Entflammte Herzen
weiter. Sie stellte den noch immer abgedeckten Teller vorsichtig auf eine Ecke von Kades Schreibtisch und lächelte den kleinen Harry an.
»Achte nicht auf Mr. Curry«, sagte sie. »Er ist ein Feigling und ein Dieb, und seine Ansichten sind ungefähr genauso wichtig wie ein Haufen Büffeldung.«
Harry war noch immer hochrot im Gesicht, doch er schien sich dennoch langsam etwas zu beruhigen.
Kade blickte auf Mandy herab, lächelte ein wenig und wandte seine Aufmerksamkeit dann dem Essen zu, das sie ihm gebracht hatte. »Das duftet nach gebratenem Hähnchen«, bemerkte er.
»Und nur die besten Stücke«, bestätigte ihm Mandy.
Gig begann aufgebracht an den Gitterstäben zu rütteln, und Harrys Blick glitt hungrig zu dem Teller, den Kade gerade abdeckte.
»Ich will auch was davon haben!«, polterte Gig, doch niemand schenkte ihm Beachtung.
»Ich teile es mit meinem Hilfssheriff«, meinte Kade zu Mandy. »Es ist genug für zwei.«
Irgendetwas an seinem Ton und seinen Worten rührte an ihr Herz und durchflutete sie mit einer wunderbaren Wärme. Sie war nun froh, beim Füllen dieses Tellers nicht gespart zu haben, obwohl der Koch sie beim Servieren angefunkelt hatte, als hätte er sie am liebsten umgebracht.
Gig schleuderte sein eigenes Essen, eine Schüssel mit undefinierbarem Inhalt, wütend gegen die Wand. »Und was soll ich jetzt tun?«
Kade hatte noch einen zweiten Teller geholt und war nun eifrig damit beschäftigt, das Essen zu verteilen. Den ersten Teller reichte er Harry, der fast wie von der Tarantel gestochen aufsprang, um ihn zu ergreifen. »Hungern, schätze ich mal«, beantwortete Kade Gigs Frage, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Findest du das lustig, Amanda Rose?«, fauchte Curry. »Ich kann dein schadenfrohes kleines Lächeln sehen - bild dir bloß nicht ein, dass ich es nicht sehe! Warte, bis ich hier herauskomme: Dann hast du nicht mehr viel zu grinsen!«
»Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie an mein Pferd binde und ein paar Meilen hinterherschleife«, entgegnete Kade in gleichmütigem Ton und wieder ohne auch nur einen Blick auf Gig, »dann halten Sie jetzt besser Ihre große Klappe.«
»Sie werden dafür büßen, wie Sie mich behandelt haben, Marshal . So wie Amanda Bose büßen wird.«
»Wo ist mein Lasso?«, fragte Kade mit vollem Mund.
Gig begann wieder an den Gitterstäben zu rütteln und ein furchtbares Spektakel zu veranstalten.
Kade warf drei von Harrys Schachfiguren aus dem Spiel, während er aß, und setzte ihn dann mühelos schachmatt.
»Sie wollen wissen, für wen ich arbeite, Sie Klugscheißer?«, brüllte Gig verzweifelt. »Sie haben mich schon tausend Mal danach gefragt. Und wissen Sie, was ? Wenn Sie wollen, erzähl ich's Ihnen jetzt.«
Mandy konnte sehen, wie Kades Schultern sich unter seinem Hemd verkrampften, doch sie bezweifelte, dass Gig dies bemerkt hatte.
»Ich werde Ihnen sagen, wer mich angeheuert hat«, fauchte Gig. Er war so wütend, dass Mandy tatsächlich für einen Moment befürchtete, er würde die Eisenstäbe aus der Wand reißen und sich auf sie stürzen wie ein gereizter Stier. Sie kannte seine Wutanfälle und wusste sehr gut, wie stark er sein konnte, wenn er derart aufgebracht war. »Ihr eigener Bruder war's, McKettrick!«
Kapitel 26
S ein Stuhl knarrte Unheil verkündend, als Kade sich langsam zu dem Gefangenen umdrehte. Harry machte große Augen, und Mandy stand wie angewurzelt da. Sie hatte im Laufe der Jahre gezwungenermaßen gelernt, Gig einzuschätzen, und wusste daher ziemlich genau, wann er nur leeres Gerede von sich gab. Doch das war diesmal leider nicht der Fall.
»Holt Cavanagh war es, der mich angeheuert hat, damit Sie's wissen«, zischte Gig. »Er will Ihren Pa und seinen ganzen Clan aus dem Geschäft rausdrängen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Und es wird ihm auch gelingen. Und das geschieht euch recht, so wie ihr alle anderen mit Füßen tretet!«
Kade erhob sich langsam und stieß dabei so jäh das Schachbrett fort, dass sämtliche Figuren polternd auf den Boden fielen. Aber er schien es nicht einmal zu merken.
Gig gefiel anscheinend nicht, was er in Kades Gesicht erblickte, denn er zog sich jetzt vorsichtshalber ein paar Schritte von den Gitterstäben zurück. Doch seine Augen funkelten vor Hass, und er schien einfach nicht zu begreifen, dass es ratsamer gewesen wäre zu schweigen. »Man gibt Ihnen die Schuld an etwas, was Sie nicht getan haben, und niemand wird deswegen schlaflose Nächte haben.
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