Entflammte Herzen
war froh, als es endlich Morgen wurde. Das Frühstück bestand aus ein paar Streifen Dörrfleisch aus ihren Satteltaschen, und kurz darauf bestiegen Holt und er schon wieder ihre Pferde und machten sich auf den Weg.
Der Schnee hatte die Spuren verweht, denen sie gefolgt waren, und sie waren schon drauf und dran, wieder umzukehren und zurückzureiten, als sie das Blut entdeckten.
Kapitel 48
D er Tote lag mit dem Gesicht nach oben in dem kalten, blutgetränkten Schnee; jemand hatte ihm den halben Oberkörper weggeschossen und fein säuberlich seine Kopfhaut von seinem Schädel abgetrennt. Die Leiche sah grausig, aus, sie schwamm geradezu in ihrem eigenen Blut und war so brutal zerfleischt, als wäre sie die frisch geschlagene Beute eines wilden Tieres.
»Allmächtiger!«, entfuhr es Holt, und wie Kade suchte auch er, die schussbereite Waffe in der Hand, mit seinen Blicken die Umgebung ab. Aber niemand war zu sehen. Die Stille dieses hoch gelegenen, unwegsamen Ortes hallte Kade in den Ohren wider wie ein Echo von ... rein gar nichts.
Bittere Galle stieg in seiner Kehle auf, und er spuckte angewidert aus, bevor er aus dem Sattel stieg und sich dem Leichnam näherte. Wenn die Leute im gleichen Tempo weitersterben wie in letzter Zeit, dachte er, wird Indian Bock sich binnen kurzem noch in eine Geisterstadt verwandeln.
Er hatte sofort gewusst, wer der Tote war, obwohl Kincaid und er nicht einmal miteinander bekannt gewesen waren.
»Ist er das?«, erkundigte sich Holt, als er sich in den Steigbügeln aufrichtete, um sich den toten Mann genauer anzusehen. »Pa Kincaids Junge?«
Kade blickte sich über die Schulter zu ihm um und nickte. »Ich nehme es an.«
Auch Holt saß ab, schaute noch einmal auf das, was noch von Kincaid übrig war, und bückte sich dann, um eine der vielen Hufspuren im Schnee zu untersuchen.
Kade richtete sich aus seiner gebückten Stellung auf und tat sein Bestes, um das Dörrfleisch, das sie zum Frühstück gegessen hatten, bei sich zu behalten. Dann rückte er seinen Hut zurecht, ging in einem weiten Kreis um den Schauplatz des Verbrechens herum und suchte nach Hinweisen, wohin die Mörder sich gewandt haben konnten.
»Was nun?«, fragte er mehr sich selbst als Holt.
»Wir bringen den armen Kerl zu seinem Vater und zu seinem Bruder.«
»Wir müssen weiter.«
»Die Spuren führen nirgendwohin, Kade. Wer auch immer diese Leute sind, sie scheinen jedenfalls eine Menge Erfahrung darin zu haben, ihren Verfolgern zu entkommen. Sie haben Kincaid umgebracht, um sicherzustellen, dass er nicht plaudert, und ihn dann ganz bewusst hier liegen lassen, damit wir ihn finden. Und das heißt, sie wissen, dass wir hinter ihnen her sind, und sind wahrscheinlich inzwischen schon meilenweit entfernt.«
Kade fluchte. »Ich schätze, du hast du Recht«, räumte er widerstrebend ein.
Holt schnallte seine Decke von ihrem Platz hinter dem Sattel ab. »Ich bin mir hundertprozentig sicher«, entgegnete er flach. »Lass uns Davy Kincaid zu seiner Familie heimbringen. Und wenn sein Vater und sein Bruder schon mit Charlie und Pete zur Circle C geritten sind, nehmen wir ihn mit dorthin.«
Sie wickelten Kincaids Leiche in die Decke ein, fertigten aus Zweigen und Seilen eine notdürftige Bahre und zogen den Toten darauf zu Pas Hütte hinunter. Als sie dort ankamen, war jedoch nirgendwo etwas zu sehen von den beiden Männern, die Holt zurückgeschickt hatte, um den alten Mann und Avery zu beschützen.
Wieder humpelte Pa heraus, um sie zu begrüßen, aber diesmal schoss er wenigstens nicht. Das war zwar nur ein kleiner Trost, doch im Moment war Kade allzu gern bereit zu nehmen, was er kriegen konnte. »Ist das Davy?«, fragte der Alte vorsichtig und lugte um Kades Pferd herum zu der Bahre mit dem blutigen Bündel.
»Ja«, sagte Kade.
»Ich hab den Jungen gewarnt, dass so etwas passieren würde, wenn er sich weiter mit solch miesen Mistkerlen herumtreibt.« Mit zögernden Bewegungen näherte der Alte sich der Leiche, als befürchtete er, sein Sohn könne jeden Moment aufspringen und sich auf ihn stürzen. Er machte keine Anstalten, Davy zu berühren, sondern schaute blinzelnd auf zu Kade. Falls er überhaupt so etwas wie Kummer empfand, war ihm davon jedenfalls nichts anzumerken. »Haben Sie mir meine drei Dollar und meine Kugeln mitgebracht?«
Kade fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und wechselte einen raschen Blick mit Holt. »Nein«, erwiderte er nach kurzem Zögern.
»Und mein Vieh? Sie haben
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