Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
Vom Netzwerk:
Geschichte an.
    »Das Ganze klingt ja wie ein Märchen«, meinte er und versprach sein möglichstes zu tun, um mir zu helfen. Er würde mir Papier, Feder und Tinte beschaffen, und ich sollte ein paar Zeilen an Mr. Campbell und gleichfalls an Mr. Rankeillor schreiben. Wenn ich ihm die Wahrheit erzählt hätte, sagte er, so wette er zehn gegen eins, daß es mit Hilfe dieser beiden Männer gelingen werde, meine Freiheit wiederzuerlangen und zu meinem Recht zu kommen.
    »Inzwischen«, ermunterte er mich, »darfst du den Mut nicht sinken lassen. Es geht dir nicht allein so, das laß dir gesagt sein. Manch einer behackt in Übersee Tabakpflanzen, der zu Hause sein eigenes Reitpferd besteigen könnte. Vielen, vielen ergeht es so. Im günstigsten Fall ist das Leben nichts anderes als ein Würfelspiel. Sieh mich an, ich bin der Sohn eines schottischen Standesherren und noch dazu ein halber Doktor, und doch muß ich nach Hoseasons Pfeife tanzen.«
    Ich hielt es für höflich, ihn nun nach seiner Lebensgeschichte zu fragen.
    Er pfiff durch die Zähne.
    »Nie eine gehabt«, sagte er, »ich wollte was erleben, weiter nichts.«
    Und er enteilte mit hüpfenden Schritten.

VIII. Ich ziehe um in die Kajüte
    Eines Abends gegen elf Uhr kam ein Mann von Mr. Riachs Wache, die an Deck war, nach unten, um sich seine Jacke zu holen. Gleich darauf wurde im Vorderkastell geflüstert: »Mr. Shuan hat ihm den Rest gegeben.« Wir wußten alle, wer gemeint war, aber wir hatten kaum Zeit gehabt, das Gerücht wirklich zu erfassen, geschweige denn, darüber zu reden, als die Luke wieder aufging und Kapitän Hoseason die Leiter herunterkam. Er sah sich beim Schein der schwankenden Laterne suchend in den Kojen um und kam dann direkt auf mich zu.
    »Junge, wir möchten gern, daß du uns in der Kajüte bedienst«, sagte er zu meiner Verwunderung ganz freundlich zu mir. »Du wirst mit Ransome die Koje tauschen; mach, daß du nach achtern kommst.«
    Noch während er sprach, tauchten zwei Matrosen in der Luke auf; sie trugen Ransome auf ihren Armen. Als sich das Schiff bei dem schweren Seegang auf die Seite legte und die Laterne herumschwang, fiel ihr Licht auf das Gesicht des Jungen. Er sah wachsbleich aus, und die Züge waren zu einem grausigen Lächeln verzerrt. Das Blut in meinen Adern schien zu erstarren. Ich hielt den Atem an, als hätte mich plötzlich ein Schlag getroffen.
    »Lauf, lauf, mach, daß du nach achtern kommst«, brüllte Hoseason.
    Ich drängte mich an den Matrosen, die den Jungen trugen, vorbei. Sie waren stocksteif stehengeblieben und hatten kein Wort gesagt. Hastig kletterte ich die Leiter hinauf.
    Die Brigg stampfte und rollte durch eine lange, schaumgekrönte Dünung; rasch vorwärts strebend, schwankte sie nach steuerbord, und ich konnte linker Hand durch den gewölbten Fuß des Focksegels hindurch sehen, wie gerade eine freundliche Sonne strahlend unterging. Dieses Schauspiel zu einer so späten Stunde setzte mich in Erstaunen, aber ich war zu unerfahren, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen – nämlich, daß wir jetzt nach Norden, um Schottland herum, fuhren und uns auf hoher See zwischen den Orkney- und den Shetland-Inseln befanden, nachdem wir den gefährlichen Strömungen des Pentland Firth ausgewichen waren.
    Ich, der ich so lange im Dunkeln gesessen hatte, wußte nichts von den Gegenwinden und war der Meinung, wir hätten den Ozean schon zur Hälfte überquert. Wenn ich mich auch etwas über den späten Sonnenuntergang wunderte, so dachte ich mir doch nicht viel dabei, sondern beeilte mich, über das Deck zu kommen. Um den Sturzseen zu entgehen, hielt ich mich an Tauenden fest, mußte aber schließlich doch von einem Matrosen, der immer nett zu mir gewesen war, davor bewahrt werden, über Bord zu gehen.
    Die Kajüte, der ich zustrebte und in der ich von nun an wohnen und schlafen sollte, überragte das Deck um etwa sechs Fuß. Sie war im Verhältnis zu der Größe des Seglers recht geräumig. Ein Tisch und eine Bank waren fest in die Planken eingelassen; außerdem gab es zwei Kojen, eine für den Kapitän, die andere für die beiden Offiziere, die sie umschichtig benutzten. An den Wänden waren Schränke angebracht, in denen ein Teil der Schiffsvorräte aufbewahrt wurde. Unter der Kajüte lag noch ein zweiter Vorratsraum, in den man durch eine Luke in der Mitte des Decks gelangte. Übrigens waren dort das beste Fleisch und die besten Getränke sowie der ganze Vorrat an Schießpulver verstaut. Alle Schießwaffen,

Weitere Kostenlose Bücher