Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
am Ledergürtel ihres Reisekleids.
    All das Herumgeschlage und Gerummse, das sie veranstaltete, veranlasste den Kutscher nicht dazu, anzuhalten und zu ihrer Rettung beizutragen. Sie schrie laut um Hilfe, doch er schien immer noch nichts zu bemerken. Also ging sie im Geiste noch mal die Einsatzmöglichkeiten ihres Sonnenschirms durch. Der Betäubungspfeil war nutzlos und die Pflöcke aus Holz und Metall ebenso.
    Dann fiel ihr ein, dass der Sonnenschirm ein magnetisches Störfeld aussenden konnte. Verzweifelt packte sie das Accessoire wieder richtig herum und tastete am Griff entlang nach der einen geschnitzten Lotosblüte, die etwas weiter hervorragte als die anderen. Sie fand den Schalter und schob ihn mit dem Daumen zurück, wodurch das Störfeld aktiviert wurde.
    Offensichtlich enthielten die tödlichen Marienkäfer tatsächlich Teile aus Eisen, denn das Störfeld wirkte wie beabsichtigt und brachte ihre mechanischen Bestandteile zum Stillstand. Ganz wie es ihrer Natur entsprach, blieben die Käfer allesamt wie angewurzelt stehen, ließen sich auf den Rücken fallen und zogen die kleinen mechanischen Beinchen an ihre Unterseite, genau wie jeder gewöhnliche tote Käfer es tat.
    Alexia schickte Madame Lefoux in Gedanken ein tief empfundenes Dankeschön für die weise Voraussicht, den Störfeldsender eingebaut zu haben, und machte sich eilends daran, die Käfer aufzusammeln und aus dem Fenster der Kutsche zu werfen, bevor die Wirkung des Störfelds nachließ. Dabei gab sie sich größte Mühe, die tropfenden Fühler nicht zu berühren. Vor Abscheu lief ihr ein Schauer über die Haut.
    Der Kutscher, der endlich bemerkt hatte, dass etwas mit seinem Fahrgast nicht stimmte, brachte das Gefährt zum Stehen, sprang vom Kutschbock und eilte zur Tür, gerade im richtigen Augenblick, um einen der Marienkäfer an den Kopf zu bekommen.
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Lady Maccon?«, fragte er, während er ihr einen schmerzerfüllten Blick zuwarf und sich die Stirn rieb.
    »Stehen Sie nicht herum und schwatzen!«, wies sie ihn an, als würde sie nicht gerade wie wild im Innern der Kutsche herumpoltern und riesige rote Käfer aus dem Fenster werfen. »Fahren Sie weiter, Sie Idiot! Fahren Sie weiter!«
    Am besten sollte ich an einen öffentlichen Ort, dachte sie, bis ich sicher weiß, dass ich außer Gefahr bin. Außerdem brauche ich einen Augenblick, um meine Nerven zu beruhigen.
    Der Kutscher wandte sich um, um ihrem Befehl Folge zu leisten, doch ein »Warten Sie!« hielt ihn zurück. »Ich habe meine Meinung geändert. Bringen Sie mich zum nächsten Teehaus.«
    Mit einem Gesichtsausdruck, der Bände darüber sprach, wie tief die Aristokratie seiner Meinung nach gesunken war, kehrte der Mann auf seinen Kutschbock zurück, ließ die Pferde mit einem Zungenschnalzen antraben und lenkte die Kutsche zurück in den Londoner Verkehr.
    In weiser Voraussicht – oder was sie unter diesen Umständen dafür hielt – steckte Alexia einen der Käfer in eine große rosa Hutschachtel und schnürte die Bänder fest zu. Den bisherigen Inhalt der Schachtel – einen ziemlich hübschen Reitzylinder aus Samt mit burgunderfarbener Schleife – warf sie in ihrer Aufregung versehentlich aus dem Fenster.
    Im nächsten Moment verlor das Störfeld seine Wirkung, und die Hutschachtel begann heftig zu wackeln. Der Käfer war nicht ausgeklügelt genug, um aus seinem neuen Gefängnis zu entkommen, doch er zappelte weiterhin darin herum.
    Nur um sicherzugehen streckte Lady Maccon den Kopf aus dem Fenster und blickte zurück, ob die anderen Marienkäfer ihre Verfolgung wieder aufgenommen hatten.
    Sie krabbelten in konfusen kleinen Kreisen mitten auf der Straße herum. Ebenso wie ihr Samthut, die burgunderfarbenen Bänder hinter sich herschleifend. Er musste auf einem der Käfer gelandet sein.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sich Alexia auf die Bank zurücksinken, eine Hand fest auf dem Deckel der Hutschachtel.
    Der Lottapiggle Tea Shop am Cavendish Square war eine beliebte Tränke für die Damen der feinen Gesellschaft, und der frühe Vormittag war eine gute Zeit, um dort gesehen zu werden. Alexia stieg aus der Kutsche, wies den Fahrer an, sie in zwei Stunden am Chapeau de Poupe abzuholen, und eilte dann in das Lokal. Auf den Straßen herrschte noch keine große Geschäftigkeit, deshalb würde sie abwarten müssen, bis das hektische Leben der Großstadt erwachte.
    Das Lottapiggle war jedoch so überfüllt, wie Alexia es sich nur

Weitere Kostenlose Bücher