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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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hießen und wozu sie dienten.
    »Wo ist denn mein Oheim?« fragte ich plötzlich.
    Hoseason bekam einen grimmigen Ausdruck, als er erwiderte: »Darum geht es ja gerade.«
    Sofort wußte ich, daß ich verloren war. Mit aller Gewalt riß ich mich von dem Kapitän los und lief zur Reling. Da fuhr ja das Beiboot zur Stadt hinüber, und mein Oheim saß im Heck.
    Ich schrie gellend: »Hilfe, zu Hilfe! Mörder, zu Hilfe!«
    Beide Seiten der Bucht hallten von meinen verzweifelten Rufen wider. Mein Oheim wandte sich auf seinem Sitz um und kehrte mir sein grausames, schreckenerregendes Gesicht zu.
    Das war das letzte, was ich sah. Kräftige Fäuste zerrten mich von der Reling weg, dann traf mich etwas wie ein Donnerschlag. Vor meinen Augen zuckte es wie Feuerflammen, und ich verlor das Bewußtsein.

VII. Die Brigg »Covenant of Dysart« sticht in See – mit mir an Bord
    An Händen und Füßen gefesselt, von Schmerzen gepeinigt, in tiefster Finsternis und von vielen fremdartigen Geräuschen umgeben, kam ich langsam wieder zu mir. Ich hörte Wasser rauschen wie von einem riesigen Mühlenwehr, hörte schwere Seen gegen die Bordwände stürzen, hörte das donnernde Klatschen der Segel und die schrillen Schreie der Matrosen. Bald wurde ich zu schwindelnder Höhe emporgehoben, bald versank ich taumelnd in einem Abgrund. Ich fühlte mich so krank, so zerschlagen, alle Glieder schmerzten so sehr, daß mein Geist völlig verwirrt war und es lange Zeit dauerte, bis ich, immer wieder von quälenden Schmerzen gepackt, meine verworrenen Gedanken ein wenig sammeln konnte. Erst nach und nach wurde mir klar, daß ich irgendwo im Bauch des unseligen Schiffes gefesselt lag und daß aus der frischen Brise in der Bucht ein Orkan geworden sein mußte. Mit der Erkenntnis meiner Lage befiel mich grenzenlose Hoffnungslosigkeit und tiefste Verzweiflung, dazu gesellte sich die schreckliche Reue über meine eigene Torheit und ein blinder Zorn auf meinen Oheim. Ich fiel erneut in Ohnmacht.
    Als ich wieder zu mir kam, umgab mich dasselbe Getöse; ich schwankte immer noch auf und nieder. Zu den Schmerzen und Seelenqualen, die mich halb betäubten, kam jetzt noch die Übelkeit, die den Neuling auf See allgemein befällt.
    Damals, in jener abenteuerlichen Zeit, habe ich manches Ungemach erdulden müssen, aber nichts hat mich an Leib und Seele so sehr gepeinigt und hat mich so zur Verzweiflung gebracht wie diese ersten Stunden an Bord der Brigg »Covenant«.
    Ich hörte das Knattern von Gewehrschüssen und nahm an, daß wir gegen den Sturm nichts mehr ausrichten könnten und Alarmschüsse abgäben. Der Gedanke, aus meiner schrecklichen Lage erlöst zu werden, und sei es auch durch den Tod des Ertrinkens, war mir nur willkommen.
    Es hatte sich aber, wie ich später erfuhr, nicht um derartiges gehandelt, sondern um eine ständige Angewohnheit des Kapitäns, von der ich hier berichten will, um zu zeigen, daß auch die bösesten Menschen ihre guten Seiten haben. Wir kreuzten zu der Zeit nur wenige Meilen von Dysart, wo die Brigg gebaut worden war und wohin die Mutter des Kapitäns, die alte Mrs. Hoseason, vor einigen Jahren gezogen war. Und ob nun die Brigg auslief oder heimkehrte, die »Covenant« durfte niemals hier vorbeifahren, ohne daß die Flagge gehißt und Schüsse abgefeuert wurden.
    Ich hatte jeden Zeitbegriff verloren. Im Schiffsbauch, dieser übelriechenden Höhle, in der ich hilflos lag, unterschieden sich Tag und Nacht nicht voneinander. Und in meiner qualvollen Verfassung zogen sich die Stunden endlos hin. Ich habe daher keine Ahnung, wie lange ich so dagelegen und darauf gewartet habe, das Schiff werde auf einer Felsenklippe zerschellen oder im Meer versinken, dort, wo es am tiefsten ist. Schließlich erlöste mich der Schlaf von der Qual, das alles mit wachen Sinnen erleben zu müssen. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe. Jedenfalls erwachte ich davon, daß mir jemand mit einer Laterne ins Gesicht leuchtete.
    Ein kleiner, vielleicht dreißigjähriger Mann mit grünlich schimmernden Augen und blondem Wuschelhaar stand vor mir und sah mich an.
    »Na«, fragte er, »wie geht’s?«
    Ein Aufschluchzen war meine Antwort. Der Fremde nahm meine Hand und fühlte meinen Puls, betastete meine Schläfen und machte sich daran, die Wunde auf meinem Schädel zu waschen und zu verbinden.
    »Ja, ja«, murmelte er, »ein toller Schlag war das. Nur Mut, Bursche, es ist noch nicht alles zu Ende. Der Anfang war schlecht, aber es wird schon wieder gut

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