Entflammte Herzen
Griesgram zu Gesicht bekommen habe, hat sich einiges geändert. Ich denke, zunächst einmal bin ich es wohl nur einfach leid, mich immer noch wie dieses halb verwilderte, im Stich gelassene Kind zu benehmen, das ich mal war. In gewisser Weise hieße das wohl auch, mit vielen Dingen kurzen Prozess zu machen und sie ein für alle Mal als erledigt abzuhaken. Und sobald mir das gelungen ist, verkaufe ich vielleicht sogar die Circle C und ziehe weiter.«
R afe, Jeb und Kade schwiegen eine ganze Weile, um sich Cavanaghs Worte durch den Kopf gehen zu lassen und die Vor-und Nachteile seines Angebotes gegeneinander abzuwägen. Im Grunde war es gar nicht mal so unsinnig, was er gesagt hatte.
Eigentlich hätte ich noch sehr viel froher über Cavanaghs Verkaufsabsichten sein müssen, dachte Kade. Ein weiteres Rätsel, über das er sich den Kopfzerbrechen konnte, falls er je die Zeit dazu bekam. »Wir wollen dieses Land«, erklärte er.
Holt grinste wieder, aber sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Das kann ich mir vorstellen. Und ihr seid es ja auch gewöhnt zu bekommen, was ihr wollt, nicht wahr?« Er machte eine kleine Pause, um seinen Vorteil auszukosten. »So wie der alte Herr die Dinge eingerichtet hat, werden zwei von euch demnächst brotlos auf der Straße stehen, selbst wenn es uns gelingen sollte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich bedaure schon beinahe, dass ich nicht da sein werde, um das Gerangel zwischen euch zu sehen.«
Ein kurzes Schweigen folgte, in dessen Verlauf Kade sich die Frage stellte, wie lange er wohl noch auf den Kampf warten musste, den Cavanagh ihm versprochen hatte.
»Warst du wirklich mal ein Ranger?«, fragte Jeb plötzlich ganz unerwartet. Er hatte noch viel von einem Kind, auch wenn er schon beinahe achtundzwanzig war. Seine neugierige Frage erinnerte Kade an Harry und daran, wie stolz der Kleine auf den Blechstern war, den Kade ihm überlassen hatte. Teufel, ja, vielleicht sollte er versuchen, auch für Jeb so einen Stern zu finden, ihn in einen roten Strumpf stecken und behaupten, der Nikolaus habe ihn Jeb gebracht.
»Ja«, gab Holt zu. »Ich hatte den Rang eines Majors inne.«
»Warum hast du es dann drangegeben?«, hakte Rafe verwundert nach. »Das Leben eines Rangers ist bestimmt nicht leicht, aber es hat doch sicher auch seine guten Seiten.«
Holt schwieg sehr lange, bevor er antwortete. »Ich hatte meine Gründe«, meinte er dann, und an seinem Ton erkannte Kade, dass sie kein weiteres Wort über dieses Thema aus ihm herausbekommen würden, und wenn sie ihn noch so sehr mit Fragen löcherten. Dennoch machte Kade sich so seine Gedanken über die Gespenster, die er einen Moment lang in den Augen seines Halbbruders gesehen hatte.
»Erklär mir doch bitte noch mal, warum wir dir vertrauen sollten«, verlangte Kade.
Die Gespenster waren noch da, als Holt seinen Blick erwiderte, obwohl es ansonsten ein fester, sehr direkter Blick war. »Weil euch gar nichts anderes übrig bleibt.«
Kade unterdrückte den völlig unsinnigen Impuls, seinen Hut auf den Boden zu schleudern und ihn mit dem Stiefelabsatz in den Staub zu stampfen.
Kapitel 31
A ngus saß in dem Sessel an seinem Schreibtisch. Seine hängenden Schultern zu sehen, die vor einem halben Jahr noch so breit und stark gewesen waren, brach Concepcion beinahe das Herz. Sie trat hinter ihn und legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. Concepcion würde es sich bestimmt nicht ausgesucht haben, diesen schwierigen Mann zu lieben, aber sie hatte schon vor langer Zeit ihr Herz an ihn verloren - damals, als sie ihn um seine verstorbene Georgia hatte trauern sehen. Sein Kummer war grenzenlos und gnadenlos gewesen, dennoch hatte er sich die ganze Zeit, auf seine etwas raue Art und Weise, um seine Jungen gekümmert und mit einer für die meisten Menschen geradezu unvorstellbaren Hartnäckigkeit um die Ranch gekämpft. Eines Nachts, vor langer Zeit, war er dann Trost suchend zu ihr gekommen, und sie hatte sich ihm nicht verweigert. Seither waren sie, wenn auch nur heimlich, ein Paar.
»Einen Penny für Ihre Gedanken, Mr. McKettrick«, bemerkte sie leise.
Er lachte grimmig und legte eine bleiche Hand auf ihre. »Ich schätze, den könnte ich jetzt gut gebrauchen, Mrs. McKettrick. Den Penny, meine ich.«
Sie brauchte sich nicht zu bücken, um ihn auf das Haar zu küssen, obwohl er saß und sie noch stand. Er war ein großer Mann, ihr Angus, und nicht nur, was seine Statur anging. Er war ein stolzer alter Löwe und die Ehre
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