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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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mit ihr geschlafen hatte, wenn er Gefühle für sie entwickelt hatte, dann ergab es einen Sinn, dass er seine Entführungspläne bis auf Weiteres verschoben hatte. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was mit ihr passiert wäre, wenn Rafe sich nicht in sie verliebt hätte.
    »Wie lange hast du mit ihm geschlafen?«, fragte er.
    »Du hast kein Recht, mich das zu fragen. Du hast überhaupt kein Recht, mich irgendetwas zu fragen.«
    Er hob die Hände, als wolle er sich stumm für diese Frage entschuldigen und sich ihren Wünschen beugen.
    »Ich muss hier raus. Ich will zu meinem Onkel. Ich will das alles aus seinem Mund hören. Ich kann nicht länger mit dir hier sein. Verstehst du das?«
    »Ich bringe dich dorthin.«
    »Ich kann mir ein Taxi nehmen.«
    »Nein. Ich bin immer noch für dich verantwortlich. Ich bringe dich zu Cal, und er kann dann entscheiden, was ich noch für ihn tun soll. Zieh dich an.«
    Sie leistete keinen Widerspruch.
    Clutch verlor erneut für einige Minuten das Bewusstsein, nachdem er Sarah hinter Rafe hergeschickt hatte. Er kam mit einem Ruck zu sich. In seinem Kopf hämmerte der Schmerz, und er lag schwitzend auf dem von der Sonne gewärmten Rollfeld. Seine Sicht verschwamm, und er riss an den Fesseln um seine Handgelenke. Die Knoten waren festgezogen. Es wäre nicht unmöglich, sich zu befreien, aber er hatte bereits genug Zeit verloren. Und Sarah …
    Sarah war der Grund, warum er jetzt nicht tot war.
    Über seinem Kopf hörte er weitere Schüsse durch die Dunkelheit peitschen. Wie verrückt zerrte er an den Seilen und befreite endlich seine Hände. Als er die Knoten löste, mit denen seine Knöchel gefesselt waren, fragte er sich insgeheim, wie viele Männer sie noch ausgeschickt hatten, um ihn zu finden. Sie hatten so viele Möglichkeiten, ihn zu quälen …
    Aber das war ihm jetzt egal. Als die Seile sich endlich lösten und seine Füße im beständigen Rhythmus auf das Rollfeld hämmerten, der in seinem schmerzenden Kopf widerhallte, wusste er: Das Einzige, was jetzt noch zählte, war Sarahs Rettung.
    Rafe wollte das einzige Flugzeug besteigen, das aufgetankt und abflugbereit auf dem Rollfeld stand. Ihn störte offenbar nicht, dass es stockdunkel war. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um Sarah zu sehen, die über das Rollfeld auf ihn zukam. Sofort richtete er die Waffe auf sie.
    Er war noch immer um einiges schneller als sie. Und ein besserer Schütze. In der Dunkelheit, nur von den Lämpchen im Innern des Flugzeugs beleuchtet, wirkte er härter. Raubtierhaft.
    »Bist du hier, weil du dein Geld willst?«, rief er.
    »Du hast mich betrogen«, schrie sie zurück.
    »Erinner dich an das, was ich dir gesagt habe, Sarah. Leute von unserem Schlag sind anders. Wir spielen nicht nach denselben Spielregeln.«
    Ich will jedem in dieser Familie wehtun, Sarah. Ich will ihnen so wehtun, wie mir wehgetan wurde. Ich weiß, dass du das verstehst.
    »Du hast mich angelogen!«
    Wenn du dich an den Leuten rächen könntest, die deiner Familie wehgetan haben, würdest du es tun. Ich weiß, dass du es tun würdest.
    Gott, natürlich würde sie das tun, wenn es bedeutete, dass ihre Familie überleben konnte. Jeder, der anders dachte, war ein Lügner und ein Feigling.
    Trotzdem durchströmten Schuldgefühle sie. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie dieses Gefühl tatsächlich empfand. Es fühlte sich real an – und es war richtig.
    »Es gibt noch einen Platz hier oben für dich.« Er streckte die freie Hand nach ihr aus. »Steck deine Waffe weg und komm mit mir. Es gibt sonst niemanden, dem du vertrauen kannst. Ich bin der Einzige, der Verständnis für dich hat.«
    »Das weiß ich«, rief sie zurück. Sie tat so, als würde sie ihre Waffe sichern und ging entschlossen auf das Flugzeug zu.
    »Sarah, warte!«
    Clutchs Stimme erklang hinter ihr. Sie fuhr herum, und im selben Augenblick eröffnete Rafe auf sie und Clutch das Feuer. Clutch schoss zurück.
    Sie zog ihre Waffe und richtete sie auf Clutch. »Ich gehe mit ihm!«, rief sie so laut, dass Rafe es hoffentlich auch hörte, obwohl sie sich rückwärts auf ihn zubewegte. »Lass mich mit ihm gehen, Clutch. Ich muss es tun.«
    Weitere Schüsse zischten über ihren Kopf hinweg. Der rationale Teil ihres Verstands sagte ihr, dass die Kugeln ihr zu nah kamen, um bloß ihren Rückzug zu decken. Aber sie konnte nicht stehen bleiben.
    »Sarah, komm zurück. Komm zu mir. Ich werde dich nicht mit Rafe gehen lassen.«
    Clutch wusste genau, was sie

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