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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Alexia Tarabotti adressiert. Und er war nicht, wie man hätte vermuten dürfen, von Monsieur Trouve. O nein, Mrs. Tunstell hatte ihn geschrieben!
    Überrascht drehte Alexia das schwere, gefaltete Papier einen Augenblick lang in den Händen hin und her. »Nun, da sieht man es mal wieder: Ganz egal, wo man hingeht, Ivy findet einen immer!«
    »Gott behüte, Madam!«, entfuhr es Floote inbrünstig, bevor er geschäftig davoneilte, um einen Gepäckwagen zu besorgen.
    Der Beamte reichte Alexia freundlicherweise einen Brieföffner.
    »Meine liebste, teuerste Alexia von allen!«, begann der Brief in überladenem Stil, und von da an ging es ohne jede Hoffnung auf Schlichtheit weiter. »Nun, seit Du fort bist, geht es in London drunter und drüber! Drunter und drüber, sage ich Dir!« Wie üblich zeugte der Brief von Ivys Vorliebe für Ausrufezeichen, unglückliche Formulierungen und unvermeidliche Malapropismen. »Tunstell, mein brillanter Schatz, hat die tragende Rolle im Theaterstück ›Die dicke Dame‹ in der Wintersaison von Forthwimsey-Near-Ham erheischen können! Kannst Du Dir das vorstellen?« Alexia versuchte verzweifelt, gerade das nicht zu tun. »Es widerstrebt mir zwar, das einzugestehen, aber ich akkumuliere mich recht schnell im Geschäftsleben«, vor Alexias innerem Auge tauchte das Bild eines stetig anwachsenden Haufens unzähliger Ivys auf, »ein wenig zu gut für den Seelenfrieden meiner Mutter. Bitte richte Madame Lefoux aus, dass ihr Hutladen außerordentlich gut läuft und ich sogar schon die eine oder andere Verbesserung vorgenommen habe.«
    Alexia gab diese letzte Information an die Französin weiter, der daraufhin alle Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Sie führt den Laden noch nicht einmal eine Woche«, versuchte sich Madame Lefoux selbst zu beruhigen. »Wie viel Schaden kann sie in einer so kurzen Zeit schon anrichten?«
    Alexia las weiter: »Ich habe sogar – beim Niederschreiben erröte ich beinahe – unbeabsichtigterweise einen wahnsinnig beliebten neuen Modetrend angestoßen, was Ohrenwärmer für Luftschiffreisen betrifft. Ich hatte die Idee, falsche Haarteile aus Paris an die Ohrenwärmer zu heften, sodass es aussieht, als trügen die jungen Damen auf Reisen eine aufwendige Frisur, während gleichzeitig ihre Ohren warm gehalten werden. Solche ›Haarwärmer‹, wie ich sie nenne, schützen zudem die Frisur davor, von der Ätherbrise zerzaust zu werden. Nun, ich scheue mich nicht, liebe Alexia, Dir zu berichten, dass sie sich verkaufen wie warme Semmeln! Erst heute Morgen wurden sie in nicht weniger als drei führenden Modejournalen als das allerneueste unverzichtbare Reiseaccessoire angepriesen! Die Zeitungsausschnitte habe ich Dir zur Lektüre beigefügt.«
    Alexia las diesen Teil des Briefes laut, damit Madame Lefoux im Bilde war, und reichte ihr dann die Ausschnitte.
    »Eine weitere schockierende Neuigkeit ist die Verlobung von Miss Wibbley, die der schneidige Captain Featherstonehaugh bekannt gegeben hat. Die Gute ist gerade erst aus dem Mädchenpensionat nach Hause gekommen! Das hatte den unglückseligen Nebeneffekt, dass man nun darüber klatscht, dass Deine jüngere Schwester wegen eines Schulmädchens sitzengelassen wurde, einer ziemlichen persona au gratin, wenn Du verstehst, was ich meine. Es wird Dich schwerlich überraschen, wenn ich Dir berichte, dass sich ganz London in heller Aufregung über diese dräuende Hochzeit befindet! Ich hoffe, dieser Brief erreicht Dich mit bester Gesundheit. Wie immer Deine beste Freundin – Ivy.«
    Lächelnd faltete Alexia den Brief wieder zusammen. Es war schön, an die Banalitäten des täglichen Lebens erinnert zu werden, in denen es keine Templer gab, die einem durch die Straßen von Florenz folgten, keine bewaffneten Drohnen, die einem auf den Fersen waren, und nichts Beunruhigenderes als Miss Wibbley und ihre Eskapaden »au gratin«. »Nun, was halten Sie davon?«
    Madame Lefoux schenkte Alexia einen besonders amüsierten Blick. »Gerade erst aus dem Mädchenpensionat … Also wirklich!«
    »Ich weiß, schockierend! Die meisten Mädchen, die frisch aus dem Mädchenpensionat kommen, sind wie Soufflés: aufgeblasen, ohne viel Substanz und kollabieren beim geringsten Anlass.«
    Madame Lefoux lachte. »Und Ohrenwärmer mit falschem Haar. Wie sagt ihr Engländer so gern? Also so was!«
    Floote kehrte mit einer Ponykutsche für ihr Gepäck zurück.
    Alexia lächelte, obwohl sie auch ein wenig über den Brief enttäuscht war, wie sie sich

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