Entfuehrt von einem Prinzen
aber auch nicht zulassen, dass du nur mit einem Handtuch bekleidet über die Jacht spazierst“, gab er zu bedenken. „Es ist also müßig, weiter darüber zu diskutieren. Lass uns lieber zu Mittag essen.“
„Was ist mit Frühstück?“
„Das hast du verpasst, weil du dich nicht schnell genug entscheiden konntest, was du anziehen sollst.“ Ram stand auf, umfasste ihre Hände und zog Mia an sich. „Ich wollte dich doch nur ein wenig verwöhnen. Wenn wir erst in Ramprakesh sind, wird sowieso alles anders sein.“
Wieso kamen ihr diese Worte so bekannt vor? Sie hatte nur eine vage Vorstellung davon, was sich für Ram ändern würde, und musste die Tränen zurückdrängen, als er ihre Hände fester umfasste.
„Nach dem Tod meines Vaters habe ich versucht, das Land nebenbei zu regieren, meine Geschäftsinteressen standen immer im Vordergrund. Aber das geht nicht so weiter, Mia. Mein Volk braucht mich vor Ort. Ein Playboy, der vom anderen Ende der Welt aus von Zeit zu Zeit Anweisungen gibt, hat keinen Wert. Die Menschen verlangen nach einem Herrscher, der bei ihnen ist, der Korruption bekämpft und der für eine tatkräftige Regierung sorgt. Deshalb habe ich vor einiger Zeit den Bau eines Hauses in Auftrag gegeben. Ich habe keine Lust in einem riesigen Palast zu wohnen, in dem meine Schritte durch die weiten Korridore hallen. Ich will die alten Paläste als Kultureinrichtungen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ich habe vor, ein funktionierendes Gesundheitssystem einzuführen und Bildung für alle, und …“
„Du hast eine Vision“, sagte Mia leise.
Darüber dachte Ram einen Moment lang nach. „Ja, du hast recht. Aus diesem Grund möchte ich auch möglichst unauffällig einreisen und mich umgehend an die Arbeit machen. Doch bis dahin sollten wir die Zeit miteinander genießen, findest du nicht auch?“
Mia war sich nicht sicher, ob sie unbeschwert von einem Tag auf den anderen leben konnte, ohne an die Zukunft zu denken. Eigentlich passte das nicht zu ihr. Vor Ram lagen allerdings so große Aufgaben, dass er sich vorher ein wenig Entspannung verdient hatte. „Ja, das finde ich auch“, sagte sie daher. „Entschuldige meinen Ausbruch. Es wäre angebrachter gewesen, mich bei dir zu bedanken.“
„Das ist nicht nötig.“ Ram lächelte zärtlich. „Wollen wir jetzt zu Mittag essen? Übrigens steht dir die landesübliche Kleidung ausgezeichnet.“
Witzigerweise hatte auch Ram sich in traditionelle Gewänder gehüllt. Die blauschwarze Tunika mit dem Nehru-Kragen brachte seinen exotischen Teint hervorragend zur Geltung.
Mia fragte sich, was ein Mann wie Ram ausgerechnet von ihr wollte. Er hätte doch jede Frau haben können. Erneute Selbstzweifel machten ihr das Leben schwer. „Dieser Job als Innenarchitektin, den du mir angeboten hast – war das nur eine Finte, um mich bei Laune zu halten?“
„Selbstverständlich nicht“, widersprach er empört. „Du hast dir die Jacht doch angesehen. Dir muss dabei klar geworden sein, dass das nicht unbedingt der Einrichtungsstil meiner Wahl ist.“
„Und dein Haus in Ramprakesh?“
„Wird völlig anders eingerichtet. Vielleicht kannst du mir dabei helfen.“
„Gern.“ Sie fragte sich allerdings, ob diese Aufgabe sie nicht überfordern würde.
Ram durchschaute sie sofort. „Du schaffst das, Mia. Ich weiß, dass du es kannst.“
„Du setzt großes Vertrauen in mich“, sagte Mia, als sie sich draußen an den Mittagstisch setzten.
„Sollte ich denn an dir zweifeln?“
„Nein.“
„Aber?“
„Kein Aber.“ Mia klappte ihre Serviette auf. In Zukunft wollte sie sich ihre Einwände sparen. Rams Vorhaben nötigte ihr größten Respekt ab. Wenn er ein ganzes Land voranbringen konnte, dann würde es ihr doch wohl gelingen, die eine oder andere innenarchitektonische Veränderung anzubringen. Mit etwas Selbstvertrauen würde sie das schon schaffen.
„Es gibt unendlich viel zu erledigen, Mia. Auch für mich ist dies eine Entdeckungsreise. Wir müssen beide noch viel lernen.“
Als sie seinen Blick auffing, las sie darin Rams Vision von einer besseren Zukunft für Ramprakesh. Die Pläne, die er auf der Reise in seine Heimat machte, würde er voller Energie umsetzen. Diese Gewissheit erfüllte sie mit tiefer Liebe und großem Stolz für diesen außergewöhnlichen Mann.
„Ramprakesh ist ein wundervolles Land, Mia. Bald wirst du es kennenlernen.“
„Ich kann es kaum erwarten.“ Liebevoll schaute sie ihn an.
„Darf ich dir etwas Brot
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