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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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und eine aus einem Gummibaum hergestellte Ente nötig sind. Ist das wahr?«
    »Wir sprechen über die Geheimnisse der Brüderschaft nicht mit Außenstehenden. Und ganz gewiss nicht mit einer Seelenlosen.«
    »Nun ja, natürlich wollen Sie, dass das ein Geheimnis bleibt.«
    Er war daraufhin sichtlich bestürzt, schluckte den Köder jedoch nicht. Natürlich konnte er ihre Aussage nicht entkräften, ohne über ebenjene Geheimnisse zu sprechen, die er zu hüten hoffte. Alexia genoss ihren kleinen Sieg.
    Wie sich herausstellte, war der Rest des Tempels ebenso kostbar möbliert und religiös dekoriert wie die Teile, die Alexia bereits davon gesehen hatte. Eine gewisse Schlichtheit und das völlige Fehlen persönlicher Gegenstände verliehen dem Ort trotz seiner Pracht die unverwechselbare Aura eines Klosters. Dieses Gefühl der Gottesfürchtigkeit wurde noch von dem allgemeinen Schweigen und der Stille unterstützt.
    »Wohin sind denn all die anderen Gentlemen verschwunden?«, fragte Alexia überrascht darüber, keinem der vielen Männer zu begegnen, die sie im Speisehof gesehen hatte.
    »Die Brüder üben gerade.«
    »Ah.« Alexia hatte keine Ahnung, wovon ihr Gastgeber sprach, dieser allerdings schien eindeutig zu glauben, dass sie die haben sollte. »Ähm … Und was genau üben sie?«
    »Ihre Kampfkünste.«
    »Oh.« Daraufhin versuchte Alexia es mit einer neuen Taktik und fragte ihn über ein paar der ausgestellten Artefakte aus, um ihn dazu zu bringen, mehr über seine Pläne zu verraten.
    Der Präzeptor erläuterte ihr das eine oder andere mit der gleichen Gelassenheit, mit der sie gefragt hatte. »Gerettet aus den Schatzkammern von Outremer«, erklärte er zu einem völlig unscheinbaren Steinbrocken, der auf einer Marmorsäule thronte, und über eine vor Alter vergilbte Papyrusrolle sagte er: »Der Brief von Präzeptor Terric von Jerusalem an Henry II .«
    Madame Lefoux lauschte ihm mit dem Interesse eines Blaustrumpfs, Alexia hingegen war hauptsächlich verwirrt: Sie fand Reliquien ziemlich langweilig, deshalb konnte sie mit deren Bedeutung ganz allgemein nichts anfangen, und trotz ihres Kreuzverhörs gab der Präzeptor leider auch nicht irgendwelche nützlichen Geheimnisse preis. Floote marschierte stoisch hinterdrein, ohne die erläuterten Artefakte zu beachten, und konzentrierte seine Aufmerksamkeit stattdessen auf den Templer, der sie führte.
    Schließlich beendeten sie ihren Rundgang in einer riesigen Bibliothek, die, wie Alexia annahm, als Bereich der Muße diente. Die Templer kamen ihr nicht vor, als würden sie über einen Kartenspielsalon verfügten. Nicht, dass ihr das etwas ausmachte. Alexia selbst hatte Bibliotheken immer vorgezogen.
    Der Präzeptor läutete eine kleine Handglocke, wie sie Alexia schon an Kühen gesehen hatte, und innerhalb weniger Augenblicke erschien ein livrierter Diener. Alexia musterte ihn aus schmalen Augen. Nach einer schnellen Unterhaltung auf Italienisch, die der Präzeptor größtenteils allein bestritt, verschwand der Diener wieder.
    »Haben Sie das verstanden?«, fragte Alexia Madame Lefoux in flüsterndem Tonfall.
    Die Französin schüttelte den Kopf. »Ich spreche kein Italienisch. Und Sie?«
    »Anscheinend nicht gut genug.«
    »Wirklich? Italienisch und Französisch?«
    »Und ein wenig Spanisch und ein paar Brocken Latein.« Alexia grinste. Sie war stolz auf ihre Bildung. »Wir hatten da eine Zeit lang diese fantastische Gouvernante. Unglücklicherweise fand Mama heraus, dass sie mir den Kopf mit nützlichem Wissen füllte, und entließ sie zugunsten eines Tanzlehrers.«
    Der Lakai kam mit einem Tablett zurück, über das ein weißes Leinentuch gebreitet war. Der Präzeptor lüftete es mit schwungvoller Geste und enthüllte keinen Tee, sondern ein mechanisches Gerät.
    Madame Lefoux war augenblicklich fasziniert. Eindeutig zog sie solche Dinge Tee vor. Über Geschmack ließ sich nun mal nicht streiten.
    Der Präzeptor gestattete der Erfinderin, sich das Gerät ausgiebig anzusehen.
    Alexia fand, dass es … unangenehm aussah.
    »Ist das eine Art analoger Messwandler?«, fragte Madame Lefoux. »Es hat eine flüchtige Ähnlichkeit mit einem Galvanometer, aber es ist keines, richtig? Ist es vielleicht so etwas wie ein Magnetometer?«
    Mit steifer Miene schüttelte der Templer den Kopf. Plötzlich erkannte Alexia, was es war, das sie an diesem Mann so sehr störte – seine Augen waren leer und ausdruckslos.
    »Sie sind eindeutig Expertin auf Ihrem Gebiet, Madame Lefoux,

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