Entfuehrt
die ihn nichts angehen?«
Er überging die Bemerkung. »Ich sehe einfach keinen allzu großen Bedarf für plastische Chirurgie auf einer Militärbasis.«
»Das Verteidigungsministerium denkt da anders. Ich bin als zivile Mitarbeiterin eingestellt worden, aber ich habe später die Möglichkeit, mich zu verpflichten.«
»Du hast mehr gemacht, als nur darum zu bitten.«
»Ich muss dir wohl kaum darauf antworten, aber ja, der Admiral hat für mich ein paar Fäden gezogen. Wenn ich mich entscheide, mich zu verpflichten, werde ich die Offizierslehrgänge absolvieren, sobald ich vollständig wiederhergestellt bin. Anschließend lasse ich mich auf einen Stützpunkt versetzen, wo der Schwerpunkt auf wiederherstellender Chirurgie liegt.«
Daraufhin schwieg er einen Moment. Sie war noch immer in Gefahr. Der Admiral ließ sie vielleicht in dem Glauben, sie sei aus freien Stücken dort, aber Jake zweifelte nicht daran, dass es ausschließlich ihrem eigenen Schutz diente.
»Falls du dich dann besser fühlst … ich habe keinen Blick in deine Krankenakte geworfen«, sagte sie.
»Das ist mir egal. Außerdem weiß ich, dass du sie nicht angeschaut hast, weil sie nicht bei den anderen Akten aufbewahrt wird. Sie ist irgendwo tief vergraben oder verbrannt oder geschreddert worden, sodass ich nur noch für einen kleinen Personenkreis überhaupt existiere.«
»Ich werde schon niemandem etwas über dich erzählen.«
»Das darfst du auch nicht. Du darfst mich nicht erwähnen, schon gar nicht sagen, wie ich aussehe. Nichts. Und ganz besonders darfst du kein Wort über diese verdammte Rettungsaktion verlieren.«
Er hatte es in diesem Fall etwas zu weit getrieben, wozu er neigte. Immer wieder. Aber gewöhnlich brachen die Leute deswegen nicht gleich in Tränen aus. Sie ballten eher die Fäuste. Und das tat sie jetzt auch.
»Diese verdammte Rettungsaktion ist wichtig für mich. Du Arschloch. Du blödes Arschloch«, fuhr sie ihn an. »Es muss ja toll sein, der Mann aus Stahl zu sein, der nichts an sich heranlässt.«
»Das habe ich nie gesagt«, erwiderte er ruhig, aber es war zu spät.
»Ich schwöre dir, meine verdammte Rettungsaktion und ich werden dich nie wieder belästigen«, erklärte sie. Dann drehte sie sich um und ging an ihm vorbei aus dem Büro, den Kopf so hoch erhoben wie am Vortag.
Admiral James Callahan wusste, wie jung Jake Hansen gewesen war, als er sich freiwillig verpflichtete, obwohl er damals so getan hatte, als würde er die gefälschte Geburtsurkunde für echt halten. Jake hatte die Urkunde geschickt manipuliert, um den Admiral glauben zu lassen, er wäre fast achtzehn. Tatsächlich hatte Jake den Teil des Dokuments nur unzureichend gefälscht, um die Aufmerksamkeit von dem Umstand abzulenken, dass er erst fünfzehn war. Fast sechzehn. Er konnte ja nicht wissen, dass Cal vor über zwanzig Jahren das Gleiche gemacht hatte.
Cal hatte gedacht, der Junge würde den ersten Tag nicht überstehen. Schon gar nicht die erste Woche. Dann wäre auch kein Schaden entstanden.
Es stellte sich aber heraus, dass Jake einer der besten Männer war, die je in die Navy eingetreten waren. Zumindest behauptete der Ausbildungsunteroffizier das dem Admiral gegenüber, nachdem die erste Woche im Bootcamp vorbei war. Er wollte, dass Jake die BUD/S, die Grundausbildung der SEALs, absolvierte.
»Er ist erst fünfzehn«, hatte Cal eingewandt.
»Fast sechzehn. Wenn er den Lehrgang besteht, ist er siebzehn, wenn er das erste Mal an Kampfhandlungen teilnimmt. Wir können ihn dann immer noch zurückstellen, falls es zu früh sein sollte.« Captain Harry Lopez hatte mit Cal in der Kaserne zusammengesessen und sich einen Whiskey und eine Zigarre gegönnt. Es war kurz vor Mitternacht, und auf der Basis war alles ruhig.
»Er ist fünfzehn.«
»Er verhält sich, als sei er älter. Er ist ein Naturtalent«, hatte Harry argumentiert.
Cal erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er Hansens Akte in Händen gehalten hatten, die durch das polizeiliche Führungszeugnis und ein psychologisches Gutachten ergänzt wurden. Er war überzeugt, dass er, sobald er die Akte gelesen hatte und Jake sein Büro betrat, jeden Anflug von Weichherzigkeit würde zurückstellen müssen.
Doch er hatte nicht recht behalten. Seit jenem Tag wurde Jakes Akte an einem absolut geheimen Ort aufbewahrt, zu dem kaum jemand Zugang hatte. Und Jake wurde zu einem der besten Männer, denen er bei der Marine je begegnet war.
Jake würde Cal helfen, die Tochter eines seiner
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