig ist sehr schnell mit einer Waffe, und er ist gemein und heimtückisch und kämpft nie offen, so wie es andere Leute tun. Wahrscheinlich würde er vor Rafe katzbuckeln und sich bei ihm anbiedern, wenn er ihm begegnen würde, um ihn dann eines Tages einfach aus dem Hinterhalt heraus zu erschießen, bloß weil er sich über ihn geärgert hat!«
Emmeline wurde blass. »Ein Grund mehr, den Marshal zu verständigen. Außerdem haben Rafe und ich keine Geheimnisse voreinander. Das haben wir uns bei unserer Heirat fest versprochen.«
Mandys Knie gaben fast unter ihr nach, aber sie riss sich zusammen und zwang sich, nicht zu schwanken. Es wäre besser gewesen, wenn Emmeline nicht gekommen wäre und sie vor Gig gerettet hätte. Dann hätte nur sie, Mandy, unter ihm zu leiden. Doch wenn Emmeline Gig irgendwelche Schwierigkeiten machte, würden noch viele andere Leute in den daraus resultierenden Streit hineingezogen werden. »Ich werde fortgehen, Emmeline«, überlegte sie mit wachsender Verzweiflung. »Wenn ich es tue, wird keinem von euch etwas geschehen.«
»Ich habe keine Angst vor diesem miesen Kerl«, erwiderte Emmeline mit Überzeugung, während sie
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