Entfuehrt von einem Prinzen
anzulegen – und für ein schlichtes Outfit. Ram sollte gar nicht erst den Eindruck gewinnen, sie wäre bereit, eine der Konkubinen des Maharadschas zu werden. Im salwar-kameez , bestehend aus einer weiten, langärmeligen Bluse und einer Hose aus dünnem Stoff fühlte sie sich sexy. Der hellorangefarbene Anzug war mit Perlen bestickt und sehr elegant. Oder sollte sie doch lieber den königsblauen Anzug nehmen, der zu ihrer Augenfarbe passte? Halsausschnitt und Manschetten waren mit dunkelblau glitzernden Edelsteinen besetzt, ebenso wie ein dazu passender Schal, den sie sich elegant um den Hals wickelte. Dieser Aufzug war alles andere als dezent, aber Mia beschloss, er wäre genau richtig. Schließlich hatte sie auch ihren Stolz, und wollte so gut wie möglich aussehen.
Prüfend betrachtete sie ihr Spiegelbild. Die Kleidung schmeichelte ihr und verlieh ihr einen sehr femininen Look. Zum ersten Mal seit dem Unfall legte sie Make-up auf. Beide Augen umrahmte sie mit schwarzem Kajalstift. Die Wirkung war verblüffend. Sogar ihr verletztes Auge sah gar nicht so schlecht aus. Mutig beschloss Mia, die Augenklappe wegzulassen. Alles war wunderbar, bis zu dem Moment, als sie in ein Paar zum Anzug passender Sandaletten schlüpfte, die ebenfalls mit Edelsteinen besetzt waren. Sie setzte sich aufs Bett und freute sich, wie perfekt die Schuhe passten.
Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die Kleidungsstücke hatten alle dieselbe Größe! Sie waren nicht für eine Anzahl unterschiedlicher Frauen gedacht, sondern nur für eine einzige, nämlich für sie!
Das Triumphgefühl war überwältigend. Mit einem Schlag waren die Phantomfrauen aus dem Weg geräumt! Einfach so. Ram hatte wirklich an alles gedacht. Vermutlich hatte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um all die erlesenen Outfits rechtzeitig an Bord zu bekommen. Das entschuldigte aber noch lange nicht, dass er sie einfach bei Nacht und Nebel entführt hatte. Es bestätigte lediglich, dass für Geld fast alles zu haben war. Sie selbst allerdings nicht!
Energisch legte Mia die Augenklappe nun doch an. Ram konnte sich auf eine stürmische See gefasst machen. Ein Hurrikan war im Anzug.
Wie ein Racheengel schoss sie im Salon auf ihn zu. Ram wusste genau, was sie so aufgeregt hatte. Das war das Problem: Sie besaßen ein Gespür dafür, was der andere gerade dachte. Im Alltagsleben mussten sie einander jedoch noch kennenlernen.
Er vermutete, dass Mia sich unter Deck geradezu in ihre Wut hineingesteigert hatte. Ihr Blick war finster, das Haar umgab sie wie eine Gewitterwolke.
Abrupt blieb sie stehen, als sie ihn so lässig auf der Couch sitzen sah. „Komm rein!“ Er tat, als wäre die Welt völlig in Ordnung. „Setz dich doch!“ Höflich zeigte er auf die andere Couch, die seiner gegenüberstand. „Du siehst …“
„Nett aus?“
„Etwas angespannt, wollte ich eigentlich sagen.“
„Etwas angespannt?“, rief sie entrüstet. „Ich weiß jetzt genau, dass du das alles geplant hast, Ram. Du kannst es dir also sparen, diese Tatsache zu bestreiten. Die Kleiderschränke sind voller Klamotten in meiner Größe“, fügte sie triumphierend hinzu und strich über die mit unbezahlbaren, seltenen kornblumenblauen Saphiren besetzte Bluse. „Wie lange dauert es, so eine Kollektion zusammenzustellen?“, wollte sie wissen. „Du musst das von langer Hand geplant haben.“
„Du siehst zauberhaft aus“, erklärte Ram ausweichend. „Ich bin sicher, dass dir jedes Outfit gleich gut steht.“
„Dazu kann ich nichts sagen. Ich würde die Sachen gar nicht tragen, wenn ich meine eigenen dabeihätte.“
„Zum Glück hast du die aber nicht mitgebracht.“ Ram dachte da insbesondere an Mias Verkleidung als Piratenbraut.
„Ich hoffe für dich, dass dies deine letzte Überraschung für mich ist, Ram“, erklärte sie drohend.
„Darüber würde ich an deiner Stelle noch einmal nachdenken.“ Es fiel ihm schwer, sich ein selbstzufriedenes Lächeln zu verkneifen. Er hatte sie genau richtig eingeschätzt. Mia konnte einfach keine Geschenke annehmen. Schon gar nicht von ihm. Das war schon immer so gewesen. Deshalb regte sie sich jetzt so auf. Alles schien auf einmal zu passieren. Er hätte ihr sagen müssen, dass die Jacht auslaufen würde. Trotzdem freute Mia sich, bei ihm zu sein. Sie fühlte sich ihm so nahe, andererseits wusste sie nur wenig über ihn. Das verunsicherte sie.
„Du kannst mich nicht einfach so mit Geschenken überhäufen, Ram.“
„Ich kann
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