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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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aufgrund seiner Unsterblichkeit blasse Haut. Seine Augen verloren ihre gelbe Farbe und wurden wieder blau. Da Lyall die sich windende Gestalt fest im Arm hielt, konnte er nicht nur hören, sondern auch fühlen, wie Biffys Knochen brachen und sich neu zusammenfügten. Es war eine lange und qualvolle Angelegenheit. Der junge Mann würde Jahrzehnte brauchen, um einen gewissen Grad an Können zu erreichen. Schnelligkeit und Geschmeidigkeit der Verwandlung waren Zeichen sowohl des Ranges als auch des Alters.
    Lyall hielt Biffy während der ganzen Zeit in den Armen. Er hielt ihn, als Tunstell mit einem großen rohen Steak zurückkehrte und mehr oder weniger nützlich um sie herumhantierte. Er hielt ihn, bis schließlich nichts als ein nackter Biffy, zitternd und schrecklich verloren wirkend, in seinen Armen lag.
    »Was? Wo?« Schwach schob der junge Dandy die Arme des Betas von sich. Seine Nase zuckte, als müsste er niesen. »Was … ist passiert?«
    Professor Lyall, der die ganze Zeit über neben dem Sofa gehockt hatte, straffte sich. Tunstell kam mit einer Decke und besorgtem Gesichtsausdruck herbei. Kurz bevor er den jungen Mann zudeckte, konnte Lyall erfreut feststellen, dass Biffys Schusswunde vollständig verheilt war. In der Tat ein echter Übernatürlicher.
    »Wer sind Sie?« Biffy starrte mit noch verschwommenem Blick auf Tunstells leuchtend rotes Haar.
    »Ich bin Tunstell. War früher Claviger in den Diensten von Lord Maccon. Jetzt bin ich nur noch Schauspieler.«
    »Er ist unser Gastgeber und ein Freund. Wir werden hier für heute in Sicherheit sein.« Professor Lyall bemühte sich, leise und ruhig zu klingen.
    »Gibt es denn einen Grund, warum wir das sein müssen? In Sicherheit, meine ich.«
    »An wie viel können Sie sich noch erinnern?« Beinahe mütterlich strich Lyall dem jungen Mann eine braune Locke aus der Stirn. Trotz all seiner Veränderung, seiner Nacktheit und seines Bartes wirkte Biffy immer noch durch und durch dandyhaft. Er würde eine eigentümliche Bereicherung der ansonsten ruppigen, soldatenhaften Männlichkeit des Woolsey-Rudels sein.
    Biffy zuckte zusammen, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Ein offizieller Tötungsbefehl! Ich fand heraus, dass es einen … O mein Gott, ich sollte davon Bericht erstatten! Ich habe die Verabredung mit meinem Herrn versäumt!« Er machte Anstalten aufzustehen, doch Lyall drückte ihn mühelos zurück.
    Verzweifelt sagte Biffy zu ihm: »Sie verstehen nicht – er wird ausschwärmen, wenn ich nicht rechtzeitig zurückkomme! Er wusste, dass ich dem Wesir auf der Spur war. Wie konnte ich mich nur erwischen lassen? Was bin ich nur für ein Idiot! Er wird …« Biffy verstummte. »Wie lange war ich da unten?«
    Lyall seufzte. »Er ist bereits ausgeschwärmt.«
    »O nein!« Bestürzung machte sich auf Biffys Gesicht breit. »All die viele Arbeit, all die Agenten, abgezogen von ihren verdeckten Positionen. Es wird Jahre dauern, sie wieder einzuschleusen. Er wird schrecklich enttäuscht von mir sein!«
    Lyall versuchte ihn abzulenken. »Also, woran erinnern Sie sich noch?«
    »Ich erinnere mich daran, dass ich am Grund der Themse gefangen war und dachte, dass ich nie wieder da rauskommen würde.« Biffy fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Und dass ich wirklich dringend eine Rasur nötig hätte. Dann erinnere ich mich, dass Wasser in die Kugel strömte und ich später aufgrund von Geschrei und Schüssen wieder aufwachte. Und dann erinnere ich mich an eine Menge Schmerz.«
    »Sie lagen im Sterben.« Zögernd suchte Lyall nach den richtigen Worten. Da saß er nun, Hunderte von Jahren alt, und konnte einem Jungen nicht erklären, warum er gegen seinen Willen verwandelt worden war.
    »Ach wirklich? Nur gut, dass es dann doch nicht so gekommen ist. Mein Meister würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihm einfach so wegsterbe, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen.« Auf einmal war Biffy abgelenkt und schnupperte. »Irgendetwas riecht hier ganz fantastisch!«
    Professor Lyall deutete auf den Teller mit dem rohen Steak.
    Biffy wandte den Kopf, um seinem Blick zu folgen, dann sah er verwirrt zu Lyall zurück. »Aber es ist noch roh. Warum riecht es so gut?«
    Lyall räusperte sich. Als Beta hatte er diese spezielle Aufgabe noch nie übernehmen müssen. Es oblag dem Alpha, die frisch Verwandelten einzugewöhnen und ihnen zu erklären, was mit ihnen los war. Er musste für sie da sein und stark sein und … nun ja, Alpha für einen jungen Welpen sein. Aber

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