Entfuehrt
lange Schloss und Riegel einen Mann, der so gut ausgebildet war, wirklich aufhalten konnten.
»Clara, ich gehe zum Mittagessen«, rief sie der älteren Krankenschwester zu, als die gerade an ihrer Tür vorbeiging.
»Die nächsten Untersuchungen sind in einer Stunde.«
»Bis dahin bin ich wieder da.« Isabelle schloss die Tür und schlüpfte rasch in ihre Sportsachen. Bei dem Gedanken daran, wie kalt es draußen sein musste, zog sich alles in ihr zusammen.
Das Telefon klingelte erneut. Sie starrte es eine Sekunde lang an, doch dann ignorierte sie es einfach und verließ die Klinik durch den Hintereingang.
Es war nicht das ideale Wetter, um sich körperlich zu betätigen. Besonders nicht, da ihre Seite noch immer schmerzte. Aber bei der Vorstellung, in der Sporthalle auf dem Laufband zu joggen, fühlte sie sich zu eingesperrt. Sie wollte – oder musste – draußen sein. Nichts durfte sie eingrenzen.
Die Sohlen ihrer Laufschuhe schlugen hart auf den festen Sand an der Brandungslinie, ihr Atem formte sich vor ihren Lippen zu eisigen Wolken. Und verdammt , heute wollte sie weiter laufen als nur zwei Meilen. Selbst wenn es sie umhaute. Und wenn sie bedachte, wie schnell sie Seitenstiche bekam und wie schwer Luft, konnte das durchaus passieren.
Jeder Schritt führte sie weiter weg von der Klinik, von einem Job, in dem sie sich nicht wohlfühlte … Weiter weg von ihren Erinnerungen an Afrika und weiter weg von den Formularen, die auf ihrem Schreibtisch auf sie warteten.
Aber zu weit weg von Jake.
Sie kehrte um und lief zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Jake hatte Max gebeten, ihm zu helfen, die Akten zu beschaffen, die er eigentlich nicht anrühren durfte. Er schuldete dem Mann mehr Gefallen, als er zählen konnte.
Wenn Max beschließen sollte, all diese Gefallen einzufordern, würde ihn das in ziemliche Schwierigkeiten bringen.
Aber auch mit Max’ Hilfe kam Jake nicht besonders weit. Die Akten für die Operationen der Delta-Einsatzkräfte waren besser unter Verschluss als seine eigenen. Und es gab Daten, an die er sich nicht herantraute, weil er fürchtete, man könne den Zugriff zum ihm zurückverfolgen. Er schloss sein Notebook mit einem leisen Knall und starrte auf die Afrikakarte, die er sich ausgedruckt hatte, bis das Bild vor ihm verschwamm.
Es war nach 1800, als Cal ihn auf dem Handy anrief.
»Ich werde Isabelle heute Abend mit nach Hause nehmen«, verkündete der Admiral ohne Begrüßung. »Ihre Mutter kommt zum Abendessen. Sie wird ihre eigenen Sicherheitsleute dabeihaben.«
»Ich bin nicht eingeladen?«, fragte Jake. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie der Admiral die Stirn runzelte. Jake zerknüllte die Karte und warf sie in den Papierkorb.
Er hatte im Laufe des Tages ständig nach Isabelle gesehen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Er hatte den Großteil des Vormittags damit vertrödelt, sich in der Klinik herumzudrücken, und eine Stunde lang hatte er ihr zugesehen, als sie am Strand joggen war. Sie war fit, aber sie schien Schmerzen zu haben.
In den folgenden Stunden war sie in der Klinik beschäftigt gewesen, und er hatte sich auf den Weg gemacht, um Plan B zu verfolgen.
»Ich bin immer noch nicht allzu glücklich, wenn sie bei Ihnen einzieht. Und die Senatorin wird noch viel weniger damit einverstanden sein.«
»Es geht mir nicht darum, irgendwen glücklich zu machen, Admiral.«
»Das werde ich der Senatorin lieber nicht erzählen.«
»Isabelle wird es ihr erzählen. Sie lügt nicht gern.«
»Ach, Sie kennen sie schon besser als ich«, bemerkte Cal. »Sie brauchen darauf nicht zu antworten.«
Jake hatte auch nicht antworten wollen. Er verstand ja selbst nicht, warum er all diese Dinge über Isabelle wusste. »Ich muss Nick und Chris von der Sache erzählen.«
»Nein«, widersprach Cal heftig. »Dafür gibt es keinen Grund. Sie können den Job allein machen. Ich habe Ihnen doch gesagt, die Bedrohung ist nicht unmittelbar. Falls es so kommt, werde ich die Sache wieder selbst in die Hand nehmen.«
»Jede Bedrohung ist unmittelbar, Admiral. Das macht sie schließlich zu einer Bedrohung.« Jake versuchte, ruhig zu klingen, obwohl sich sein Herzschlag beschleunigte. Er klappte das Handy zu und wusste, dass der Admiral trotzdem derjenige war, der zuerst aufgelegt hatte.
Mit quietschenden Reifen lenkte er den Wagen von der Hauptstraße auf einen Feldweg, der ihn direkt vom Stützpunkt in die Stadt führte.
Er sagte sich, dass es nur zu Isabelles Bestem war, wenn
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