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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Kade fluchte und legte das Stück, das er in der Hand hielt, auf eine Suchmeldung, die auf dem Schreibtisch lag. Der Blick des Jungen folgte dem Stück Kuchen sehnsüchtig.
    »Nimm dir ruhig etwas«, sagte Kade.
    »Ich habe viele Brüder«, erwiderte der Kleine schlau, ging aber zunächst ein wenig zaghaft, dann entschlossener auf das Essen zu. »Und auch eine Schwester.« Die Schwester, schien es, fiel ihm erst etwas verspätet ein.
    »Ich habe auch zwei Brüder«, meinte Kade verständnisvoll. »Nimm so viel mit, wie du tragen kannst.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Ein pfiffiger junger Bursche, dachte Kade, als der Junge die Obstkuchen einfach übereinander stapelte. »Danke, Marshal . So was hatten wir nicht mehr seit Weihnachten, als die Damen aus der Kirche uns einen Korb zusammengepackt hatten.«
    Kade rang sich zu einem Lächeln durch. »Vergiss nicht, den Kuchen mit deinen Geschwistern zu teilen«, ermahnte er den Jungen, als dieser, behände wie ein Zirkusjongleur, mit dem schwankenden Stapel Obstkuchen in den Händen hinausmarschierte.
    Der Kaffee war inzwischen fertig, und Kade schenkte sich einen Becher ein und versetzte ihn mit einem großzügigen Schuss Whiskey aus John Lewis' geheimem Vorrat in der Schreibtischschublade. Im ersten Impuls, als er die Nachricht gehört hatte, hatte er sein Pferd holen und sogleich zur Triple M hinausreiten wollen, doch nach kurzer Überlegung hatte sein Verstand die Oberhand gewonnen. Im Moment konnte er ohnehin nichts anderes tun, als abzuwarten. Wenn er wie ein kopfloses Huhn in der Gegend herumjagte, wäre niemandem gedient.
    Als Jeb später vorbeikam, war Kade froh darüber, ihn zu sehen, trotz des Gestanks nach Tod, den er mitbrachte, und sah wortlos zu, wie sein Bruder sich einen Becher Kaffee einschenkte.
    »Wo ist R afe?«, fragte Kade, als das Schweigen ihm dann schließlich doch zu lange dauerte. So viel Ruhe und Stille war er nicht gewöhnt, besonders nicht bei Jeb, und es ließ ihn sich sogar noch unbehaglicher fühlen.
    Jeb ließ noch etwas mehr die Schultern hängen. »Bei Emmeline«, antwortete er und hob den Becher an den Mund, um einen Schluck zu trinken, worauf er angewidert das Gesicht verzog. »Du liebe Güte«, rief er, »ich hoffe bloß, du bist wenigstens ein passabler Marshal - Kaffee kannst du jedenfalls keinen kochen!«
    »Setz dich.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben gehorchte Jeb, ohne auch nur ein einziges Wort des Widerspruchs zu äußern. Das muss ja ziemlich schlimm gewesen sein da draußen, dachte Kade und begann, trotz Jebs Durchtriebenheit, sogar ein wenig Mitgefühl mit seinem jüngeren Bruder zu verspüren - und auch Gewissensbisse, weil er nicht dabei gewesen war, um seinen Teil der Last zu tragen.
    Jeb stellte seinen Kaffeebecher auf den Tisch, nahm Hut und Mantel ab und zog sich einen Stuhl heran. »Diese verdammten Hurensöhne«, brummte er und legte den Kopf in den Nacken, um zur Zimmerdecke hinaufzustarren. »Hast du schon einmal ein Dutzend tote Männer gesehen, Kade?«
    Nein, hatte er nicht, und das wusste Jeb auch. Er redete bloß so daher, und angesichts der Situation war Kade geneigt, ihn noch eine Weile weiterreden und sich abreagieren zu lassen. Und darum schüttelte er nur den Kopf und wartete, während Jeb nach neuen Worten suchte.
    »Ich musste dauernd daran denken, dass sie alle Familie hatten, Mütter, Freundinnen, Ehefrauen und Kinder«, sagte er. »Einige hatten Bilder in ihren Taschen, und ein paar Briefe und so weiter. Wir haben sie nebeneinander begraben und die Gräber, so gut es ging, gekennzeichnet, aber von den meisten Toten wussten wir nicht einmal den Namen.«
    Kade zog die oberste Schreibtischschublade auf, nahm Johns Whiskey heraus und beugte sich über den Tisch, um einen ordentlichen Schuss in Jebs Kaffee zu geben. »Ihr habt getan, was ihr tun musstet«, erklärte er. Das Hochland war wild und grausam. Sie hätten diese Toten nicht liegen lassen können, damit sie später abgeholt und zu ihren Familien - oder auch nur zum fort -, zurückgebracht werden konnten. Kojoten und Wölfe hätten die Überreste noch vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen in alle Himmelsrichtungen verteilt.
    »Das könnte das Ende der Triple M bedeuten, Kade«, fuhr Jeb nach einem weiteren nachdenklichen Schweigen fort. »Sie hatten fast fünfzigtausend Dollar in Gold und Banknoten bei sich, die gesamte Zahlung für die Herde, die wir letzten Herbst an die Armee geliefert hatten. R afe meint, ohne dieses Geld könnte die Ranch

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