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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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denn nicht? Alles, von dem ich geglaubt habe, es zu wissen, hat sich schlagartig verändert. Ich hatte alles verloren, und dann kamst du und hast mir das alles zurückgegeben.«
    Als er endlich seine Stimme wiederfand, klang er ruhig. Fast kalt. »Ich werde ihn umbringen. Hast du verstanden, Isabelle? Ich werde diesen Scheißkerl verflucht noch mal umbringen, weil er es gewagt hat, Hand an dich zu legen.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. Gott, sie hasste es, diesen schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen zu sehen. Zu sehen, wie er die Fäuste ballte und wie er schneller atmete. So war es auch während des Albtraums gewesen, den sie so unmittelbar miterlebt hatte. »Ich will nicht, dass du diese Bürde trägst.«
    »Es ist zu spät, dass jemand anders sie auf sich nimmt.«
    »Er ist tatsächlich hier«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    Sein Telefon klingelte eindringlich. Er ging ran, lauschte konzentriert und klappte das Handy wieder zu.
    »Was ist passiert?«
    Er nahm kein Blatt vor den Mund. »Cal wird vermisst. Geht nicht ans Telefon, reagiert nicht auf den Pieper. Nick ist zu ihm nach Hause gefahren, aber da ist keine Spur von ihm oder seinem Wagen. Keine Anzeichen für einen Einbruch.«
    »Was willst du damit sagen? Er ist einfach verschwunden? Das würde er nicht tun, es sei denn, Rafe hat ihn dazu gezwungen.«
    »Wenn er bei Rafe ist, dann weisen alle Anzeichen darauf hin, dass er freiwillig mitgegangen ist.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Ich glaube, es ist höchste Zeit, deiner Mom ein paar unbequeme Fragen zu stellen«, sagte er schließlich.
    Sie nahm ihr Handy. Er stand auf, um sie allein zu lassen. »Nein, bleib. Ich will, dass du es mitanhörst.« Sie wählte, schaltete den Lautsprecher ein und legte das Handy zwischen sie aufs Bett. Er setzte sich.
    Jeannie nahm beim zweiten Klingeln ab.
    »Mom, ich bin’s.«
    »Ich weiß. Izzy, geht es dir gut?«
    »Mir geht’s gut. Ich bin noch bei Jake. Aber Onkel Cal ist verschwunden«, sagte sie und hörte, wie ihre Mutter am anderen Ende der Leitung scharf einatmete. »Mom, du musst mir erzählen, was wirklich in der Nacht passiert ist, als Dad starb.«
    Jeannie würde ihr nicht die Wahrheit sagen, wenn Isabelle sie nicht bedrängte. Eine lange Pause folgte. Sie verstand plötzlich, warum. »Ich habe Onkel Cal schon mal gefragt, warum du und er nicht zusammen seid. Dad ist schon so lange tot. Es gibt noch etwas anderes, das euch trennt. Etwas, das weiter geht als die bloßen Schuldgefühle, weil ihr eine Affäre hattet.«
    »Manchmal tust du für die Menschen, die du liebst, Dinge, von denen du glaubst, nicht dazu in der Lage zu sein. Dinge, die unmöglich scheinen. Du tust das, von dem du glaubst, es ist für alle das Beste.«
    »Und was war damals das Beste, Mom? Welche Geheimnisse bewahrt ihr, deretwegen wir alle umgebracht werden sollen?«, wollte Isabelle wissen. Zugleich fragte sie sich, wie sehr sie es bereuen würde, wenn sie eine Antwort bekäme.
    Cals Hände waren gefesselt und über seinem Kopf festgebunden, sodass seine Füße kaum mehr den Boden berührten. Seine Schuhe hatte Rafe ihm ausgezogen, und so war er gezwungen, auf den Zehenspitzen zu balancieren, damit sein Gewicht nicht schmerzvoll auf seinen Schultergelenken lastete.
    Er hatte gedacht, die Tage der körperlichen Folter lägen hinter ihm. Sein Verstand war nie frei gewesen. Und jetzt dachte er wieder an jenen Tag in der Kaserne zurück, der für ihn der Anfang vom Ende gewesen war.
    »Ich stecke in großen Schwierigkeiten, Cal.« James, der kleiner und gedrungener war als sein Freund Cal, lief vor ihm auf und ab. Dann blieb er stehen und schaute ihn an. James’ Haar war so blond, dass es fast weiß wirkte. Seine blauen Augen sahen aus, als sei die Farbe aus ihnen herausgewaschen worden, und seine Haut war vor Sorge bleich. »Ich weiß nicht, was zum Teufel ich jetzt tun soll.«
    »Es ist das Glücksspiel, stimmt’s?«, fragte Cal. Er konnte die Wut in seiner Stimme kaum verhehlen. In den letzten zwei Monaten hatte er bereits zweimal für James gebürgt und seine Spielschulden bezahlt. Er hatte fast sein ganzes Sparkonto räumen müssen, um den Buchmacher auszuzahlen und James bei der Miete auszuhelfen.
    Die Freundschaft der beiden hatte sie seit der Kindheit begleitet und litt auch nicht, als Cal in die Navy eintrat. James folgte ihm kurze Zeit später. Doch jetzt gab es das erste Mal eine echte Zerreißprobe. Auf der einen Seite stand Cal, der Schuldgefühle wegen der

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