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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Lord Maccon befand sich inzwischen vermutlich bereits auf halber Strecke nach Dover, und so musste Lyall ohne ihn mit diesem Schlamassel fertig werden.
    »Wissen Sie, diese Sache mit dem Sterben, die ich vorhin erwähnte … Nun ja, es ist doch so gekommen, in gewisser Weise.«
    In diesem Moment sah Professor Lyall, wie sich der Ausdruck dieser schönen blauen Augen von benommener Verwirrung in entsetzte Erkenntnis verwandelte. Es war eines der traurigsten Dinge, die er in seinem ganzen langen Leben gesehen hatte.
    Hilflos reichte er Biffy den Teller mit dem rohen Steak.
    Ohne sich beherrschen zu können schlang der junge Dandy das Fleisch hinunter, mit eleganten, aber sehr schnellen Bissen.
    Aus Rücksicht auf Biffys Würde taten sowohl Professor Lyall als auch Tunstell so, als bemerkten sie nicht, dass Biffy dabei die ganze Zeit über weinte. Tränen kullerten seine Nase entlang und hinunter auf das Steak, während er kaute und schluckte und kaute und schluchzte.
    Wie sich herausstellte, war das Picknick des Präzeptors ein wenig aufwendiger, als man Alexia und Madame Lefoux hatte Glauben machen wollen. Mit einer antiquierten Kutsche zuckelten sie ziemlich weit hinaus aufs Land, fort von Florenz in Richtung Borgo San Lorenzo, und erreichten schließlich eine archäologische Ausgrabungsstätte. Während der Kutscher versuchte, das Gefährt auf einem kleinen Hügel zu parken, verkündete ihr Gastgeber voller Stolz, dass sie an einem Picknick in einer etruskischen Grabstätte teilnehmen würden.
    Es war ein bezaubernder Ort, überschattet von verschiedenen Bäumen der mediterranen Sorte, sehr grün und sehr belaubt. Alexia stand von der Bank auf, während die Kutsche herummanövriert wurde, um die Umgebung besser betrachten zu können.
    »Bitte setzen Sie sich hin, Alexia! Sie werden noch herausfallen, und wie soll ich Floote dann erklären, dass Sie …« Madame Lefoux biss sich auf die Zunge, bevor ihr noch etwas über Alexias unglückliche Umstände vor dem Präzeptor herausrutschte, doch für Alexia war offensichtlich, dass ihre Sorge hauptsächlich der Sicherheit des Kindes galt.
    Sie schenkte der Französin keine Beachtung.
    Sie waren von einer Reihe von Gräbern umgeben: niedrig, rund und grasbedeckt, die beinahe wie organisch gewachsen aussahen und völlig anders waren als alles, was Alexia bisher gesehen oder wovon sie gelesen hatte. Da sie noch nie etwas Aufregenderes als ein römisches Badehaus besichtigt hatte, hopste sie regelrecht auf und ab vor Begeisterung – wenn man von einer Dame, die wieder einmal in ein Korsett und die neueste britische Mode geschnürt war und sowohl von Sonnenschirm als auch Schwangerschaft zusätzlich beeinträchtigt wurde, behaupten konnte, dass sie hopste. Abrupt setzte sie sich wieder, als die Kutsche über eine Bodenwelle rumpelte.
    Alexia weigerte sich einzugestehen, dass ihre gute Laune von Conalls veröffentlichter Entschuldigung herrührte, doch natürlich erschien ihr die Welt als ein viel faszinierender Ort als noch einen Tag zuvor.
    »Wissen Sie irgendetwas über diese Etrusker?«, flüsterte sie Madame Lefoux zu.
    »Nur, dass sie vor den Römern herkamen.«
    »Hatten sie sich mit den Übernatürlichen arrangiert, oder waren sie eine reine Tageslichtgesellschaft?«, fragte Alexia die nächst wichtigste Frage.
    Der Präzeptor hörte es. »Ah, meine Seelenlose, da sprechen Sie gerade das große Geheimnis der Etrusker an. In dieser Sache forschen unsere Historiker nämlich immer noch. Ich denke allerdings, dass Sie in Anbetracht Ihrer speziellen Fähigkeiten eventuell …« Er verstummte bedeutungsvoll, als wolle er den Gedanken absichtlich unvollendet lassen.
    »Nun, mein lieber Herr Templer, mir erschließt sich nicht, wie ich Ihnen auf irgendeine Weise behilflich sein könnte. Ich bin keine ausgebildete Altertumsforscherin. Das Einzige, was ich einigermaßen mit Bestimmtheit identifizieren kann, ist meine eigene Art. Ich …« Nun war die Reihe an Alexia, einen Gedanken unvollendet zu lassen, da ihr bewusst wurde, welche Folgerung sich aus seiner Aussage ergab. »Sie glauben, dass bei dieser Kultur Außernatürlichen einen größere Rolle zugekommen ist? Wie bemerkenswert!«
    Der Templer zuckte mit den Schultern. »In der Vergangenheit haben wir den Aufstieg und Fall vieler großer Reiche gesehen, manche davon geführt von Vampiren, andere von Werwölfen.«
    »Und manche wurden gegründet, um beide Arten zu verfolgen und zu vernichten.« Alexia dachte dabei an

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