Entflammte Herzen
Hand gegen dich zu erheben, und dann wirst du dastehen wie der Narr, der du ja zweifellos auch bist«, entgegnete Holt, als er sich wieder aufrichtete. »Du bist auf einen Kampf aus, und den kriegst du auch von mir, jedoch nicht hier und auch nicht jetzt.« Er legte eine Hand voll Münzen und Scheine auf den mit grünem Filz bespannten Tisch. »Und in der Zwischenzeit könntest du ein wenig Hilfe brauchen. Du steckst bis zum Hals in der Scheiße, Junge. Wie war's also, wenn du mich als Hilfssheriff vereidigen würdest?«
Die Frage überraschte Kade so sehr, dass seine Kampfeslust ein wenig nachließ. »Was verstehst denn du schon von Gesetzen?«
»Ich war fast zehn Jahre bei den Texas Rangers. Da sollte man doch meinen, dass ich während dieser Zeit das eine oder andere gelernt habe.«
»Das klingt, als wäre er sogar hervorragend geeignet für den Posten«, ertönte Jebs Stimme von irgendwo ganz in der Nähe. »Solch ein Angebot würde ich mir nicht entgehen lassen, wenn ich an deiner Stelle wäre, Kade.«
Kade sah sich um und bedachte seinen jüngeren Bruder mit einem ärgerlichen Blick. »Was machst du denn hier?«, fuhr er ihn an.
Jeb spreizte seine Hände und grinste. »Dies ist ein freies Land.«
Kade fuhr herum und stürmte hinaus, ohne auch nur einen Blick nach rechts oder links zu werfen. Er wusste jedoch, dass Jeb und Holt ihm folgten und dass er absolut nichts dagegen unternehmen konnte.
Kapitel 30
W arum solltest du uns helfen wollen?«, fragte Rafe Holt eine gute Stunde später, als die vier Männer draußen vor dem Gefängnis standen und sich miteinander berieten. Es war mittlerweile bereits ziemlich dunkel, und es herrschte ein reges Treiben im »Bloody Basin Saloon« etwas weiter unten an der Straße. Harry war drinnen und schlief auf einer der Pritschen in der zweiten Zelle, und Mandy war von Kade persönlich zum Hotel zurückbegleitet worden. Oder, genauer gesagt, von ihm am Arm gepackt und trotz ihrer Proteste den Bürgersteig hinunter zum Hotel gesteuert worden. Sie hatte ihn mit Worten beschimpft, die keine Nonne je auch nur gehört haben konnte.
»Sagen wir einfach, ich fühle mich verpflichtet, euch zu helfen«, erklärte Holt, der mit dem Bücken an der Pferdetränke lehnte. Er hatte eine aufgeplatzte Lippe, stellte Kade mit einer gewissen Genugtuung fest, obwohl es ihn noch immer wurmte, dass Holt seinen Fausthieb nicht erwidert hatte. »Es ist einfach zu traurig, euch hilflos wie ein Haufen Käfer auf dem Boden eines Fasses herumkrabbeln zu sehen.«
R afe trat einen Schritt auf seinen Halbbruder zu, doch Jeb streckte rasch einen Arm aus, um ihn aufzuhalten. Zu Kades Überraschung gab R afe nach, obwohl es für einen Moment so aussah, als hätte er die größte Lust, Jeb einen Fausthieb in den Magen zu verpassen. R afe war nicht der Typ, der Einmischungen duldete.
»Es ist kein Geheimnis, dass du einen Groll auf uns hegst«, wandte sich Jeb in ruhigem Ton an Cavanagh, und falls er eine Revanche von Rafe fürchtete, ließ er sich davon nichts anmerken. Das war mal wieder typisch für ihn, so wie er auf Teufel komm raus in den Tag hinein lebte, als gäbe es kein Morgen und als hätte er nicht schon oft genug von seinen älteren Brüdern Prügel bezogen. »Du willst uns doch wohl nicht ernsthaft glauben machen, du wärst auf einmal weichherzig und mitfühlend geworden?«
Holt lächelte nur ein wenig und richtete dann seinen Blick, in dem eine unverhohlene Warnung lag, auf Kade. »Zumindest einer von euch neigt dazu, fast alles zu glauben, scheint mir.« Holt seufzte theatralisch. »Hört zu«, fuhr er nach kurzer Überlegung fort, »wir wissen alle, dass wir vier uns nicht gerade grün sind, aber Tatsache ist auch, dass es den alten Herrn umbringen würde, sich von seiner R anch trennen zu müssen. Wir haben unsere Differenzen, er und ich, doch er ist trotz all dem mein Vater, und ich kann nicht einfach untätig daneben stehen und zusehen, wie er untergeht.« Wieder machte er eine nachdenkliche Pause. »Ohne mich habt ihr keine Chance, dieses Geld zurückzukriegen, bevor die R echnungen fällig werden. Also lasst uns unseren Groll einstweilen beiseite schieben und diese Angelegenheit in Ordnung bringen.«
»Was ist dabei für dich drin?«, fragte R afe misstrauisch. Diese Frage hatte sich auch Kade bereits gestellt und Jeb vermutlich auch.
Cavanagh zuckte mit den Schultern. »Ich habe Angus McKettrick gehasst, solange ich zurückdenken kann. Doch nun, da ich diesen alten
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