Entfuehrt
Abend«, meinte Zeke.
Sie brauchte tatsächlich einen Moment, um sich zu erinnern, welcher Wochentag war. Donnerstag. Zumindest war sie sich ziemlich sicher. »Tut mir leid, ich fürchte, ich bin einfach nur müde«, erwiderte sie. »Es waren heute einfach zu viele von euch, die wieder zusammengenäht werden wollten.«
Er berührte das Pflaster auf seiner Stirn. »Ich verspreche, ich werde in Zukunft vorsichtiger sein.«
»Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.«
Zeke lächelte. Er gab sich so viel Mühe, und er war attraktiv und nett. Aber ihr Herz war nicht bei der Sache. »Gleich spielt eine neue Band. Soll ziemlich gut sein«, sagte er.
Sie nickte und trank einen Schluck von ihrem Bier. Ihr war eigentlich nicht danach, sich zu betrinken. Sie hätte wirklich zu Hause bleiben und sich die Decke über den Kopf ziehen sollen. Aber das war genau das, was Onkel Cal und ihre Mutter wollten. Onkel Cal hatte sogar versucht, so etwas wie eine Ausgangssperre zu verhängen.
Sie hatte gewartet, bis er ins Bett gegangen war, ehe sie sich die Hintertreppe hinuntergeschlichen und Zeke am Ende der Straße getroffen hatte. Sie war nur allzu bereit, vor all dem wegzulaufen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so verloren gefühlt.
Nein, sie hielt sich nicht so gut, wie sie gedacht hatte. Und dann hatte sie auch noch ihr Portemonnaie zu Hause vergessen. Wenn sie also wirklich weglaufen wollte, musste sie sich dafür Geld leihen.
Zeke sagte gerade etwas zu ihr, aber sie passte nicht auf, weil Jake auf sie zukam. Er sah ihr direkt in die Augen.
Sie schluckte schwer und wappnete sich für das Kommende. Vielleicht wieder ein Streit, obwohl sie das nicht glaubte.
Er war schon fast bei ihr, als irgendein muskelbepackter Kerl von hinten Jakes Schulter packte. Er hatte absolut keinen Grund, ihn anzugreifen, zumindest nicht, soweit sie es erkennen konnte. Er riss Jake zurück und in die Mitte des Raums.
Sie beobachtete, wie Jake sich umdrehte und versuchte, den Kerl abzuschütteln und einfach weiterzugehen. Aber der Typ hatte andere Pläne. Diesmal packte er Jake vorn am Shirt.
Jake wirkte recht entspannt. Er lächelte sogar. Und im Bruchteil einer Sekunde hatte er den Kerl an der Kehle gepackt.
»Oh Mann, das wird gut!«, sagte Zeke. »Sehen Sie doch nur.«
Isabelle beobachtete, wie ein großgewachsener Mann mit verschiedenfarbigen Augen zwischen den stämmigen Mann und Jake trat. Sie erkannte ihn, er war einer der SEALs, die sich während der sechzehn Kilometer langen Fahrt zum Helikopter um sie gekümmert hatten. Sechzehn Kilometer, die sich für sie wie die längsten sechzehn Kilometer ihres Lebens angefühlt hatten.
Sie erkannte einen dritten SEAL. Er war bei Jake gewesen, als der sie gefunden hatte. Er schien mehr daran interessiert zu sein, dass der Kampf weiterging, statt ihn zu beenden. Und wirklich, nur wenige Sekunden später brach ein Chaos aus, das sich schnell in Richtung der Bühne bewegte, denn es beteiligten sich immer mehr Männer an der Schlägerei.
»Zurück, Isabelle«, befahl Zeke, und sie zog sich in eine Ecke des Raums zurück. Der Barkeeper winkte ihr, damit sie zu ihm hinter den Tresen kam und sich neben ihn stellte. Sie gehorchte widerspruchslos.
Zeke warf sich ebenfalls ins Getümmel, und eine Zeitlang verlor sie sowohl ihn als auch Jake aus den Augen. Stühle und Fäuste flogen, Flaschen splitterten. Es schien, als wären sämtliche Anwesenden – bis auf die Frauen – an der Schlägerei beteiligt.
Außer der Band, die die ganze Zeit nicht aufhörte zu spielen. Auch dann nicht, als einige Männer sich zu ihren Füßen auf der Bühne wälzten.
Schließlich gelang es Jake, direkt neben ihr aufzutauchen. Sein T-Shirt war am Hals eingerissen, sein Haar war zerzaust und hing ihm in die Stirn.
»Ich habe mich danebenbenommen«, sagte er, sobald ihre Blicke sich trafen. »Ich wollte deine Rettung nicht schmälern. Aber so gehe ich mit den Dingen nun mal um, so komme ich damit zurecht. Das muss ich, um meinen Job gut zu machen. Und ich mache meinen Job gut.«
Er stand sehr nah neben ihr, aber hauptsächlich, so glaubte sie, damit sie ihn trotz der lauten Musik und dem Lärm der Schlägerei, die hinter seinem Rücken weiterhin stattfand, hören konnte. »Kannst du das verstehen? Mir ist so was noch nie passiert.«
Geht das nur mir so, Isabelle?
»Ja, also, mir auch noch nie«, sagte sie, und seine Mundwinkel hoben sich leicht.
»Du glaubst noch immer, ich sei ein Arschloch.«
Sie
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