Entflammte Nacht
Orden fern.«
Floote tat erstaunt, als habe der Templer unbeabsichtigt eine äußerst wichtige Information preisgegeben. »In der Vergangenheit, Sir? Haben Sie Ihr Zuchtprogramm aufgegeben?«
Der Mann musterte Alessandro Tarabottis ehemaligen Kammerdiener nachdenklich und biss sich auf die Lippen, als würde er sich wünschen, das Gesagte wieder zurücknehmen zu können. »Sie waren lange Zeit aus Italien fort, Signore Floote. Der Engländer Sir Francis Galton hat offenbar ein gewisses Interesse daran, unsere anfängliche Forschungsarbeit weiterzuführen und auszudehnen. Er nannt das ›Eugenik‹. Doch wie es scheint, braucht er dafür zunächst eine Methode, mit der er die Seele messen kann.«
Madame Lefoux sog den Atem ein. »Galton ist Purist? Ich dachte, er wäre Progressiver.«
Daraufhin blinzelte der Templer nur verächtlich. »Vielleicht sollten wir an diesem Punkt eine Pause einlegen. Würden Sie sich gern die Stadt ansehen? Florenz ist wunderschön, selbst um diese Jahreszeit, wenn auch ein wenig …«, er warf Alexia einen Seitenblick zu, »… orange. Ich empfehle einen kleinen Spaziergang am Ufer des Arno entlang. Oder würden Sie ein Nickerchen bevorzugen? Für morgen habe ich einen kleinen Ausflug zu Ihrer Unterhaltung geplant. Ich denke, Sie werden ihn genießen.«
Offensichtlich war ihre Audienz bei dem Präzeptor zu Ende. Alexia und Madame Lefoux verstanden den Wink.
Der Templer sah Floote an. »Ich vertraue darauf, dass Sie den Weg zurück zu Ihren Gemächern finden. Sie verstehen sicher, dass ich keinen der gottesfürchtigen Diener oder einen Bruder bitten kann, Sie dorthinzugeleiten.«
»Oh, ich verstehe vollkommen, Sir.«
Floote führte sie aus dem Zimmer, und sie begaben sich auf den langen Marsch zurück zu ihren Gästezimmern. Der florentinische Tempel war wirklich riesig. Alexia hätte sich hoffnungslos verlaufen, doch Floote schien den Weg zu kennen.
»Nun ja, er war jedenfalls sehr gesprächig.«
Floote warf seiner Herrin einen Seitenblick zu. »Zu gesprächig, Madam.« Flootes Gang war steif, sogar steifer als gewöhnlich, was darauf hinwies, dass er sich über etwas aufregte.
»Und was bedeutet das?« Madame Lefoux, die von einer geschmacklosen schwarzen Onyx-Statue eines Schweins abgelenkt gewesen war, verfiel in Trab, um sie einzuholen.
»Er hat nicht vor, uns gehen zu lassen, Madam.«
»Aber er hat uns doch gerade angeboten, Florenz auf eigene Faust zu erkunden. Glauben Sie, man würde uns beschatten?«
»Ohne jeden Zweifel, Madam.«
»Aber warum wollen sie überhaupt etwas mit mir zu schaffen haben, wenn sie in mir doch einen seelensaugenden Dämon sehen?«
»Die Templer befinden sich mit der modernen Welt in einem Glaubenskrieg. Sie sehen in Ihnen etwas, das keine Erlösung finden kann, aber dennoch nützlich für sie ist. Sie sind eine Waffe, Madam.«
Es wurde immer deutlicher, dass Floote mehr mit den Templern zu tun gehabt hatte, als Alexia bisher angenommen hatte. Sie hatte viele der Tagebücher ihres Vaters gelesen, aber eindeutig hatte er nicht alles niedergeschrieben.
»Wenn es hier so gefährlich für mich ist, warum haben Sie dieser Reise dann zugestimmt?«
Floote betrachtete sie mit milder Enttäuschung. »Einmal abgesehen davon, dass wir keine Wahl hatten, Madam, waren Sie es, die darauf bestand, nach Italien zu gehen. Zudem gibt es verschiedene Arten von Gefahr, Madam. Immerhin behandeln gute Krieger ihre Waffen mit besonderer Sorgfalt. Und die Templer sind sehr gute Krieger.«
Alexia nickte. »Oh, ich verstehe. Um am Leben zu bleiben muss ich darauf achten, dass sie mich weiterhin als Waffe betrachten. Und das alles nur, um meinem dickköpfigen Gatten zu beweisen, dass er ein Idiot ist. Allmählich frage ich mich, ob der ganze Ärger das wert ist.«
Sie erreichten ihre Zimmer und blieben noch kurz im Korridor stehen, bevor sie sich trennten.
»Ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber irgendwie gefällt mir dieser Präzeptor ganz und gar nicht«, verkündete Alexia entschieden.
»Und warum ist das so, von den offensichtlichen Gründen einmal abgesehen?«, fragte Madame Lefoux.
»Er hat eigenartige Augen. Sie sind leer wie ein Eclair ohne Cremefüllung. Das ist unrecht, so ein Mangel an Creme.«
»Ein ebenso guter Grund wie jeder andere, einen Menschen nicht zu mögen«, meinte Madame Lefoux. »Sind Sie wirklich sicher, dass ich nicht wegen dieses Teufelsschweifs nachsehen soll?«
»Ziemlich sicher.« Manchmal fand sie die Versuche der
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