Entfuehrt
sich. Sie hatten ihm geschworen, dass er nie völlig frei sein würde.
Bis jetzt hatte er Glück gehabt, und er hätte fast laut gelacht, weil er das Wort Glück im Zusammenhang mit sich selbst gebrauchte. Es war einfacher zu lachen, nachdem er sich gestern eine halbe Flasche Whiskey einverleibt hatte. Der Alkohol brannte in seinen Adern und ließ ihn fast seinen eigenen Namen vergessen. Heute Abend dröhnte sein Schädel, und er erinnerte sich nur allzu gut an alles.
Bobby Juniper, wir brauchen dich.
Er hatte die Nachricht auf seinem Anrufbeantworter immer wieder abgespielt, bis das Band riss. Und dann hatte er den Anrufbeantworter und das Telefon an der Wand zerschmettert und die Einzelteile in die Einfahrt geworfen. Er hatte Jumas und Moodys besorgte Rufe ignoriert, ob bei ihm alles in Ordnung sei.
Aber auch das schützte ihn nicht. Sie hatten begonnen, ihn auf dem Handy anzurufen.
Wenn er nicht zurückkam und den Job erledigte, den GOST für ihn hatte, würden sie ihn umbringen oder seine wahre Identität den Leuten enthüllen, die ihn seit achtzehn Jahren suchten und umbringen wollten.
Clutch wusste nicht, was schlimmer war. Und so saß er am Schreibtisch in seinem Haus in Ujiji und starrte in die Nacht. Seine Taschen standen gepackt neben ihm. Doch dann rief Vic an und meinte, ein Typ namens Jake wolle ihn sprechen. Er sei ein Freund des Navy SEALs Nick, der in der Vergangenheit für ihn gearbeitet hatte. Verrücktes Arschloch.
»Weißt du nicht, dass Jungs von der Army und Abschaum nichts miteinander zu tun haben wollen?«, fragte Clutch.
Jakes Stimme klang klar und deutlich, obwohl ein beständiges Rauschen in der Leitung war. Ein Mann, der wusste, was er wollte. »Was soll das? Ist das dieser Scheiß, den sie euch eintrichtern, dass ihr für immer dabei seid, wenn ihr einmal dabei gewesen seid?«
Bobby Juniper, wir brauchen dich …
»Wissen Sie, ich suche nach einem Mann, der vor einigen Monaten in Djibouti als Söldner gearbeitet hat. In der Klinik der Ärzte ohne Grenzen . Sein Name ist Rafe McAllister.«
Clutch hielt den Hals seiner Bierflasche so fest umklammert, dass sein Arm zitterte. Langsam stellte er die Flasche vor sich auf den Schreibtisch und ließ sie los. »Ich kenne ihn.«
Wenigstens hatte er Rafe einst gekannt. Heute würde er den Mann, der sein Talent verschleudert hatte, weil er zwei Monate vor dem Ende seiner Delta-Force-Ausbildung einen direkten Befehl missachtet hatte, nicht wiedererkennen. Heute war Rafe ein Mann, der für Geld alles tat. Offensichtlich machte er auch nicht davor Halt, seine eigenen Kunden zu betrügen.
»Wissen Sie, wo sich Rafe jetzt aufhält?«, bohrte Jake nach.
»Nachdem die Tochter der Senatorin entführt wurde, hat er sich abgesetzt. Ich nehme an, er versteckt sich.«
»Woher wissen Sie von der Ärztin? In den Zeitungen hat es nicht gestanden.«
»Für uns braucht es nicht in den Zeitungen zu stehen, damit wir davon erfahren. Es gab hier eine Menge Leute, die der Senatorin nach den Ereignissen angeboten haben, für echten Schutz vor dem Typen zu sorgen. Sie hat es abgelehnt. Hat behauptet, sie hätte einen Freund, der sich um die Sache kümmert.«
»Erzählen Sie mir, was er für ein Typ ist.«
»Ich habe nichts zu sagen. Jedenfalls nichts, das Sie hören wollen.«
»Ich habe wohl keine andere Wahl.«
Wo hatte er diese Worte schon mal gehört? »Rafe hat im Laufe der Jahre ein paar ziemlich krasse Sachen gemacht. Ich würde nichts davon versuchen, obwohl ich besser ausgebildet bin als er.« Clutch wusste nicht, ob es die Tatsache war, dass es Rafe einfach egal war, in welche Gefahr er sich begab, die ihn so gut machte. So gut – und so gefährlich. »Er ist tödlicher als eigentlich zulässig.«
»Er hat noch nie etwas Derartiges gemacht, oder? Nichts, das an die Sache mit Isabelle heranreicht?«
»Nicht, soweit ich wüsste. Meist wird er angeheuert, um das Unmögliche möglich zu machen. Er bricht ein, wo sonst niemand reinkommt. Er ist außerdem für Attentate auf ein paar sehr wichtige Leute verantwortlich. Er ist verdammt gut in seinem Job, Jake. Ich weiß, Sie und Nick sind gut ausgebildet. Aber dieser Typ ist ein Meister der Tarnung. Er ist einfach besser. Ein Einzelgänger.«
Ein Mann mit Todessehnsucht.
»Können Sie ihn kriegen?«, fragte Jake nach kurzem Schweigen.
»Ich kann Ihnen nichts versprechen.«
»Die Tochter der Senatorin hat außerdem eine Fotografin erwähnt, die sich oft in der Nähe der Klinik aufgehalten
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