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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Keramikflasche, deren Inhalt schon lange verdunstet war und sich in den Äther verflüchtigt hat. Der Mann bot ihr in seiner Handfläche offenbar ein Stück Fleisch dar; die Archäologen fanden dort jedenfalls einen Tierknochen. In der anderen Hand hielt er etwas äußerst Merkwürdiges.«
    »Und was war das?«
    Nach einem Schulterzucken schob der Templer einen Finger unter seinen hohen Kragen und brachte eine Kette zum Vorschein, die er um den Hals trug. Vorsichtig zog er sie unter Nachthemd, Jackett, Weste und Hemd hervor, dann traten alle drei näher ans Licht, das vom Eingang nach unten fiel. Am Ende der Kette baumelte ein kleines, goldenes Schmuckstück. Alexia und Madame Lefoux beugten sich vor, um es genauer zu betrachten.
    »Ein Anch?« Alexia blinzelte belustigt.
    »Ein altägyptisches Henkelkreuz?« Madame Lefoux wölbte eine schwarze Augenbraue.
    »Existierten diese beiden Kulturen zur gleichen Zeit?« Alexia kramte in ihrer Erinnerung nach den Daten der Ausdehnung Ägyptens.
    »Es wäre möglich, dass sie irgendeine Form von Kontakt miteinander hatten, doch es ist wahrscheinlicher, dass dieser kleine Gegenstand durch den Handel mit Griechenland zu den Etruskern gelangte.«
    Alexia begutachtete das kleine Stück Gold eingehend, völlig untypisch für sie spitzte sie aber nur die Lippen und sagte gar nichts. Eigenartig, dass eine etruskische Statue das altägyptische Symbol für ewiges Leben darbot, doch obwohl ihr dazu Dutzende von Dingen durch den Kopf gingen, schwieg sie, denn es widerstrebte ihr, einen Templer an ihren Gedanken teilhaben zu lassen.
    Nachdem offenbar keine der Damen noch etwas dazu zu sagen hatte, steckte der Präzeptor den Anhänger wieder weg und führte sie die Kalksteinstufen empor und hinaus auf den sonnenbeschienenen Hügel. Die anderen Gräber waren ziemlich ähnlich, nur nicht in ganz so gutem Zustand.
    Das Picknick, das folgte, war eine unangenehm schweigsame Angelegenheit. Alexia, Madame Lefoux und der Präzeptor saßen auf einer gesteppten Baumwolldecke, die über dem flachen Grabhügel ausgebreitet war, während die anderen Templer ihre eigene Mahlzeit ein kleines Stück entfernt genossen. Einer der Templer aß nichts, sondern las stattdessen in schwermütigem Tonfall aus der Bibel vor. Der Präzeptor war offenbar der Meinung, dass dies als Entschuldigung ausreichte, keine Unterhaltung mit seinen zwei Begleiterinnen zu führen.
    Alexia aß einen Apfel, zwei knusprige Brötchen, die mit einer Art Tomatensoße bestrichen waren, und drei hart gekochte Eier, die wieder in das grüne Zeug getunkt wurden, das ihr tags zuvor so gemundet hatte.
    Als das Mahl beendet war, machte sich die Gesellschaft zum Aufbruch bereit. So ein Picknick hatte einen gewissen Vorteil, erkannte Alexia. Da sie kein Besteck benützt hatte, musste auch nichts vernichtet werden, das von ihr verunreinigt worden war.
    »Es ist kein schlechtes Leben, das wir hier führen, nicht wahr, meine Seelenlose?«, richtete der Präzeptor endlich wieder das Wort an sie.
    Gezwungenermaßen musste Alexia zugeben, dass es tatsächlich so schien. »Italien ist wirklich ein bezauberndes Land. Und ich finde weder an Ihrem Essen noch am Klima etwas auszusetzen.«
    »Sind Sie – wie sage ich das am besten, ohne unhöflich zu sein? – in England nicht mehr willkommen, nicht wahr?«
    Alexia wollte das gerade richtigstellen und sich mit Conalls öffentlicher Entschuldigung brüsten, doch dann überlegte sie es sich anders und sagte stattdessen: »Das ist eine sehr diplomatische Art, es auszudrücken, Herr Templer.«
    Der Präzeptor zeigte seine grässliche freudlose Grimasse, die bei ihm ein Lächeln darstellen sollte. »Könnten Sie es dann vielleicht in Betracht ziehen, hier bei uns zu bleiben, meine Seelenlose? Es ist schon lange her, seit wir Templer von Florenz einen Außernatürlichen bei uns hatten, ganz zu schweigen von einer weiblichen dieser Spezies. Ihnen würde jeder Komfort zuteil, während wir Sie studieren. Sie würden eigene, etwas isoliertere Gemächer zugewiesen bekommen.«
    Alexias Miene wurde säuerlich, als sie an ihre unglückselige Begegnung mit Dr. Siemons und dem Hypocras Club zurückdachte. »So ein Angebot wurde mir schon einmal unterbreitet.«
    Mit schief gelegtem Kopf musterte der Templer sie aufmerksam.
    Da er sich offenbar wieder in einer gesprächigeren Stimmung befand, fragte Alexia: »Sie würden es tatsächlich auf sich nehmen, eine Ausgeburt des Teufels wie mich dauerhaft in Ihrer Mitte zu

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