Entflammte Herzen
vielen Tragen; ein Stapel dünner, aus einer Bibel herausgetrennter Seiten; Briefe von daheim; eine Uhr, die wohl von den Mördern übersehen worden war, mit dem eingravierten Namen ihres Trägers.
»Das bringt Erinnerungen an den Krieg zurück«, bemerkte Zeke Bryant und sah im Geiste anscheinend ein ganzes Bataillon Gespenster. Er arbeitete auf der Triple M, solange Jeb zurückdenken konnte, und war ein hartgesottener alter Soldat, ein Veteran der Konföderierten, der bekannt war für seinen Hang zur Einsamkeit und die wehmütigen, klagenden Töne, die er seiner Harmonika entlockte. »Ich wünschte, ich hätte ne Flasche Whiskey.«
»Ich auch«, stimmte R afe ihm zu und nahm seinen Hut ab, um sich mit der Hand durchs Haar zu fahren. Jeb bemerkte, dass R afes Blick immer wieder zu der Geldkassette glitt. »Wir haben noch zu tun«, erklärte R afe schließlich nach einer weiteren dieser langen, nachdenklichen Schweigeperioden, zu denen er neigte. »Also lasst uns an die Arbeit gehen.«
Sie holten vier Schaufeln aus dem Wagen des Siedlers und verbrachten den Best des Nachmittags damit, die Toten zu begraben. Es wurde kaum gesprochen in dieser Zeit, doch Jeb dachte viel über die Zerbrechlichkeit des Lebens nach und wusste, dass die anderen die gleichen Gedanken beschäftigten.
»Es ist grauenvoll, Menschen auf diese Art und Weise enden zu sehen«, bemerkte Jeb, als sie, schon lange nach Einbruch der Dunkelheit und mit einem Dutzend frischer - meist namenloser - Gräber in ihrem Rücken, zur Triple M zurückritten. Die Fotografien und die anderen Hinterlassenschaften der Soldaten hatte R afe in seiner Satteltasche, um sie zu gegebener Zeit der Armee zu übergeben.
Ein harter Zug erschien um R afes Kinn. »Es kommt vielleicht noch sehr viel schlimmer«, erwiderte er grimmig. »Die Geschichte ist damit möglicherweise noch nicht zu Ende. Es ist sogar durchaus möglich, dass dies hier erst der Anfang war.« Darüber ließ er Jeb eine ganze Weile nachdenken, bevor er ihm erklärte, was der Verlust dieses Geldes möglicherweise für die Triple M bedeutete
Kapitel 20
D as Backen der Obstkuchen stellte sich als ein weitaus größeres Projekt heraus als erwartet, voller anfänglicher Hindernisse und Schwierigkeiten, denn zwei volle Tage waren vergangen, als sie endlich, ordentlich in einer R eihe aufgestellt, auf Kades Schreibtisch auftauchten. Nach seiner letzten Runde durch die Stadt war er noch einmal ins Büro gegangen und hatte sie dort vorgefunden.
Er hängte seinen Hut an einen Haken, aber seinen Waffengurt behielt er an, als er zum Ofen und der Kaffeekanne ging. Doch das abgestandene Gebräu war kaum noch genießbar, und so beschloss er, sich eine Kanne frischen Kaffee aufzubrühen.
Und da er auch ein bisschen hungrig war, ging er zum Schreibtisch, um die dort ausgestellten Obstkuchen zu inspizieren. Jede Frau hatte ihr Werk auf irgendeine Art gekennzeichnet, eine, indem sie mit einer Gabel ihren Namen in die Kruste eingeritzt hatte. Jeanette. Das entlockte Kade ein Lächeln, und er fragte sich, ob dieser Kuchen von der R othaarigen sein mochte.
Mit seinem Taschenmesser schnitt er ein Stück von Jeanettes Kuchen ab - der sich als Kirschstreusel herausstellte -, und aß es gleich so aus der Hand. Er sah nicht ein, wozu er einen Teller schmutzig machen sollte, schon gar nicht, wenn er ihn dann auch noch selbst spülen musste. Er fand seinen neuen Posten ziemlich langweilig, da er vorwiegend aus profanen, stumpfsinnigen Aufgaben bestand, und bisher war es ihm auch noch nicht gelungen, mit Emmeline zu sprechen. Es interessierte ihn noch immer sehr, was sie John vor seiner Erkrankung hatte berichten wollen, doch da sie selbst die Angelegenheit nicht als besonders dringend zu betrachten schien, bemühte auch Kade sich, sie nicht überzubewerten.
Der Kuchen war etwas zu süß, und Kade verschluckte sich beinahe daran, als die Tür plötzlich so heftig aufgestoßen wurde, dass sie an die daneben liegende Wand krachte.
Einer der Sussex-Jungen stand im Eingang und riss beim Anblick all dieser Kuchen die Augen auf. Der Junge schluckte, und sein Adamsapfel hüfte sichtlich auf und ab. »Mitch Wiggins vom Telegrafenamt schickt mich her«, berichtete er aufgeregt. »Er hat Ben extra aufschließen lassen, um ein Telegramm ans Fort schicken zu können. Ich soll Ihnen mitteilen, dass östlich des Horse Thief Canyons zwölf Soldaten ermordet wurden.«
Jeanettes viel zu süßer Kuchen schmeckte plötzlich bitter, und
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