Entflammte Herzen
mitgebracht hatte, war gerade oben bei John und untersuchte ihn - und warnte ihn wahrscheinlich auch, sich nicht zu übernehmen.
Emmeline nahm Beckys Hände zwischen ihre, als sie sich abwenden und hinaufgehen wollte. »Vergiss eins nicht«, flüsterte sie und sah sich wieder stirnrunzelnd nach Graves um. »Egal, was auch geschieht, du bist meine Mutter, und R afe und ich, wir werden immer zu dir stehen.«
Beckys Augen füllten sich mit Tränen. Früher war das nur sehr selten bei ihr vorgekommen, doch nun, da Johns Gesundheitszustand sich so rapide verschlechterte, weinte sie beinahe täglich, wenn auch normalerweise nur in aller Stille. Sie blinzelte, um ihre Tränen zurückzudrängen, und küsste ihre Tochter auf die Wange. »Das ist alles, was ich wissen muss«, gab sie zurück und eilte die Treppe hinauf zu dem einzigen Mann, den sie je wirklich geliebt hatte.
Er wartete auf sie. Er liebte sie, obwohl er über all ihre Geheimnisse im Bilde war. Seine Seele war ein Spiegelbild der ihren.
Und er lag im Sterben.
Kapitel 35
B evor Kade auch nur seinen neuen, speziell für die Gelegenheit gekauften Hut ablegen konnte, wurde er auch schon von den Bräuten in der Eingangshalle des »Arizona Hotels« abgefangen. Und die Damen sahen so aus, als wären sie für alles gerüstet. Sue Ellen, die mit Holt gekommen war und ein wenig abseits stand, schloss sich ihnen augenblicklich an.
Kade versuchte, sie zu ignorieren und sich in dem großen, überfüllten, lauten Raum nach Mandy umzuschauen, die aber leider nirgendwo zu sehen war. Was, von seinem Standpunkt aus gesehen, sowohl ein Problem als auch ein Segen war.
Jeb, der neben ihm stand, stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Nun red schon, Bruder.«
Kade schluckte und warf seinem jüngeren Bruder einen kurzen Blick zu, bevor er schließlich widerstrebend seiner Bitte nachkam. »Das ist mein Bruder Jeb«, wandte er sich an die bestellten Bräute, die er wie immer nur als großen, bunten Schwärm wahrnahm. »Und er ist auch noch zu haben.«
Ein mutwilliges Grinsen zog sich über Jebs Gesicht. Kade trat rasch zur Seite und wich damit einem zweiten, bedeutend härteren Stoß in seine Rippen aus. »Ich muss schon zugeben, meine Damen, Sie sind aber auch tatsächlich schön genug, um einen Mann die heiligen Gelübde der Ehe vergessen zu lassen«, erwiderte Jeb aalglatt wie immer und zeigte den Bräuten diesen verflixten Ehering, der nur immer dann auftauchte, wenn er seinen Zwecken dienlich war. »Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass meine Gattin an einem kleinen Tänzchen keinen Anstoß nehmen wird.«
Die Bräute schienen ebenso verwirrt zu sein wie Kade, aber die R othaarige nahm Jebs Hand, als er sie ihr lächelnd entgegenstreckte, und erlaubte ihm, sie auf die schon gut besetzte Tanzfläche zu führen. Die anderen machten lange Gesichter und schienen froh zu sein, als Captain Harveys Soldaten und einige mit ihrem besten Sonntagsstaat ausstaffierte Cowboys sich schließlich zu ihnen herüberwagten, um sie um einen Tanz zu bitten.
»Wenn du tatsächlich eine Frau hast«, bemerkte Kade etwa eine Viertelstunde später, als er einen Augenblick mit Jeb allein war, »wo hältst du sie denn dann versteckt?«
Jeb setzte ein überlegenes Lächeln auf und spielte mit dem Ring an seinem Finger. »Das geht ja wohl nur mich was an, oder?«
Kade kam zu dem Schluss, dass es ausgesprochen unangebracht wäre, sich mit seinem Bruder in Beckys überfüllter Eingangshalle zu schlagen. »Ich denke, du lügst«, beschränkte er sich daher zu sagen. »Ob du nun einen Ring trägst oder nicht.«
»Denk doch, was du willst.« Und damit wandte Jeb sich ab und schlenderte davon, um sich eine neue Tanzpartnerin zu suchen.
Wäre nicht ausgerechnet in diesem Augenblick Mandy, die ganz entzückend aussah in dem hübschen neuen Kleid, das er ihr in dem Gemischtwarenladen gekauft hatte, die Treppe heruntergekommen, wäre Kade seinem Bruder vielleicht doch noch nachgelaufen, um eine ehrliche Antwort aus ihm herauszuholen, und wenn nötig, auch mit Prügeln, ob sich das nun schickte oder nicht. Aber so, wie die Dinge lagen, bahnte er sich stattdessen mit schlafwandlerischer Sicherheit einen Weg durch die Menge und konnte an nichts anderes mehr denken als an Mandy.
»Sie sehen ...«, begann er, und es klang so rau und krächzend, dass er noch einmal von vorn begann, »Sie sehen wirklich reizend aus.«
Sie lächelte. »Danke«, gab sie zurück und wirkte sichtlich erfreut über das
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