Entflammte Herzen
und der Koch, ein Chinese, dessen Namen Kade vergessen hatte, bedachte ihn mit einem bösen Blick für dieses unerlaubte Eindringen in sein Reich.
»Mandy.«
Sie hielt inne und starrte Kade verwundert an. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
Er schüttelte den Kopf. Er war sich nicht mehr so schüchtern oder linkisch vorgekommen, seit er vierzehn Jahre alt gewesen war und Miss Alice Jean Gibbons nach einer kirchlichen Veranstaltung gefragt hatte, ob er sie heimbegleiten dürfe. Plötzlich überlegte er ganz unwillkürlich, was wohl aus Alice Jean geworden war.
»Am Samstagabend findet hier ein Tanzfest statt.«
Mandy machte ein ratloses Gesicht. »Brauchen wir dafür eine Genehmigung oder so was?«
Da musste er lachen, über sich und über sie. »Ich hatte gehofft, Sie würden mir vielleicht erlauben, mit Ihnen hinzugehen.« Er unterbrach sich, als er spürte, dass ihm wieder eine jähe Hitze in den Nacken schoss. »Zu dem Tanzabend, meine ich.«
»Mit mir?«, vergewisserte sie sich, als glaubte sie, sich verhört zu haben. »Eine der Bräute wird doch sicher...«
»Ich will keine dieser Bräute, Mandy. Ich will Sie.«
Sprachlos vor Erstaunen, starrte sie ihn an.
»Nun?«, drängte er, als er die Spannung nicht mehr auszuhalten glaubte. Wenn sie jetzt Nein sagte, würde er einfach irgendwohin gehen, sich eine Kugel in den Kopf jagen und die ganze Sache ein für alle Mal zu Ende bringen.
Sie zögerte, vermutlich war ihr nicht einmal bewusst, was für Höllenqualen sie ihm damit auferlegte, oder womöglich genoss sie den Moment sogar, denn nach einer Weile lächelte sie ihn endlich an. »Sicher«, antwortete sie leichthin und schob ihm einen der gefüllten Teller zu. »Hier ist Ihre Leber. Und nun gehen Sie mir aus dem Weg, ich habe hier zu tun.«
Mit dem Teller in der Hand stand er da und beobachtete, wie sie an ihm vorbeirauschte und mit einer geschickten Bewegung ihrer Hüfte die Tür zum Speisesaal aufstieß. Und obwohl dies eine gänzlich unschuldige und "durch und durch alltägliche Bewegung war, führte sie Kade doch zumindest eines klar vor Augen: Er saß auf einem Pulverfass, das jeden Augenblick explodieren konnte.
Kapitel 34
B ecky erkannte den Cowboy im selben Moment, als er das für die abendliche Tanzveranstaltung bereits leer geräumte Hotelfoyer betrat. Schlimmer noch - an dem unverschämten Grinsen des Mannes sah sie, dass auch er sich noch sehr gut an sie erinnerte.
Mit klirrenden Sporen steuerte er direkt auf sie zu. Vielleicht hatte er das diskrete Schild draußen, dass Sporen im »Arizona Hotel« nicht gestattet waren, einfach nicht beachtet, oder womöglich konnte er auch nur nicht lesen. »Die Welt ist ein Dorf«, stellte er fest, als er seinen Hut abnahm und ihn dann wie in einer Parodie guter Manieren an die Brust drückte. »So heißt es jedenfalls.«
Becky erwiderte gelassen seinen Blick. »Das ist sie«, stimmte sie freundlich zu, »auch wenn es uns vielleicht lieber wäre, wenn es nicht so wäre.«
Er war ein ziemlich gut aussehender Bursche, wenn auch etwas derb und ungeschliffen, aber in seinen Augen stand ein böses Funkeln. Becky erinnerte sich, dass er in jener Nacht in Kansas City eines ihrer Mädchen hatte schlagen wollen und sie ihn daraufhin natürlich prompt aus ihrem Etablissement hinausgeworfen und ihm auch gleich Lokalverbot erteilt hatte. Ganz offensichtlich fühlte er sich deswegen noch immer in seiner Eitelkeit verletzt.
»Jesse Graves«, stellte er sich vor, als müsste sein Name ihr irgendetwas sagen. Als sie schwieg, fühlte er sich offenbar genötigt, sich noch tiefer hineinzureiten. »Ich hörte, dass Sie jetzt die Frau des Marshals sind.«
Die Eingangshalle war noch ziemlich leer, da der Abend gerade erst begonnen hatte, aber einige wenige Gäste befanden sich in Hörweite. Becky konnte nur hoffen, dass der Lärm der
Cowboyband, die ihre Fiedeln, Waschbretter und Gitarren stimmten, ihren kurzen Austausch übertönen würde. »Kade McKettrick ist der Marshal «, erklärte sie. »Und der ist viel zu jung für mich.«
Graves schenkte ihr ein viel sagendes Grinsen. »Nach dem, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, nehmen Sie es mit dem Alter eines Mannes nicht so genau, solange er nur genügend Geld in seiner Tasche hat.«
Unbändige Wut erfasste Becky, aber sie kämpfte dagegen an und zwang sich, ruhig zu bleiben. Schließlich hatte sie immer schon gewusst, dass ihre Vergangenheit sie eines Tages einholen würde, und versucht, sich auf die
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