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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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wann er sie am langen Zügel laufen lassen musste.
    Soldaten haben nicht allzu viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln, es sei denn, sie wissen, was sie wollen, wenn sie in die Armee eintreten. Die Intelligenten bekommen eine Ausbildung, die es ihnen ermöglicht, später etwas anderes zu tun, als Stauseen zu bewachen, hatte Saint seinen Männern eingebläut, immer und immer wieder. Er hatte sie ermutigt, Kurse zu belegen und sich beständig zu verbessern, damit sie nicht eines Tages den Verlockungen einer privaten Sicherheitsfirma erlagen.
    Saint sollte vielleicht lieber mal mit Nick reden. Jake hatte zwar nicht vor, Saint über Nicks Aktivitäten zu unterrichten. Im Moment war er mehr als dankbar, dass Nick Kontakte in diese Welt pflegte. Wenn Jake nicht in den Besitz der Geheimdienstinformationen kam, würde er andere Wege einschlagen müssen.
    Als sie von der Entführung ihrer Tochter erfuhr, hatte Jeannie Cresswell sich zunächst geweigert, ihr Büro zu verlassen. Sie wollte neben dem Telefon auf ihrem Schreibtisch warten, bis es klingelte und man ihr gute Nachrichten überbrachte. Sie hatte sich geweigert, zu essen und zu trinken, und sie wollte auch nicht mit den wohlmeinenden Idioten reden, die ihr versicherten, alles käme schon wieder in Ordnung.
    Zwei lange Monate waren vergangen, seit ihre Tochter wieder nach Hause gekommen war. Normalität war trotzdem noch nicht wieder eingekehrt.
    Sie hatte die Schuhe abgestreift, sobald sie in die Limousine gestiegen war, die sie zu Isabelle und Cal brachte. Jetzt rieb sie ihre schmerzenden Füße am weichen Teppich im Fußraum, während sie aus dem Fenster starrte. Draußen herrschte der übliche freitägliche Feierabendverkehr. Ihr wurde das Herz schwer, weil sie wusste, dass der Mann, den sie angeheuert hatte, um ihre Tochter zu beschützen, auf freiem Fuß war.
    Jeannie hatte sich vorgestellt, sie müsse Rafe nachts um drei im Schutz der Dunkelheit in einer schäbigen Gegend der Stadt ohne ihre Bodyguards treffen. Stattdessen hatte er einen Termin vereinbart und war in ihrem Büro erschienen.
    Er war zu ihr gekommen, und sie hatte ihm alles gegeben, was er brauchte, um ihrem einzigen Kind wehzutun. Sie war unwissend gewesen, doch das zählte für sie nicht. Die Schuldgefühle würden sie nie mehr loslassen.
    »Ich weiß, sie ist schon an gefährlicheren Orten gewesen«, sagte sie. »Nachdem ich aber jetzt Senatorin bin …«
    »Sie haben Drohungen erhalten.«
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    »Ich mache das hier schon ziemlich lange, Senatorin Cresswell. Sie kennen meine Referenzen.«
    »Nach dem, was ich über Ärzte ohne Grenzen weiß, wird man keinen Bodyguard zulassen. Man wird nicht mal Waffen gestatten, was in meinen Augen der absolute Wahnsinn ist. Erst locken sie junge, beeinflussbare Leute in diese Organisation, und dann geben sie ihnen noch nicht mal die Möglichkeit, sich selbst zu schützen.«
    »Wir beide wissen, auf welcher Seite Sie stehen, wenn es um die Reglementierung von Waffenbesitz geht, Senatorin.«
    »Ja, ich glaube, das wissen wir.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mich bei Ärzte ohne Grenzen unter einem Decknamen bewerben. Das gehört zu meinem Job. Ich werde mich darum und um die ganze Situation kümmern. Sie können mir das ruhigen Gewissens überlassen.«
    Diese Worte waren damals für sie wie eine wärmende Decke gewesen. Doch jetzt quälten sie Jeannie in jeder Minute.
    »Du kannst mir das ruhigen Gewissens überlassen«, hatte auch Cal ihr versichert.
    »Aber wenn wir ihr erzählen, Rafe sei festgenommen worden, und sie findet heraus, dass das nicht stimmt … Das wird sie uns nie verzeihen«, wandte sie ein.
    »Wenn wir ihr erzählen, dass er noch auf freiem Fuß ist, wird es ihr unmöglich sein, ihr bisheriges Leben wiederaufzunehmen«, widersprach Cal. Sie standen im kargen Flur vor Isabelles Krankenzimmer. Ihre Tochter schlief gerade. »Es handelt sich einfach um keinen Fall, der eine besonders hohe Priorität genießt. Du hast die Macht, das FBI abzuziehen. In der Zwischenzeit werde ich meine eigenen Leute auf den Fall ansetzen. Ohne die Fesseln der Bürokratie werden sie in der Lage sein, mehr zu erreichen. Und wir verhindern, dass die Presse davon Wind bekommt.«
    Das FBI und die CIA hatten ihre Vernehmungen beendet. In der vergangenen Woche hatte Isabelle täglich mindestens einmal gefragt, ob es Nachricht von Rafe gab.
    Nur wenn sie schlief, sah Isabelle zufrieden aus. Im Schlaf umklammerten ihre Finger eine

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