Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
Vom Netzwerk:
fest. »Ich wusste ja nicht … ich wusste nicht, dass ich das getan habe.«
    »Jetzt weißt du’s. Fahr da rechts ran.«
    »Willst du mich erschießen, wenn ich’s nicht mache? Hasst du mich so sehr?«
    Hasste sie ihn? Manchmal, wenn sie nachts wach lag, balancierte sie gedanklich auf diesem schmalen Grat und wusste nicht, ob sie Clutch hasste oder sich zurück in seine Arme wünschte. Zurück in die Zeit, als er ihr die einzige Bitte abschlug, die sie ihm gegenüber je geäußert hatte.
    »Wie wäre es denn, wenn du mich ausbildest?«, fragte sie. Clutch lachte kurz auf, ehe ihm bewusst wurde, dass ihr die Sache ernst war.
    Sobald er es verstand, schüttelte er nur den Kopf. »Du wärst keine gute Söldnerin.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man für den Job Überlebenswillen braucht. Den hast du irgendwann verloren. Finde ihn wieder, und dann können wir darüber reden.«
    »Leck mich!«, fauchte sie. »Ich weiß mehr über den Willen zu überleben, als du je begreifen wirst.«
    »Du bist nur angepisst, weil ich dir die Wahrheit sage.«
    Sie befreite sich mit einem Ruck aus seiner Umklammerung und rieb sich das schmerzende Handgelenk. »Das sagt ja genau der Richtige. Was denn? Du weißt von der Familie der kleinen, armen Sarah, die ihr Land und ihr Geld verloren hat, und dass ich alles für sie tun würde? Gar nichts weißt du.« Ihr Akzent wurde härter, und sie murmelte ein paar Worte auf Schona.
    »Ich weiß genug.«
    »Tatsächlich? Weißt du, wie es ist, wenn sie einem von jetzt auf gleich alles nehmen? Wie es ist, wenn das Unterste zuoberst gekehrt wird? Wenn man alles verliert, was man einst gekannt hat, und wenn man nichts dagegen tun kann?«
    »Ja, das weiß ich«, erwiderte er ruhig. »Lebe oder stirb, Sarah. Finde erst heraus, was von beidem du willst, und der Rest ergibt sich.«
    Obwohl sie ihm geglaubt hatte, war sie gegangen. Er hatte ihr von der Veranda aus nachgeschaut.
    »Rafe hat mich ausgebildet«, erzählte sie ihm.
    »Ich hab’s bemerkt. Er hat dich auch benutzt. Aber du kannst immer noch helfen«, sagte er. Sein Fuß klebte am Gaspedal. Er ließ es auf einen Machtkampf ankommen.
    »Isabelle?«, fragte sie.
    »Nein. Du kannst dir helfen.«
    In seiner Stimme schwang etwas mit, das sie nicht einordnen konnte. Und das machte sie wütend. Zugleich wurde ihr schlecht.
    »So, wie du mir geholfen hast? Hör doch auf mit dem Scheiß, Clutch. Hilf mir jetzt .«
    Er riss das Steuer hart nach links. Das Getriebe knirschte, als er den Wagen mitten auf der Straße zum Stehen brachte.
    »Bitte schön, wenn du unbedingt mit dem Kopf durch die Wand willst.«
    »Ist das jetzt wieder so ein niedlicher Spruch des amerikanischen Jungen, der in dir steckt?«, fragte sie. Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste ihn loswerden. Aber sie war nicht sicher, ob sie bereit war, mit so einem hohen Einsatz zu spielen.
    »Steig verdammt noch mal aus meinem Wagen.«
    »Was hat Rafe dir erzählt, Sarah? Was hat er dir erzählt, dass du es richtig fandest, eine Frau zu verraten, die deine Freundin war?«, fragte er knapp. Er rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle.
    Ich will jedem Einzelnen in dieser verfluchten Familie wehtun, Sarah. Ich will ihnen so wehtun, wie mir wehgetan worden ist. Ich weiß, du verstehst das. Wenn du dich an denen rächen könntest, die deiner Familie Schaden zugefügt haben, würdest du es tun. Ich weiß, dass du es tun würdest.
    »Er hat mir nichts erzählt.«
    »Ich kenne dich besser. Ich kenne dich besser, als du dich kennst.« Er überraschte sie, als er plötzlich den Türgriff packte und sich aus dem Wagen warf. Sie kämpfte den Drang nieder, ihn zurückzuholen. Er hatte sie schon wieder weggestoßen.
    Sie ignorierte die Tatsache, dass sie es war, die immer fortlief. Es war dasselbe wie letztes Jahr. Sie kletterte über die Mittelkonsole und rutschte auf den Fahrersitz.
    »Du willst mir immer noch beweisen, wie unrecht ich hatte«, behauptete er. Er zog seine Tasche vom Rücksitz, und obwohl sie wusste, dass in der Tasche Waffen waren, machte er noch immer keine Anstalten, sie zu überwältigen. Zumindest nicht mit roher Gewalt. »Du hast ja keine Ahnung, wozu Rafe fähig ist.«
    »Wie du?«
    »Ich würde so was nie tun.« Er schlug mit beiden Fäusten gegen den Kotflügel. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. »Hat er dir wehgetan, Sarah? Denn ich schwöre dir, wenn er das getan hat …«
    »Was würdest du dann machen?«, fragte sie mit einer Ruhe, die sie nicht verspürte. Sie sah die

Weitere Kostenlose Bücher