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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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widerwillig eingestand: Ivy hatte nichts von Lord Maccon oder dem Woolsey-Rudel erwähnt. Entweder war das sehr umsichtig von Ivy – was ebenso wahrscheinlich war, als würde Floote urplötzlich einen irischen Jig tanzen –, oder die Londoner Werwölfe hielten sich tunlichst von der Öffentlichkeit fern.
    »Womöglich sind Sie schon bald die einzige stolze Besitzerin einer äußerst profitablen Haarwärmerfirma«, sagte sie zu Madame Lefoux.
    Die Französin drehte gerade einen der Zeitungsausschnitte um – und ihre Miene erstarrte.
    »Was ist los, Genevieve? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Stumm reichte die Erfinderin Alexia das Stück Papier.
    Es war nicht der ganze Artikel, sondern nur ein Teil davon, doch das reichte.
    »… überraschte uns alle mit einer in der ›Morning Post‹ abgedruckten Entschuldigung an seine Frau. Er beteuert, alle Gerüchte und Anschuldigungen, die zurzeit über seine Gattin kursieren, seien nicht nur falsch, sondern auch durch ihn selbst verschuldet, und das Kind sei nicht nur von ihm, sondern ein Wunder der modernen Wissenschaft.
    Über die Gründe des Earl, diesen Widerruf drucken zu lassen, gibt es die wildesten Spekulationen. Niemand hat Lady Maccon gesehen, seit …«
    Alexias Knie, sonst eigentlich recht verlässliche Stützen ihrer Person, versagten ihr den Dienst, sodass sie sich jäh auf den Steinboden des Gepäckdepots setzte.
    »Oh!«, sagte sie, da das alles war, was ihr dazu einfiel, gefolgt von einem: »Mist!«
    Dann, völlig überraschend für alle einschließlich ihrer selbst, fing sie an zu weinen. Und nicht auf die elegante Art und Weise mit leise kullernden Tränen wie eine wahre Dame, sondern mit beschämend lautem Schluchzen wie ein kleines Kind.
    Madame Lefoux und Floote starrten in verblüfftem Schweigen auf sie hinab.
    Alexia weinte einfach weiter. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte nicht damit aufhören.
    Schließlich reagierte Madame Lefoux und ging neben ihrer Freundin in die Hocke, um sie in eine knochige, aber tröstliche Umarmung zu nehmen. »Alexia, meine Liebe, was ist los? Ist das denn nicht etwas Gutes?«
    »B-b-bastard!«, schluchzte Alexia.
    Madame Lefoux war eindeutig ratlos.
    Alexia hatte Mitleid mit ihr und versuchte verzweifelt, sich zusammenzureißen und es ihr zu erklären. »Ich habe es so gut geschafft, wütend auf ihn zu sein.«
    »Also weinen Sie, weil Sie nicht mehr wütend auf ihn sein können?«
    »Nein. Ja!«, heulte Alexia.
    Floote reichte ihr ein großes Taschentuch. »Das ist Erleichterung, Madam«, klärte er die Französin auf.
    »Ah.« Zärtlich betupfte Madame Lefoux mit besagtem Baumwolltuch Alexias tränennasses Gesicht.
    Alexia wurde sich bewusst, dass sie sich zum Narren machte, und versuchte aufzustehen. Ihr gingen zu viele Dinge gleichzeitig durch den Kopf, und das ließ ihr die Augen überlaufen. Tief und zitternd holte sie Luft und schnäuzte geräuschvoll in Flootes Taschentuch.
    Madame Lefoux streichelte ihr immer noch mit besorgtem Blick den Rücken, doch Flootes Aufmerksamkeit hatte sich etwas anderem zugewandt.
    Alexia folgte seinem Blick. Durch den Park schritten vier kräftig aussehende junge Männer zielstrebig in ihre Richtung.
    »Das sind definitiv keine Templer«, sagte Madame Lefoux voller Überzeugung.
    »Keine Nachthemden«, pflichtete Alexia ihr schniefend bei.
    »Drohnen?«
    »Drohnen.« Alexia stopfte sich das Taschentuch in den Ärmel und kam zitternd auf die Füße.
    Diesmal sah es so aus, als wollten die Drohnen kein Risiko eingehen: Jeder der Männer hielt ein gefährlich aussehendes Messer in der Hand und marschierte mit entschieden wirkenden Schritten auf sie zu.
    Von weiter weg hörte Alexia ein schwaches Rufen und sah dann, wie ihre Templerschatten ein gutes Stück entfernt über die Rasenfläche auf sie zugerannt kamen. Sie würden ihre Schützlinge aber auf keinen Fall schnell genug erreichen.
    Mit der einen Hand hielt Alexia den Sonnenschirm und in der anderen den Brieföffner. Madame Lefoux wollte nach ihren Krawattennadeln greifen, doch als sie bemerkte, dass sie keine Halsbinde trug, stieß sie einen Fluch aus und schnappte sich blindlings den nächstbesten schweren Gegenstand; es war ihre hölzerne falsche Hutschachtel, die ihre Werkzeuge enthielt und die sie aus dem Gepäckstapel auf der Kutsche hinter ihnen herauszog.
    Floote nahm eine Art entspannte, lockere Kampfhaltung ein, die Alexia schon einmal gesehen hatte, allerdings nicht bei ihm, sondern bei zwei Werwölfen, die

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