Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
Vom Netzwerk:
wusste genauso gut wie Jake, dass es nichts nützte. Nick hatte diesen Drang zum Abenteuer. Er hatte schon immer die Gefahr gesucht, und dieses Verlangen wog schwerer als die Argumente seiner Brüder.
    Jake hatte die Kampfschwimmerausbildung geschafft, weil das Training keine Qual bot, die er nicht schon früher durchgestanden hatte. Nick hatte es geschafft, weil er vollkommen unempfindlich gegenüber Schmerzen war und ständig nach neuen Möglichkeiten suchte, etwas zu spüren.
    Chris hatte es geschafft, weil er diesen Anflug von Wahnsinn hatte, der für Männer wie ihn nötig war, um zu überleben.
    Nachdem er so viel über Nicks Arbeit für Clutch gehört hatte, war auch Jake der Gedanke gekommen, er könne sich ihm anschließen. Aber er wusste, dass seine Albträume ihm nach Afrika folgen würden. Es wäre dumm, davor wegzulaufen. Es wäre genauso dumm, vor seinen Gefühlen für Isabelle wegzulaufen.
    Vor dem gestrigen Abend hatte er noch versucht, seine Gefühle logisch zu ordnen, und er hatte sich eingeredet, das, was Isabelle für ihn empfand, hinge vor allem mit der Rettung zusammen. Es ging hier nicht um Liebe. Gut, es bestand auch eine gewisse Anziehung zwischen ihnen. Er wäre ein Idiot, sich das nicht einzugestehen.
    Aber da war noch mehr. Etwas, das er Isabelle unter keinen Umständen gestehen wollte. Das war auch der Grund, warum er an einigen sehr flirtbereiten Damen vorbeiging, ohne sie eines Blicks zu würdigen. Er wollte mehr über den Typ herausfinden, der Isabelle so sehr verletzt hatte. Das war ein Teil seines Jobs, den Cal ihm nicht übertragen hatte.
    Wenn Isabelle das alles herausfand – und er hatte keine Zweifel, dass es früher oder später so weit kommen würde –, dann flippte sie bestimmt aus. Cal würde alles um die Ohren fliegen. Und auch Jake steckte mit drin und würde von ihrer Wut etwas abbekommen.
    Er musste sich entscheiden, wie wichtig ihm das war.
    »Was kann ich dir bringen?« Der Barkeeper, dem Jake noch nie begegnet war, legte vor ihm eine Serviette auf den Tresen.
    Jake faltete die Serviette zusammen und legte sie wieder hin. »Nur ein Wasser.«
    Der Barkeeper nickte, als sei die Bitte für ihn nichts Außergewöhnliches. Er schenkte Jake ein Glas Wasser ein und schob es ihm zu.
    »Geh einfach durch ins Hinterzimmer. Vic wartet auf dich«, sagte der Barkeeper.
    Jake hatte diesen Gefallen bisher nie einfordern müssen. Aber er hatte genug über Vic gehört. Er wusste, dass der Mann Gleichgesinnten in der militärischen Gemeinschaft – und darüber hinaus – half, Kontakte zu knüpfen. Ein kurzes Klopfen an der schweren grauen Metalltür, und im nächsten Moment blickte Jake zu Vic auf. Der Typ musste mindestens so groß sein wie Chris. Er maß fast zwei Meter und hatte die Statur eines Bodybuilders. Kurz fragte Jake sich, ob er derselbe Typ war, der letztens die Schlägerei im Craig’s mit ihm angefangen hatte. Aber er war es nicht.
    »Was willst du?«, fragte Vic, nachdem Jake das Hinterzimmer betreten und die Tür hinter sich zugeknallt hatte.
    »Ich suche nach Clutch. Sag ihm, ich wäre Nicks Freund Jake. Er weiß dann schon Bescheid.«
    Vic blickte ihn finster an. »Das sagen sie alle. Ich ruf ihn an. Du wirst hier mit ihm reden müssen.«
    »Ich muss ungestört mit ihm reden.«
    »Ja, das wollen sie auch alle.« Vic wählte. Eine Zigarette baumelte von seinen Lippen. Er wartete, verdrehte die Augen. »Verrücktes Afrika. Sie ändern ständig die Vorwahl, ohne irgendwem was davon zu sagen. Hey … Clutch? … Ja, jemand namens Jake sucht nach dir. Ein Freund von Nick … Was? Warte.« Vic beugte sich vor und starrte in Jakes Augen. »Grau. Merkwürdige Farbe.«
    Jake schnaubte.
    »Hier.« Vic gab ihm das Telefon. Er schlenderte aus dem Raum. Die schwere Metalltür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Clutch war es inzwischen leid, ständig auf den Anruf zu warten. Der Anruf war am vergangenen Abend gekommen. Er hatte gewusst, dass er früher oder später kommen würde. Die Stimme am anderen Ende der Leitung hatte Erleichterung statt Angst ausgelöst. Eine Angst, die er vor drei Jahren kennengelernt hatte, als er aus seiner Einheit bei den Delta Forces herausgenommen wurde und seinen Marschbefehl nach Afrika bekommen hatte. Hier sollte er für GOST arbeiten – eine hochgeheime Söldnertruppe, die von der Regierung geführt wurde.
    Wenn die Leute von GOST ihn nicht am Abend zuvor angerufen hätten, wäre es heute, morgen oder nächstes Jahr passiert. Irgendwann meldeten sie

Weitere Kostenlose Bücher