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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Sicherheit über eine großzügige Plaza namens Piazza Santa Maria Novella, was für Alexia wie eine Veranstaltung von Literaturkritikern klang, dann die Via dei Fossi entlang, was in ihren Ohren auch ein faszinierender geologischer Fund hätte sein können, und über eine Brücke zur Piazza Pitti, was sich für sie wie ein Pastagericht anhörte. Es wurde ein langer Spaziergang, und Alexia war dankbar, ihren Sonnenschirm dabeizuhaben, denn Italien hatte offenbar nicht mitbekommen, dass es November war, und so schien die Sonne mit unermüdlicher Heiterkeit auf sie herab.
    Wie sich herausstellte, waren die Italiener jenseits der Tempelmauern ein freundlicher, lebhafter Haufen. Einige von ihnen winkten Alexia und ihrer Reisegesellschaft fröhlich zu. Alexia war ein klein wenig empört darüber, schließlich waren ihr die Leute nicht vorgestellt worden, und sie hatte auch kein besonderes Interesse daran, sie kennenzulernen, und dennoch winkten sie ihr, als sie vorbeiging. Das war wirklich recht verwirrend. Außerdem stellte sich bald heraus, dass Alexias sonst so tüchtige Gouvernante hinsichtlich der italienischen Sprache doch recht nachlässig gewesen war: Sie hatte Alexia nie beigebracht, dass ein Großteil der Kommunikation durch Gesten erfolgte. Auch wenn die Italiener für Alexias Zartgefühl ihre Empfindungen oftmals eine Spur zu intensiv ausdrückten, so war es doch faszinierend, ihnen beim Sprechen zuzusehen.
    Doch trotz beständiger Ablenkungen – wie etwa einer Gruppe von Männern, die mit nacktem Oberkörper am Ufer des Arno Gummibälle umherkickten – bemerkte Alexia, dass etwas nicht stimmte. »Wir werden verfolgt, nicht wahr?«
    Madame Lefoux nickte.
    Alexia blieb auf der Mitte einer Brücke stehen und warf im Schutz ihres Sonnenschirms einen verstohlenen Blick über die Schulter. »Also wirklich, wenn sie nicht auffallen wollen, sollten sie nicht diese lächerlichen weißen Nachthemden tragen! Sich in diesem Aufzug in der Öffentlichkeit blicken zu lassen!«
    »Mit diesen Tuniken zeigen sie ihre Frömmigkeit und ihren Glauben, Madam«, erklärte Floote seiner Herrin.
    »Es sind Nachthemden«, beharrte Alexia entschieden.
    Sie gingen weiter.
    »Ich habe sechs von ihnen gezählt«, raunte Alexia in gesenktem Tonfall, obwohl sich ihre Verfolger immer noch in beträchtlichem Abstand und außer Hörweite befanden.
    Madame Lefoux antwortete: »Ja, so viele sind es.«
    »Ich vermute, dagegen lässt sich nichts unternehmen?«
    »Nein, nichts.«
    Der Luftschifflandeplatz von Florenz befand sich in einem Teil des Giardino di Boboli, eines weitläufigen, terrassenförmig angelegten Parks, der in strahlender Pracht hinter dem außergewöhnlichsten Palast lag, den Alexia je gesehen hatte. Tatsächlich wirkte der Palazzo Pitti eher wie ein Gefängnis mit geschmückter Fassade. Sie mussten das mächtige Gebäude umrunden, um zu dem Tor, das in den Garten führte, zu gelangen, wo sie von einem Uniformierten überprüft wurden.
    Die Gartenanlage war wirklich bezaubernd und voll üppiger Vegetation. Der Landeplatz lag unmittelbar hinter dem Palast auf derselben Ebene. In seiner Mitte ragte ein ägyptischer Obelisk empor, an dem Luftschiffe festmachen konnten, doch zurzeit war keines zu sehen.
    Das Gepäckdepot und der Wartebereich hatten die Form eines römischen Pavillons. Der diensthabende Beamte zeigte ihnen die Gepäckaufbewahrung, wo sie dank Monsieur Trouve Alexias Koffer, Madame Lefoux’ bescheidene Auswahl an Reisetaschen und Flootes heruntergekommenes Portmanteau vorfanden.
    Während sie ihre Habseligkeiten an sich nahmen, glaubte Alexia zu sehen, wie sich Madame Lefoux einen kleinen Gegenstand schnappte, der auf ihrer Hutschachtel gelegen hatte, doch sie konnte nicht erkennen, worum es sich dabei handelte. Gerade wollte sie sie danach fragen, als der Beamte sie ansprach, damit sie ihm die Aushändigung ihres Eigentums quittierte.
    Sie tat es, der Mann warf einen kurzen Blick auf ihre Unterschrift – und stutzte, als er Alexias Namen las. »La Diva Tarabotti?«
    »Ja.«
    »Ah! Ich ’abe …«, offenbar konnte er sich nicht an die entsprechende englische Vokabel erinnern, und so wedelte er mit der Hand in der Luft herum, »… eine Ding für Sie, Signora.«
    Woraufhin er eiligst davonschritt, um einen Augenblick später wieder zurückzukommen und Alexia etwas in die Hand zu drücken, das die ganze Gruppe in Erstaunen versetzte.
    Es war ein Brief, in geschwungener, ausladender Handschrift an La Diva

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